Of Fathers and Sons
Auf der Suche nach Antworten auf die Frage, wie es zu den dramatischen Kriegszuständen seines Heimatlandes kommen konnte, verbringt der syrische Filmemacher Talal Derki zweieinhalb Jahre im engsten Familienkreis einer radikal islamisierten Familie. Der dreizehnjährige Osama und der zwölfjährige Ayman werden auf ihrem kurzen Weg ins Erwachsenenleben begleitet, das ihr Vater bereits für sie vorbestimmt hat und ihnen Tag für Tag ins Gedächtnis ruft. Als Mitbegründer der Al-Nustra Front, der syrischen Armee der Al-Quaida, will er, dass seine Söhne dem Kalifat dienen, auch wenn sie damit schrecklichen Gefahren ausgesetzt sind. Die Schatten des Krieges und einer immer wieder neu aufkeimenden Radikalisierung scheinen sich über jede kleine Handlung und jeden Kommentar im Film zu legen. Manchmal sind es offenbar beiläufige Beobachtungen, die Derki fokussiert und scharfsinnig in die Geschichte einbaut. So deutet ein Gespräch der beiden Brüder über das Rechnen auf ihre aussichtslose Zukunft und adaptiertes Verhalten vom Vater hin. Ganz unverhohlen nennt Osama seinem Bruder eine x-beliebige Summe als Antwort auf die ungelöste Rechenaufgabe und deckt dabei die Logik einer selbst erschaffenen Wahrheit auf, die ungeprüft bleibt, aber dennoch als Antwort dient. Die Diskrepanz zwischen dem liebevollen Familienvater und dem gewaltbereiten Extremisten, der sich auf Autobomben und die Entschärfung von Minenfeldern spezialisiert hat, scheint unfassbar groß. Im alltäglichen Umgang und in beiläufigen Kommentaren wird das Ausmaß des islamistischen Terrors und seine Weitergabe an nachfolgende Generationen deutlich und erschreckend nahe gebracht. Dazu sagt der Filmemacher selbst: „Wenn wir die Bilder des Krieges sehen, haben wir das Gefühl einer surrealen Parallelwelt. In Of athers and Sons will ich eine direkte Beziehung zwischen den Protagonisten und dem Publikum herstellen.“ (Talal Derki, Offizielle Homepage des Films, Stand 26.09.2018)… >>>
- Dauer: 99 Min.
- Regie: Talal Derki