365 Tage Dokumentarfilm

365 Tage Dokumentarfilm – Das Kasseler Dokfest das ganze Jahr präsent

Das Kasseler Dokfest möchte die dokumentarische Form wieder verstärkt ins Kino bringen, nicht nur während der 6 Tage des Festivals sondern 365 Tage im Jahr. Wir möchten besondere Highlights des Festivals präsentieren, die durch ihre inhaltliche Brisanz oder künstlerische Fertigkeiten hervorstechen und auch zeitnah auf geführte Diskurse reagieren und diese filmisch kommentieren.

Mit kuratierten Programmreihen, Film-Events mit Gästen und Filmgesprächen sowie einer Ansprache von Zielgruppen ist es möglich, Zuschauerinnen und Zuschauer für den Dokumentarfilm im Kino zu gewinnen. Eine besondere Herausforderung ist, verständlich zu machen, dass es ein Unterschied ist, ob man einen Dokumentarfilm auf der Leinwand, im Fernsehen, auf dem PC oder Smartphone sieht.

Jedes Screening soll über eine ‚reguläre‘ Kinovorstellung hinausgehen, da wir nach Möglichkeit die Filmemacher/innen zur Diskussion ihrer Arbeit nach Kassel einladen möchten. Auch sollen Expert/innen verschiedener Bereiche eingeladen werden.

Die Ausgestaltung ist damit genauso facettenreich gestaltet wie das Kasseler Dokfest mit all seinen verschiedenen Sektionen selbst.

Die Reihe 365 Tage Dokumentarfilm – Das Kasseler Dokfest das ganze Jahr präsent wird von der HessenFilm und Medien GmbH gefördert.

Veranstaltung im September: For Sama

Großbritannien, Syrien 2019 / 98 Min.
Regie: Waad al-Kateab, Edward Watts

Als die Bomben im Krankenhaus einschlagen, drückt Waad Al-Kateab einer Schwester das Bündel in die Hand, das ihre Tochter Sama ist, damit diese sie in den Luftschutzraum bringt. Al-Kateab selbst hält – ganz Journalistin – die Kamera fest im Griff, um den Angriff auf das letzte Krankenhaus im noch nicht von Assads Truppen besetzten Teil Aleppos zu dokumentieren. Als sie schließlich auch im Keller ankommt, kann sie ihre Tochter nicht mehr finden – und in ihrer Stimme zittert plötzlich die Panik einer Mutter. 

Diese Sequenz zu Beginn von FOR SAMA fasst die Grundstruktur des Films und der Situation, in der sich seine Protagonistin befindet, kristallklar zusammen. Es ist ein intimer Film inmitten der Gräuel der Weltgeschichte, ein Dokument der weiblichen Erfahrung des Krieges. Es ist ein Liebesbrief einer jungen Mutter an ihre Tochter, in dem Waad Al-Kateab ihr Leben erzählt. Wie sie sich euphorisch am Aufstand gegen das Assad-Regime auf den Straßen von Aleppo beteiligte, wie sie begann zuerst Demonstrationen zu filmen, dann Gefechte, dann Schlachten. Wie sie sich in einen jungen Arzt verliebte, der das letzte Krankenhaus im freien Aleppo leitete. Wie sie heirateten und Sama bekamen – und wie der Syrienkrieg sie zu verschlingen drohte. Sie filmt Geschichten des grausamen Verlustes und des befreiten Lachens, des Todes und des Überlebens und muss sich irgendwann der großen Frage stellen: Soll sie aus Aleppo fliehen, um das Leben ihrer Tochter zu schützen oder in der Stadt bleiben, für deren Freiheit sie schon so viel geopfert hat?
In Al-Kateabs Aufnahmen aus den fünf Jahren, die sie unter Belagerung lebte, wird erahnbar, wie das Unvorstellbare des Krieges irgendwann zur einzigen vorstellbaren Realität, zum Alltag wird. Ihr Film ist ein bemerkenswerter Akt der filmischen Zeuginnenschaft und Beleg für die Entwicklung einer jungen Frau, die ihre Stimme findet: Als Aktivistin, als Filmemacherin, als Mutter.


FOR SAMA gewann u.a. bei den British Academy Film Awards 2020 die Auszeichnung für den besten Dokumentarfilm und war bei den Oscars 2020 ebenfalls in dieser Kategorie nominiert.

Mittwoch, 09.09.2020 um 18:00 Uhr im Filmladen.


Veranstaltung im Juli: Aretha Franlin: Amazing Grace

USA 2018 / 89:00 Min. / Englisch / deutsche UT
Regie: Alan Elliott, Sydney Pollack

Auf der Höhe ihres Ruhms beschließt Aretha Franklin mit 29 Jahren, zu ihren Ursprüngen zurückzukehren. An nur zwei Abenden im Januar 1972 nimmt sie in der New Temple Missionary Baptist Church in Los Angeles live ihr legendäres Gospel-Album Amazing Grace auf. Es zählt zu den erfolgreichsten dieses Genres. Der Film, 1972 von Sidney Pollack gedreht aber unter anderem wegen technischer Probleme erst 2018 fertig gestellt, dokumentiert einen magischen Moment der Musikgeschichte.

Begleitet von ihrer Band und dem Gemeindechor, löst sie durch ihre einzigartigen Liedinterpretationen wahre Ekstasen beim Publikum aus. Auch Mick Jagger ist vor Ort und lässt sich mitreißen. Das Titel-gebende Lied wurde im 18. Jahrhundert von einem ehemaligen Kapitän eines Sklavenschiffs geschrieben und zur Gospelhymne der People of Color. Als in Charleston neun Afroamerikaner erschossen wurden, sang Präsident Barack Obama den Song bei der Trauerfeier.

Aretha Franklins Nichte, Erbin und Rechteinhaberin am Nachlass der Sängerin, Sabrina Owens, sagte in einem Interview der New York Times 2018 anlässlich der verspäteten Aufführung des Films: „Ihre Fans müssen diesen Film sehen, der so echt und fröhlich ist. Die ganze Welt sollte ihn sehen. Unser Land braucht das, gerade jetzt in dem Zustand, in dem es sich derzeit befindet.“

Montag, 06.07.2020 um 22:15 Uhr im Open-Air-Kino im Hof vom Dock 4.


Veranstaltung im Februar: Der Krieg in mir

Der Krieg in mir

Deutschland 2019 / 83 Min.

Regie: Sebastian Heinzel

„Wieviel Soldat steckt noch in mir?“ fragt sich der gebürtige Kasseler Sebastian Heinzel. Wiederholte Kriegsträume führen ihn ins Wehrmachtsarchiv, wo er erfährt, was sein Opa Hans unerwähnt mit ins Grab nahm: dass er im Zweiten Weltkrieg in Weißrussland kämpfte. Die Deutschen haben dort schwere Kriegsverbrechen begangen. Heinzel hat als junger Filmemacher mehrfach dort gedreht. Er nimmt das Phänomen zum Anlass, zu forschen und gemeinsam mit seinem Vater an die Orte zu reisen, an denen sein Opa stationiert war. Bewegende Gespräche und Situationen ergeben sich. Der Film macht deutlich, wie sich Krieg auf nachfolgende Generationen auswirkt und wird so zum Appell für Austausch und Versöhnung.

Am Sonntag, den 16.02.2020 im BALi Kino. Der Regisseur Sebastian Heinzel ist zu Gast


Veranstaltung im Januar: Doppelvorstellung: Jetzt – nach so vielen Jahren und Auftauchen

Jetzt – nach so vielen Jahren

Deutschland 1981 / 60 Min.
Regie: Pavel Schnabel, Harald Lüders

Bis 1933 war das idyllische Rhina in Oberhessen ein Ort, in dem mehr als die Hälfte der Dorfbewohner jüdisch waren. Lange Zeit wurde es "Klein-Jerusalem" genannt. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde diese alte jüdische Gemeinde zugrunde gerichtet, und die meisten Juden wurden in Konzentrationslager deportiert. In Rhina blieb von ihnen nicht mehr als ein verwüsteter Friedhof zurück. 1981 drehte ein Filmteam des Hessischen Rundfunks eine eindrucksvolle Dokumentation über das einst so jüdische Dorf in Hessen. Befragt nach den früheren Nachbarn erzählten die Rhinaer vom friedlichen Miteinander damals. Die Filmautoren Pavel Schnabel und Harald Lüders suchten aber auch nach überlebenden jüdischen Rhinaern, um so von ihren Erinnerungen zu hören. Einige trafen sie in New York. Auch sie sind anfänglich zögerlich, wollen nicht gern über die Vergangenheit reden. Doch schnell wird klar, dass sie aus anderen Gründen schweigen. Die Überlebenden schildern ganz andere Ereignisse. Höhepunkt des Films ist eine emotionale Konfrontation: Die Rhinaer sehen ihre ehemaligen Nachbarn auf der Leinwand wieder und werden konfrontiert mit der verdrängten und so lange verschwiegenen Geschichte. Jahrzehnte nach seiner Entstehung hat dieser mehrfach preisgekrönte Film nichts von seiner Brisanz verloren - im Gegenteil. Gerade angesichts jüngster Versuche, das nationalsozialistische Verbrechen zu relativieren, und des sich zunehmend artikulierenden Antisemitismus hat dieser Einblick in das kollektive Gedächtnis eines deutschen Dorfes beklemmende Aktualität.

Auftauchen

Deutschland 2019 / 44 Min.
Regie: Annika Nesheim

Als 15-Jähriger floh Hans Bär mit seiner jüdischen Familie nach Argentinien. Achtzig Jahre später kehrt er in sein deutsches Heimatdorf zurück und löst damit einen Medienrummel aus. Einzige Person von damals, die noch lebt, und Dorfältester, ist sein alter Schulfreund, der Großvater der Filmemacherin. Anhand von Bildern und Gesprächen in Argentinien und Deutschland wird die Geschichte Hans Bärs fragmentarisch aufgegriffen. Es werden unterschiedliche Sichtweisen der individuellen und kollektiven Geschichtsschreibung auf ihre Inhalte und Leerstellen hin untersucht.

Am Sonntag, den 26.01.2020 um 12 Uhr im BALi Kino!

Annika Nesheim und Pavel Schnabel sind für ein Gespräch nach den Filmen anwesend.

Veranstaltung im Oktober: Congo Calling

Der Osten der Demokratischen Republik Kongo ist eine der ärmsten und unsichersten Regionen der Welt. Hunderte von westlichen Entwicklungshelfern sind vor Ort und wollen die Bevölkerung unterstützen. Unter ihnen Raul, Peter und Anne-Laure. Sie sind hochmotiviert und voller Visionen, doch ihre Situation wirft für sie grundsätzliche Fragen auf. Raul, ein spanisch-französischer Wissenschaftler, muss feststellen, dass er seine Kollegen mit den Projektgeldern zur Korruption verführt und seine Studie über die Rebellengruppen deshalb zu scheitern droht. Peter, ein deutscher Entwicklungshelfer, wird nach 30 Berufsjahren in Rente geschickt, sieht aber außerhalb von Afrika keine Perspektiven für sich. Die Belgierin Anne-Laure hat ihre Stelle als Entwicklungshelferin aufgegeben. Sie arbeitet nun für ein kongolesisches Musikfestival und kämpft mit ihrem regimekritischen Freund und anderen Einheimischen für eine bessere Zukunft. Drei persönliche Perspektiven auf das Zusammenleben und Zusammenarbeiten zwischen Europa und Afrika – und die Frage: Wie hilfreich ist die Hilfe des Westens?


Congo Calling / Deutschland 2019 / Regie: Stephan Hilpert / 90 Minuten

Originalsprachen: Französisch, Deutsch, Englisch, Kisuaheli / Verfügbare Untertitel: Deutsch, Englisch

Im Anschluss an die Vorführung: Gespräch mit Regisseur Stephan Hilpert!

Veranstaltung im September: Scala Adieu – Von Windeln verweht

Eine Stadt, ein Kino und ein Abschied wider Willen. In Konstanz eröffnete 2017 die fünfte städtische Filiale einer großen Drogeriemarktkette: noch mehr Windeln, noch mehr Zahnpasta für die Anwohner/innen und die Konsumtourist/innen aus der benachbarten Schweiz. Bis 2016 waren die Räumlichkeiten der Filmkultur vorbehalten, denn hier residierte der „Scala Filmpalast“.

Als Protagonist begleitet Douglas Wolfsperger die Zerstörung des letzten Programmkinos am Bodensee. Vor dem Hintergrund einer kommerziell orientierten Stadtplanung ist dies ein Film von politischer Relevanz: Wem gehört eine Stadt überhaupt und welche Umgebung soll die kommenden Generationen prägen? Der Film stellt die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen und was passiert, wenn Orte zum Träumen zu Orten zum Kaufen werden.

Scala Adieu – Von Windeln verweht / Deutschland 2018 / Regie: Douglas Wolfsperger

Im Anschluss an die Vorführung: Gespräch mit Regisseur Douglas Wolfsperger


Veranstaltung im August: Lord of the Toys

Max „Adlersson“ Herzberg aus Dresden, 20 Jahre alt, hat entschieden sein Leben nicht mit Arbeit zu verbringen. Seitdem referiert er über Messer und alle möglichen anderen Produkte, öffnet Gangsta-Rap-Fanboxen, erzählt von sich selbst, besäuft sich in aller Öffentlichkeit, pöbelt und grölt herum, erniedrigt Schwächere, reißt derbe Witze, äußert sich sexistisch und rassistisch und testet jede Grenze aus, die er sieht – Max ist YouTuber und lebt davon. Die meisten seiner Freunde haben eigene Kanäle auf YouTube und Instagram, einige sogar recht erfolgreich. Max und seine Clique sind zweifelhafte Vorbilder, aber sicherlich Prominente ihrer Generation mit mehr als 200.000 aktiven Fans.

Ist Max ein gewaltverherrlichender Influencer mit rechten Tendenzen oder ein gewöhnlicher Heranwachsender auf der Suche nach Halt und Identität, in einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Privatleben und Öffentlichkeit zunehmend verschwinden? Womöglich ist er beides, vielleicht ohne sich dessen allzu bewusst zu sein.

LORD OF THE TOYS begleitet Max und seine Clique einen Sommer lang und hinterlässt ein dystopisches Bild der ersten Generation junger Erwachsener, die ein Leben ohne Internet, YouTube und Instagram nicht kennen. Der Film portraitiert sie und untersucht die Welt, in der ihre Lebensmodelle gedeihen: den Westen im Allgemeinen und den deutschen Osten im Speziellen.

Lord of the Toys / Deutschland 2018 / Regie: Pablo Ben Yakov / 95 Minuten

Im Anschluss an die Vorführung: Gespräch mit Regisseur Pablo Ben Yakov


Veranstaltung im Juli: Letztes Jahr in Utopia

Letztes Jahr in Utopia dokumentiert die Versuchsanordnung, ein von der Außenwelt isoliertes, medial inszeniertes Gruppen-Experiment am Ort des Geschehens neu zu rekonstruieren. Wir folgen den ehemaligen Bewohner/innen in das Dickicht ihrer Erinnerungen, hinein in die Erlebnisse in dem konstruierten Gruppen-Experiment. Grenzen von Selbst- und Fremdbestimmung lösen sich in neuen Rollenverteilungen auf und öffnen den Blick auf Machtstrukturen hinter einer künstlich entworfenen Utopie.

Letztes Jahr in Utopia / Deutschland 2017 / Regie: Jana Magdalena Keuchel und Katharina Knust / 73 Minuten

Im Anschluss an die Vorführung: Gespräch mit Jana Magdalena Keuchel und Katharina Knust


Veranstaltung im Juni: Yves Versprechen

Yves stammt aus Kamerun. In der Hoffnung auf ein besseres Leben hat er vor 8 Jahren sein Heimatland Richtung Europa verlassen. Er sitzt in Spanien fest, ohne Chance auf Asyl. Warum gibt er nicht auf und geht zurück? Welche Folgen hat Yves’ Flucht für seine Familie, wie gehen sie mit der Situation um, welche Erwartungen haben sie an ihn? Auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen reist die Ethnologin und Filmemacherin Melanie Gärtner zu seiner Familie und seinen Freunden nach Kamerun. Wir bekommen eine Ahnung, weshalb Yves fort ist und weshalb er nicht wieder zurück kann. Der Film gibt zudem einen kleinen Einblick in das Leben in Kamerun und eröffnet den Blick auf eine kaum beachtete Perspektive, der ihn von vielen anderen Dokumentationen zum Thema Migration unterscheidet.

Yves Versprechen / Deutschland 2017 / Regie: Melanie Gärtner / 79 Minuten

Im Anschluss an die Vorführung: Gespräch mit Regisseurin Melanie Gärtner

Veranstaltung im Mai: Hamburger Gitter

31.000 Polizist/innen, brennende Autos, 20 Regierungen zu Gast – eine Stadt scheint traumatisiert. Auch lange nach dem G20-Gipfel 2017 sucht die Polizei noch mit allen Mitteln nach Verdächtigen, die Politik fordert harte Strafen, die Gerichte leisten Folge und die wenigen kritischen Stimmen verblassen im allgemeinen Ruf nach „Law and Order“.

17 Interviewpartner/innen aus Polizei, Medien, Wissenschaft, Justiz und Aktivismus ziehen in diesem Film Bilanz. Welche Freiheitsrechte konnten in Hamburg dem Druck standhalten? War dieser Ausnahmezustand der Startschuss für eine neue sicherheitspolitische Normalität?

Deutschland 2018 / Regie: Marco Heinig, Steffen Maurer, Luise Burchard, Luca Vogel / 80 Minuten

Veranstaltung im April: Familienleben

Biggi und Alfred sind kein Paar mehr, doch weil die Lebensumstände schwierig sind, leben sie nebeneinander auf einem verfallenen Bauernhof in Sachsen-Anhalt. Biggis Töchter, Denise und Saskia, suchen ihren Weg im Leben. Dabei haben sie es nicht nur mit den Gefühlswechselbädern der Pubertät zu tun, sondern auch mit problematischen Schulkarrieren, geprägt von Mobbing, Angststörungen und Heimaufenthalten. Die Erwachsenen bemühen sich, ihnen Stabilität zu geben, kämpfen aber mit ihren eigenen Dämonen.

Rosa Hannah Ziegler zeigt in diesem familiären Mikrokosmos ein Leben am Rand, ausgegrenzt und machtlos gegenüber Institutionen, und zugleich voller Träume von einer besseren Zukunft.

Deutschland 2018 / Regie: Rosa Hannah Ziegler / 97 Min.

Im Anschluss an die Vorführung: Gespräch mit der Regisseurin Rosa Hannah Ziegler.

Veranstaltung im März: Why are we creative?

Gibt es eine Antwort auf die Frage, warum wir kreativ sind? Regisseur Hermann Vaske hat über einen Zeitraum von 30 Jahren hinweg immer wieder Gespräche mit verschiedenen Künstler/innen geführt und nun daraus einen Dokumentarfilm zusammengestellt. Darin beschäftigt er sich mit der Frage, was kreative Menschen antreibt, woher sie ihre Ideen nehmen und wie sie entscheiden, wie sie diese Ideen ausdrücken. Befragt wurden unter anderem: David Bowie, Ai Weiwei, Björk, Wim Wenders, Philippe Starck, Yoko Ono, David Lynch, Yohji Yamamoto, Angelina Jolie, Nelson Mandela, Nobuyoshi Araki, Quentin Tarantino, Bono, Nick Cave, Neo Rauch, Stephen Hawking, der Dalai Lama, Marina Abramovic und Diane Kruger.


Deutschland 2018 / Regie: Hermann Vaske/ 82 Minuten

Im Anschluss an die Vorführung: Gespräch mit dem Regisseur Hermann Vaske.


Veranstaltung im Februar: Asi mit Niwoh - Die Jürgen Zeltinger Geschichte

Seit mittlerweile 40 Jahren tourt die Kölschrock-Truppe um Jürgen Zeltinger durch die Republik. Er hat ein exzessives, anarchisches Leben geführt. Von Gefängnis, Alkoholvergiftung bis hin zum neurologischen Notfall hat "de Plaat" alles erlebt und überlebt. Politisch korrekt war er nie. Jürgen Zeltinger gehört zu den ersten Kölsch-Rockern. Schon in den 60ern textet er auf Kölsch "doch dafür war die Zeit noch nicht reif"! Und es sollte auch noch etwas dauern, bis er - noch vor BAP - erst Köln dann tatsächlich für kurze Zeit die ganze Republik im Kölner Dialekt rockte. 1979 kommt dann endlich der Durchbruch. Was folgt ist ein wahrer Zeltinger-Boom: bundesweit. Die Zeltinger Band tritt im Vorprogramm von "Jo Cocker" und "Motörhead" auf. Doch Zeltinger polarisiert: Viele rümpfen die Nasen über den schmerbäuchigen Sozialfall, der zu lauten Punkrock auf Kölsch über Dinge singt, die in Hochdeutsch zu obszön wären. Andere schätzen seine Authentizität und Selbstironie, wenn er zum Beispiel in viel zu hoher Tonart den "Tuntensong" singt, zu dem er live strippt und seine getigerte Unterwäsche zur Schau stellt. Er genießt seine Popularität und den Erfolg, den er gerne mit viel Alkohol feiert. Die Band gibt um die 200 Gigs pro Jahr. Heute lässt es Jürgen "de Plaat" Zeltinger etwas ruhiger angehen. Mittlerweile fährt der 69-Jährige mit seinem E-Scooter ins Café, um Freunde zu treffen. Das Lernen neuer Liedtexte fällt ihm schwerer, doch die Kraft seiner Songs zündet wie eh und je. Erst recht seit ihn neuerdings auch ein junger Gitarrist und Sohn-Ersatz begleitet. ASI MIT NIWOH ist eine längst fällige, filmische Hommage an ein Kölner Original, das sich über die Jahre treu geblieben ist und nun lustvoll in den Herbst seines Lebens rockt.

Deutschland 2018 / Regie: Oliver Schwabe / 91 Minuten

Im Anschluss an die Vorführung: Oliver Schwabe im Gespräch mit Livia Theuer.


Veranstaltung im Januar: Diese süße Wiese

Jasmin Preiß portraitiert Karim Aouaj El Kasmi. Sie begleitet den Freund und Künstlerkollegen auf seiner exzessiven Suche nach einem selbstbestimmten Dasein, folgt ihm bedingungslos an die Ränder seiner prekären Lebensbedingungen, übernimmt seinen treibenden Rhythmus und registriert die Diskrepanzen zwischen der Realität und seinen Vorstellungen ohne Urteil. Mit einer präzisen Handkamera fängt sie einen Menschen und seine Lebensenergie ein und setzt ihm ein authentisches Denkmal.

Der Film wurde während des 35. Kasseler Dokfestes mit dem Goldenen Schlüssel in der Kategorie „Bester dokumentarischer Langfilm“ ausgezeichnet.

Deutschland, Marokko 2018 / Regie: Jasmin Preiß / 71 Minuten

Im Anschluss: Jasmin Preiß im Gespräch mit Jan Peters und Gerhard Wissner


Veranstaltung im Dezember: draußen

Der Film wurde auf dem 35. Kasseler Dokfestes mit einer lobenden Erwähnung im Wettbewerb um den Goldenen Schlüssel ausgezeichnet.

„draußen“ porträtiert vier Obdachlose in Köln, Menschen, die am Rande der Überflussgesellschaft stehen. Er verharrt aber nicht in der Darstellung tatsächlichen oder auch vermeintlichen Elends, sondern lässt sie ihre besonderen Geschichten erzählen und zeigt die selbstbestimmten und kreativen Seiten ihres Lebens. In fantastisch gestalteten Tableaux vivants entfaltet der Film den kargen Besitz seiner Protagonisten, den sie nutzen, um sich auch draußen ein Zuhause zu schaffen.

Deutschland 2018 / Regie: Tama Tobias-Macht, Johanna Sunder-Plassmann / 80 Min.

Veranstaltung im Oktober: Das Sandmädchen

Veronika Raila lebt seit ihrer Kindheit mit schweren körperlichen Beeinträchtigungen und Asperger-Syndrom. Sie kann weder sprechen, noch kann sie laufen oder sich selbst versorgen. Im Kindesalter wurde ihr ein Intelligenzquotient von Null attestiert. Dennoch studiert sie heute, schreibt Gedichte und Geschichten und kann sich mittels gestützter Kommunikation mitteilen.

Das dokumentarische Essay nimmt uns mit auf eine filmische Reise hinein in die verborgene und faszinierende Welt der jungen Autorin. In filmischen Skizzen entfaltet sich eine berührende Annäherung und Begegnung, in der nicht Krankheit und Beeinträchtigung im Vordergrund stehen, sondern die Suche nach der Kraft und Energie des Lebens.

Deutschland 2017 / Regie: Mark Michel / 85 Minuten

Regisseur Mark Michel ist zu Gast.

Sonntag, 28.10.2018, 12:00 Uhr im kleinen BALi

Veranstaltung im September: Der Gipfel - Performing G20

Im Juli 2017 taucht Rasmus Gerlach mit Kameraleuten tief in die Proteste rund um den G20-Gipfel ein. Auf den Straßen finden Performances als neue Demonstrationsform viel Anklang, doch die bunten Szenen werden bald von den Bildern der Gewalteskalation überschattet. Das Filmprojekt konzentriert sich auf die Aktionskunst, darunter die wohl bekannteste Performance „Die Frau auf dem Panzer“, deren friedlicher Protest gewaltsam beendet wird.

Es kommen aber auch Anwohner, Fotografen, ein Journalist sowie ein Polizist zu Wort. Und Performance- und Musik-Ikone Laurie Anderson: Sie spricht darüber, wie der G20 von außen wahrgenommen wurde und was Möglichkeiten kreativer Protestkunst sind.

Deutschland 2018 / Regie: Rasmus Gerlach / 74 Min.

Mittwoch, 19.09. um 18:30 Uhr, Filmladen

Regisseur Rasmus Gerlach ist zu Gast.

Veranstaltungen im August: Sympathisanten – Unser Deutscher Herbst

Der Deutsche Herbst als Familiengeschichte, Filmgeschichte und Gesellschaftsporträt.

In „Sympathisanten – Unser Deutscher Herbst“ kombiniert Felix Moeller einzigartige zeitgenössische Dokumente und intensive Gespräche mit Zeitzeugen und versucht die Fragen zu beantworten, wie es zu so einer polarisierenden und aggressiven Stimmung in der Bundesrepublik der 1970er Jahre kommen konnte, wie eine radikale kleine Gruppe wie die RAF (Rote Armee Fraktion) so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte – und wieso die sogenannten Sympathisanten zwischen die Fronten von RAF und Staat gerieten.
Mit zahlreichen Filmausschnitten und Archivmaterial sowie Margarethe von Trottas Tagebüchern, entfaltet sich eine bewegende Geschichte zwischen Privatheit und Politik. Dieser außergewöhnliche Dokumentarfilm beleuchtet ein kaum bekanntes Kapitel deutscher Geschichte, als aus einem Kampf für eine gerechtere Gesellschaft Sympathien für eine militante Bewegung entstanden, die vor Mord nicht zurückschreckte und ihre einstigen Ideale und Utopien verriet.

Deutschland 2017 / Regie: Felix Moeller / 110 Min.

Mittwoch, 22.08. um 18:30 Uhr, Filmladen

Regisseur Felix Moeller ist zu Gast. Moderation: Klaus Stern


Veranstaltungen im Juli: Wildes Herz

Dokumentation über Jan „Monchi“ Gorkow, den Sänger der Punkband Feine Sahne Fischfilet aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Band engagiert sich öffentlich gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie, aber auch gegen Abwanderung, Perspektivlosigkeit und Wendeverliererfrust - Themen, die sich allesamt in der Musik der Band wiederfinden. Gleichzeitig hatte Feine Sahne Fischfilet wegen des Vorwurfs einer anti-staatlichen Haltung auch immer wieder Probleme mit Verfassungsschutz und Polizei und gilt als „Vorpommerns gefährlichste Band“. Regie führt der Schauspieler Charly Hübner, der selbst in Mecklenburg geboren wurde und mit „Wildes Herz“ sein Debüt als Regisseur gibt. Hübner zeigt Monchi und die anderen Bandmitglieder Olaf, Christoph, Kai, Köbi und Max als Punks und Lokalpatrioten, aber auch bei großen Festivals oder auf Wahlkampftour.

Deutschland 2017 / Regie: Charly Hübner, Sebastian Schultz / 94 Min. 

Montag, 09.07. um 22.15 Uhr, Open Air Kino: Im Hof vom Dock 4, Untere Karlsstraße 4, 34117 Kassel


Anne Clark - I ll Walk Out Into Tomorrow

Anne Clark, die englische Poetin und Spoken Word-Künstlerin, wird seit mehr als 30 Jahren auf der Bühne gefeiert. Sie hat gleich zu Beginn ihrer Karriere Anfang der 80er Jahre mit den New Wave Hits „Our Darkness“ und „Sleeper in Metropolis“ einen Kultstatus erreicht. Vom Punk geprägt, hat Anne Clark als eine Pionierin der elektronischen Musik eine ganze Generation von Musiker/innen geprägt und gilt als eine Wegbereiterin des Techno. Der hessische Regisseur Claus Withopf hat die Künstlerin beinahe 10 Jahre mit der Kamera begleitet und gibt einen sehr persönlichen Einblick in ihr Leben und Schaffen.

Deutschland 2017 / Regie: Claus Withopf / 84 Min.

Dienstag, 03.07. um 22.15 Uhr, Open Air Kino: Im Hof vom Dock 4, Untere Karlsstraße 4, 34117 Kassel