Welcome to Sodom – Dein Smartphone ist schon hier


(Gloria)

Welcome to Sodom – Dein Smartphone ist schon hier

Sodom & Gomorra existieren nicht nur in der Bibel, sondern auch ganz konkret im 21. Jahrhundert. Und zwar in einem Stadtteil Accras, der als größte Müllhalde für Elektroschrott bekannt ist – giftige Ausdünstungen inbegriffen. 6.000 Männer, Frauen und Kinder arbeiten hier. Der Film geht jedoch weit über eine Anklage der westlichen Welt hinaus, indem er das Leben der Menschen zeigt, die ihren Lebensunterhalt auf der Müllhalde bestreiten. Auch wenn diese nicht namentlich vorgestellt werden, kommt man ihnen sehr nahe – und den Lebensgeschichten, die aus dem Off erzählt werden. Sei es das Mädchen mit gepimptem Elektromagneten und rasiertem Haar, das sich als Junge sieht – und eine unerbittliche Diskussion mit dem Mann führt, der ihren Metallertrag nach Tagespreis bezahlen soll. Oder „Ameriku“, den seine Mutter so genannt hat, im Anklang an das „Land of Opportunity“. Ein anderer Protagonist sieht wiederum die Anonymität der Müllhalde als Chance, der Diskriminierung als Homosexueller zu entkommen. „We know how to fix everything. We are the best recyclers” – hält einer der emsigen Müllsammler der westlichen Wegwerfgesellschaft entgegen. Doch auf der Müllhalde wird nicht nur gesammelt, sondern auch gelebt. Hier wird frisiert, rasiert, Musik kreiert. Hier gibt es immer noch Hoffnung auf ein besseres Leben, denn der „Express“-Pass für Europa braucht „nur“ einen Monat. Bewohner/innen bekommen Malaria und Cholera, aber: „It’s a Paradise for Business Men.“ Diese Lebensgeschichten erfahren die Zuschauer/innen dezent als Off-Erzählung inklusive szenischer Beobachtung, nicht als Frontalinterview. Im Kontrast zu der lebensgefährlichen Situation stehen die eindringlichen Nahaufnahmen der Menschen im Müll und ihrer starken Erzählungen. Und es gibt Hoffnung: Die junge Protagonistin möchte Astronautin werden, um herauszufinden, ob die Welt wirklich rund ist. „And there would be nothing left to be afraid of“ – wenn man dies erstmal wüsste.… >>>

  • Dauer: 92 Min.
  • Regie: Florian Weigensamer, Christian Krönes