Island of the Hungry Ghosts
Poh Lin lebt mit ihrer kleinen Familie auf der abgelegenen Weihnachtsinsel, die zu Australien gehört. Sie arbeitet dort als Trauma-Therapeutin mit Asylsuchenden, die in einem tief im Dschungel versteckten Lager interniert sind, wo sie auf ihre Anerkennung warten. In der therapeutischen Arbeit versucht sie sich gemeinsam mit ihren Patient/innen behutsam deren traumatischen Erfahrungen zu stellen und fürchtet täglich um deren Abschiebung, bevor sie ihnen helfen konnte. Als sie mit ihrer Familie die unwirtliche, malerische Landschaft der Insel erforscht, stößt sie auch auf das „Ritual der hungrigen Geister“, das die Inselbewohner/innen jährlich zelebrieren, um den Seelen der chinesischen Wanderarbeiter/innen, die hier einst namenlos ihren Tod gefunden hatten, Frieden zu geben. Poh Lin zieht Parallelen zwischen deren Schicksal und dem Leben ihrer Patient/innen und sie muss die Beschränkungen des Systems, von dem sie selbst ein Teil geworden ist, erkennen. Die Weihnachtsinsel ist einer der letzten Orte auf der Erde, der erst im 19. Jahrhundert von Menschen besiedelt wurde. Heute hat sie um die 2.000 Einwohner/innen und es leben über 300 asylsuchende Menschen im Internierungslager im Dschungel. Zwei Drittel der Insel ist Naturschutzgebiet. Denn ihre Ureinwohnerinnen sind über 40 Millionen rote Landkrabben, die einmal im Jahr zu Beginn der Regenzeit bei Vollmond vom Dschungel bis an die Küste migrieren um dort ihre Eier in der Brandung abzulegen.
In eindrücklichen Bildern stellt ISLAND OF THE HUNGRY GHOSTS die beiden Migrations-Realitäten vor Ort einander gegenüber: Die Millionen Wanderkrabben werden zur Metapher für die beschwerliche Reise derer, die sich auf die Flucht vor Krieg und Verfolgung in ihrer Heimat begeben haben um hier in die Gefangenschaft eines Internierungslagers zu geraten. Der Regisseurin Gabrielle Brady gelingt es mit diesem Film grundsätzliche Fragen zur weltweiten Flüchtlingspolitik aufkommen zu lassen, die weit über die Geschehnisse im Mikrokosmos der Insel hinausgehen.… >>>
- Dauer: 94 Min.
- Regie: Gabrielle Brady