Europa Passage

| Europa Passage
(Gloria)

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Andrei Schwartz’ Film erzählt die Geschichte eines Paares aus Rumänien. Dass sie Roma sind, wird lediglich in einem kurzem Infotext im Vorspann erwähnt. Schwartz, selbst in Bukarest geboren und rumänisch sprechend, begleitet Maria und Tirloi und einige ihrer Verwandten über einige Jahre. Der Titel des Films EUROPA PASSAGE bezieht sich zum einen auf eine große Shoppingmall in der Hamburger Fußgängerzone – vor der Tirloi versucht, Straßenzeitungen zu verkaufen – zum anderen charakterisiert er die Situation seiner Protagonist*innen. Sie pendeln zwischen Rumänien und Deutschland, zwischen zwei Welten innerhalb Europas, innerhalb der EU. In ihrer Rom*nja-Siedlung sind sie nicht mehr zuhause, in Hamburg sind sie nicht angekommen. Sie sind Armut und Perspektivlosigkeit entflohen, um hier unter S-Bahn-Brücken zu schlafen und tagein, tagaus zu betteln. Sie erleben den typischen Teufelskreis: ohne Arbeit keine Wohnung, ohne Meldeadresse keine Arbeit. Dennoch findet Tirloi dieses Leben besser als das in seiner Heimat, wo die Familien ohne Schul- und Ausbildung in Provisorien leben, Müll aus einem Flüsschen sammeln und Reisig im Wald, um Besen zu binden, die sie an Händler*innen aus der Stadt für immer weniger Cents verkaufen. Irgendwann fährt nur noch Maria regelmäßig zurück, weil sie sich um ihre Enkeltöchter sorgt. Die beiden wollen ein menschenwürdiges Leben führen. Sie geben bereitwillig Auskunft und verlieren ihren Humor nicht. Tirloi bekommt seinen Alkoholismus in den Griff und wird bei der Stadtzeitung angeheuert. Sie bekommen ein Zimmer im Gemeindehaus einer Kirche. Wo schließlich auch die 13-jährige Enkelin unterkommt. Sie wird die Erste in ihrer Familie sein, die lesen und schreiben kann.Die Kamera ist stets nah dran, ohne aufdringlich zu sein. Schwarz stellt zurückhaltend seine Fragen. Der Film eröffnet einen anderen Blick auf Menschen, die unser Stadtbild prägen, von denen wir dennoch nichts wissen (wollen). (Livia Theuer)

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  • Dauer: 90 Min.
  • Länder: Deutschland
  • Sprache: Rumänisch
  • Untertitel: Deutsch
  • Produktionsjahr: 2021

  • Regie: Andrei Schwartz
  • Kamera: Susanne Schüle
  • Schnitt: Rune Schweitzer
  • Sound: Stefan Brück, Marin Cazacu, Helge Haack, Giacomo Goldbecker, Simon Bastian
  • Produzent*innen: Stefan Schubert