Dieses Filmprogramm begibt sich auf Zeitreise. Gegenwart und Vergangenheit vermischen sich zu einem Strudel aus Ereignissen, die auf mehr oder weniger sichtbare Weise miteinander verbunden sind. Aus unserem aktuellen Blickwinkel erkennen wir Strukturen und werden uns der Prozesshaftigkeit und der unterschwelligen Muster von Unterdrückung und Ausbeutung bewusst. Wir realisieren, wie sehr diese die Gegenwart prägen und erfühlen, wie schmerzhaft Erinnerungen sein können und welchen Mut es braucht, sich der eigenen Geschichte zu stellen. (Sarah Adam)
Junge Menschen denken an den bevorstehenden Krieg. Ein Videoclip mit Freund*innen, Zigaretten und Musik: „Morgen kommt der Krieg und wir sitzen hier Mitten in Kyiv – morgen gehen wir wie immer an die Uni und lernen…“. Sie reden über Zugtickets, gepackte Koffer, und Verwandte im Ausland. Wussten die Studierenden der Akademie für Pop, Schauspiel und Zirkuskunst damals, dass diese Aufnahmen so bald schon zum Zeitdokument werden würden?… >>>
Für manche ist das Dirndl nur ein hübsches, buntes Kleid mit Schürze, für andere eine lebenslange Konfrontation. So wie Kleidungsstucke, sind auch Orte kontaminiert, die durch die Familiengeschichte unterschiedliche Narrative erfahren. Jede Generation hat ihre eigene Lesart, die sich wie Schichten so lange überlagern, bis niemand mehr weiß, oder wissen kann, was eigentlich darunter ist. Der Super-8 Film taucht ein in die augenscheinliche Magie des Grundlsees und gibt den Blick frei auf tiefere Schichten.… >>>
„Ein Elefantenknochen, um das Essen umzurühren, eine Feder, um nachts fliegende Termiten zu verscheuchen, acht Schmetterlinge, ein Seil aus duftenden Wurzeln, 150 Meter belichteter, aber noch nicht entwickelter Film, der für das Kolonialministerium bestimmt ist…“. Die Liste der Gegenstände, die bei einer Expedition in den Nordosten Kongos zwischen 1911 und 1913 geraubten und nach Belgien gebracht wurden, ist lang. Zu den historischen Dokumenten der Expedition gehört auch dokumentarisches Filmmaterial auf dem sichtbar ist, wie das damalige System der Unterdrückung und Ausbeutung funktionierte. Sarah Vanagt kreiert öffentliche und gleichzeitig intime Situationen im Brüsseler Stadtraum, in denen junge Menschen unterschiedlicher Herkünfte das Material betrachten und interpretieren. Auf spielerisch-performative Weise verdeutlicht diese Auseinandersetzung die herablassenden und diskriminierenden Eigenschaften des kolonialen Machtapparats.… >>>
Der Desktopfilm verdeutlicht, wie sich realexistierende Strukturen in der Welt der Computerspiele unhinterfragt wiederfinden. Der Filmemacher untersucht, warum Polizisten in dem Videospiel „Grand Theft Auto V“ nie gegeneinander vorgehen oder sich gegenseitig angreifen, während es ihnen durchaus möglich ist Gewalt gegen andere Spielfiguren auszuüben. Mit Hilfe der „Modding Szene“ – einer Online-Community, die darauf spezialisiert ist, die Software von Computerspielen zu verändern – versucht er das Verhalten der Spielfiguren in Polizeiuniform zu verändern. Nach mehreren gescheiterten Versuchen beginnen die IT-Expert*innen die Programmierung des Quellcodes zu untersuchen.… >>>
Nach über zehn Jahren versucht die Filmemacherin den Kontakt zu ihrer Cousine wieder herzustellen. Als Jugendliche waren sie eng befreundet, doch dann trennte sie der Krieg und nun leben sie tausende von Kilometern voneinander entfernt. Gemeinsam versuchen die beiden jungen Frauen, via Online-Chatt und Screen-Sharing, die Erinnerungen an das damaliges Leben in Syrien zu rekonstruieren. Nach und nach entdecken sie sich selbst und andere Verwandte auf alten Urlaubsvideos und Aufnahmen von Familienfeiern. Während dieses Austausches realisieren sie, welch lange Reise, ihre Familie hinter sich hat.… >>>