Wild Relatives
Ein Film, der einen sehr ungewöhnlichen Blick auf den Krieg in Syrien wirft: In der Bekaa-Ebene im Libanon, der wichtigsten Agrarregion im Osten des Landes, leben gegenwärtig ca. 360.000 syrische Flüchtlinge. (Angaben aus dem Sommer 2018, lt. Länderbericht der Konrad Adenauer Stiftung vom 06.07.2018). Wegen des Krieges musste eine syrische Samendatenbank ebenfalls in den Libanon verlegt werden, die nun in der Bekaa-Ebene von syrischen Flüchtlingsfrauen neu gezüchtet wird. Nachdem in Aleppo die gesamte Ernte durch die Dürre verloren gegangen war, borgte sich das International Center for Agricultural Research in the Dry Areas (ICARDA) die Samen hierfür bei einer internationalen Samenbank, die in den Tiefen des norwegischen Permafrostes lagert. Eine Serie von Begegnungen menschlichen und nicht-menschlichen Lebens entfaltet nun zwischen diesen beiden entfernten Punkten auf der Erde eine rätselhafte Matrix, in der internationale Initiativen mit lokaler Wirklichkeit in der libanesischen Bekaa-Ebene konfrontiert werden. Das meditative Tempo und die wiederkehrenden Motive von Sortenreinheit, Mischung und Verdrängung in der aufmerksamen Beobachtung der Filmemacherin loten die Spannungen aus, die vor dem Hintergrund der syrischen Flüchtlingsproblematik zwischen Staat und Individuum, industriellen und organischen Herangehensweisen in der Samenzüchtung, dem Klimawandel und dem Erhalt von Biodiversität entstehen. Paradox erscheint, dass es für die lokalen Bauern der Bekaa-Ebene lukrativer ist, syrische Flüchtlingscamps auf ihren Feldern zu errichten, deren Bewohner/innen dann für die internationale Agrarforschung anbauen, als dort selbst eigene, lokale Kulturen zu pflegen. All dem zum Trotz verkündet ein Graffitti auf der Ruine eines Hauses noch immer: „Syria will not bow down to invaders. Evil will not make the land impure. Against the treachery of time stands Assad and his son Bashar.”… >>>
- Dauer: 66 Min.
- Regie: Jumana Manna