A Woman Captured


(Gloria)

A Woman Captured

Sklaverei im 21. Jahrhundert – gibt es das? Die Antwort ist: leider ja. Marish ist eine von 22.000 „modernen Sklav/innen“ in Ungarn. Nach einer unglücklichen Ehe arbeitet die 52-Jährige, die locker zehn Jahre älter aussieht, für Eta – neben ihrem 12-Stunden-Job in der Fabrik. Ihren gesamten Verdienst von 550 Euro muss sie an die Matriarchin abgeben, die im Film nicht in Erscheinung treten will. So sieht man nur ihre rot lackierten Fingernägel und hört sie aus dem Off, wenn sie Marish ihre Befehle zuruft oder sie runtermacht, weil sie angeblich eine Arbeit nicht zur Zufriedenheit ihrer Dienstherrin ausgeführt hat. Marish bekommt dafür gerade mal genug zu essen, Zigaretten und Kaffee, „soviel sie mag.“
Eta trägt auch die Verantwortung dafür, dass Marishs jüngste Tochter nicht bei ihrer Mutter lebt. Sie hat verhindert, dass sie zur Schule geht. Nun lebt sie in einem Heim und Marish könnte sie sonntags besuchen, doch da muss sie oft auch arbeiten.
Was sich wie ein Horrorfilm anhört, ist Realität, die kein Drehbuch gräulicher hätte beschreiben können. Die Polizei weiß um das Phänomen der modernen Sklaverei, kann jedoch nichts machen, heißt es. Die Furcht Marishs ist in jeder Einstellung spürbar. Immer wieder bittet sie die Filmemacherin, sie nicht zu verraten, wenn sie etwas Negatives sagt. Sie tarnt sogar deren Telefonnummer, indem sie sie unter anderem Namen einspeichert. „Darf ich aufstehen?“, fragt Marish die Regisseurin – und lächelt glücklich, als diese sagt: „Du darfst alles machen, was du möchtest.“
Marish trägt sich mit Fluchtplänen, hat aber gleichzeitig unbändige Angst, gefunden zu werden oder dass man ihre Tochter unter Druck setzen könne. Gibt es ein Happy End für Marish – oder Edith, wie sie tatsächlich heißt? Sie wünscht sich, dass der Film wenigstens einmal gezeigt wird, damit die Zuschauer/innen sehen, wie man nicht mit Menschen umgehen darf. Dieser Wunsch hat sich erfüllt. Und mehr als das: A WOMAN CAPTURED wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet – zu Recht!… >>>

  • Dauer: 89 Min.
  • Regie: Bernadett Tuza-Ritter