Freedom from Everything


(Filmladen)

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Freedom from Everything

„What kind of pictures do we need now?“, fragt die Stimme des Filmemachers in einem Filmessay, der sich aus Bildern und Tönen unterschiedlicher – und oft unklarer – Herkunft, Ästhetik und Machart zusammensetzt. Welche Bilder brauchen wir jetzt? Dieses Jetzt entwirft Mike Hoolboom in seiner Narration aus dem Off als eines, in dem politische und ästhetische Repräsentation ihre gewohnten Funktionen nicht mehr erfüllen können. Wen vertreten Politiker*innen, wenn sie in der Nachfolge von Margaret Thatcher davon ausgehen, dass es so etwas wie „Gesellschaft“ gar nicht gibt? Wen oder was repräsentieren die omnipräsenten Bilder, bei denen sich oft nicht mehr ausmachen lässt, ob sie die Welt abbilden oder sie generieren? Als „Freedom from Everything“ hat Hito Steyerl die neoliberale Ausschaltung der Errungenschaften des sogenannten „Sozialstaats“ benannt: Die Freiheit eines guten Jobs, einer Gesundheitsversorgung, einer bezahlbaren Wohnung. Anhand dieser ausgehöhlten Definition von Freiheit, die vereinzelt und verunsichert, setzt Hoolboom COVID und AIDS als globale Krisen miteinander in Verbindung. Er spricht aus der Perspektive des Überlebenden einer HIV-Infektion – zu einer Zeit als US-Regierungsbehörden die epidemischen Ausmaße von AIDS ignorierten, damit der Mythenbildung zu Entstehung und Übertragung des Virus Vorschub leisteten und effektive Schutzmaßnahmen verunmöglichten. Die Freiheit von allem besteht auch darin, politische Verantwortung so diffus werden zu lassen wie die Repräsentationen der Wirklichkeit. Widerstandsbewegungen wie Black Lives Matter oder die Proteste gegen Femizide in Mexiko sind für Hoolboom Anlass zur Hoffnung: Kann es gegenüber dieser Freiheit von allem, was eine gerechtere Gesellschaft ausmachen würde, eine Pandemie der Solidarität geben? Pandemie, bemerkt er, komme von pandemos und bedeute „alle Menschen betreffend“, nicht allein durch die geteilte Angst vor einer Ansteckung, sondern auch durch den geteilten Wunsch nach Immunität und Überleben. (Philip Widmann)… >>>

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  • Dauer: 87 Min.
  • Premiere: Europapremiere
    • Regie: Mike Hoolboom