Jane by Charlotte

| Jane by Charlotte
(Gloria)

„Dich mit der Kamera zu filmen ist eine Entschuldigung für mich, dich anzusehen“, sagt Charlotte Gainsbourg. Die Filmemacherin und Tochter des berühmten Chansonniers Serge Gainsbourg porträtiert ihre Mutter, die Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin. Im Mittelpunkt des Films stehen eindringliche Zwiegespräche zwischen Mutter und Tochter, geprägt von Nähe und Distanz. Die Frauen besuchen noch einmal die wichtigsten Stationen in Birkins Lebens: New York, den Strand in der Bretagne, wo die inzwischen 75-jährige heute lebt. Oder das Haus, in dem sie mit Serge gelebt hat. „Wie in Pompeji“, sagt sie, als sie mit ihrer Tochter das unberührte Mausoleum betritt, in dem die Konservendosen in den Regalen im Laufe der Jahre explodiert sind. Wer bei JANE BY CHARLOTTE ein stringent-chronologisch erzähltes Porträt erwartet, wird enttäuscht sein. Vielmehr fängt der Film die gleichzeitig so ähnlichen und doch so unterschiedlichen Persönlichkeiten von Mutter und Tochter in einer impressionistischen Collage ein, in der Alltagsthemen ebenso wie existenzielle Fragen ihren Platz haben – von Hunden, der Sammelwut Janes über die Beziehung zu Vätern bis hin zu Altern und Tod. Zwischentöne spielen eine große Rolle, der Erzählduktus ist stets privat, die Dialoge finden überwiegend im Flüsterton statt. Auftritte Birkins in der Öffentlichkeit sind kaum Thema – und wenn, geht es mehr um Befindlichkeiten; auch ein konkret bevorstehendes Konzert gibt den Erzählungen lediglich einen Rahmen. So erklärt Jane beispielsweise, dass sie erst spät zu Liveauftritten kam und wie sie unter Lampenfieber leidet. Trotz Krankheit und traumatischer Ereignisse wie dem Tod der älteren Tochter Kate strahlt Jane Birkin einen großen Optimismus aus. Und diese Ausstrahlung und Gelassenheit durchdringen jede Einstellung. „Je mehr ich dich sehe, desto mehr liebe ich dich“, sagt Charlotte abschließend als Subtext zu Bildern, in denen Jane am Strand langgeht. Auch wenn dies die Angst einschließt, sie irgendwann zu verlieren. (Anja Klauck)

  • Dauer: 89 Min.
  • Länder: Frankreich
  • Sprache: Französisch
  • Untertitel: Englisch
  • Produktionsjahr: 2021

  • Regie: Charlotte Gainsbourg
  • Kamera: Adrien Bertolle
  • Schnitt: Tianès Montasser
  • Produzent*innen: Mathieu Ageron, Maxime Delauney, Romain Rousseau, Charlotte Gainsbourg