Vienna Calling
Ondrej Jajcaj hat eine dunkle Vergangenheit. Der Künstler ist seit seiner Kindheit vom Tod besessen, als Kind tötet er einen Schwan, um zu spüren, wie sich der Tod anfühlt, wie er aussieht. Diese obsessive Beschäftigung mit dem Thema, die eine vielversprechende Voraussetzung für einen Serienkiller sein könnte, hat ihn dazu bewogen, seit 1994 als Totengräber unterwegs zu sein. Unzählige Gräber, Krypten und Mausoleen haben widerwillig seine nächtlichen Besuche empfangen. Sein größtes Interesse: Gebisse. Jajcaj erlangte Berühmtheit, als er im Jahr 2002 die Gebisse von Johannes Brahms, Johann Strauss dem Jüngeren und dessen Gemahlin aus ihren Gräbern auf dem Zentralfriedhof in Wien stahl. Was weltweit für Aufsehen sorgte, war für den Totengräber faszinierend und enttäuschend zugleich: Beide Komponisten trugen Zahnprothesen, Brahms hatte nur noch einen echten Zahn übrig, Strauss der Jüngere sogar keinen einzigen! Jajcaj behauptete, er habe den Diebstahl nur begangen, um zu zeigen, wie einfach es sei, Gräber zu öffnen, egal wie berühmt auch immer die darin liegenden Toten seien. Zurück in der Gegenwart, begibt sich Jajcaj, begleitet von seinen dubiosen Kumpanen Tomas und Jan, auf den Weg nach Wien, um das berühmte Diebesgut zurückzugeben. Gleichzeitig kommt er mit seiner mobilen Exposition macabré seinem lang gehegten Wunsch nach, die Menschen mit ihrer Vergänglichkeit zu konfrontieren und ihnen auf künstlerisch-morbide Art die Angst vor dem Tod zu nehmen. VIENNA CALLING begleitet Jajcaj und die zwei Shakespeare’schen Helferfiguren auf dem Road Trip nach Wien und zu Jajcajs Sühne. In aller Feierlichkeit werden die Überreste der weltberühmten Musiker dem Wiener Kriminalmuseum zurückgegeben. Die Karawane zieht am nächsten Tag weiter, Wien war keineswegs das Ziel der Reise.… >>>
- Dauer: 67 Min.
- Regie: Petr Šprincl