Shut up and Play the Piano


(Gloria)

Shut up and Play the Piano

Er sitzt im seidenen, monogrammierten Bademantel und Pantoffeln auf der Bühne und haut in die Tasten des Klaviers bis der Schweiß spritzt: Performer, Entertainer, Pianist, genreübergreifender Ausnahmemusiker und Rampensau – der Kanadier Jason Charles Beck aka Chilly Gonzales ist all dies in einer (Kunst-) Person. Chilly Gonzales war, wie Peaches und Leslie Feist, in den Neunzigern aus Kanada nach Berlin gegangen, wo er sich mit schrägen Auftritten als Electro-MC einen Namen machte und sich selbst 2003 zum Präsidenten des Berliner Undergrounds ausrief. Nur um kurz darauf schon mit seinem Album „Solo Piano“ die Herzen des klassischen Konzertpublikums zu erobern. Gonzalez' Kunst lässt sich auf kein Genre festlegen, sie mäandert zwischen Rap, Punk, Jazz, Klassik und Lecture-Performance, wobei er sich aufgemacht hat, die Ernsthaftigkeit des (klassischen) Konzertsaals „aufzubrechen“. Und er fordert sein Publikum auf, ihn zu hassen, denn: „To have people like you is easy, but to have people hate you is much more meaningful in a way!“ Und so freut es ihn bestimmt, dass der Dirigent der Wiener Symphoniker im Interview verwundert sagt, dass er nie gedacht hätte, dass sie mal mit jemandem zusammen auf der Bühne sein würden, der so schlecht Klavier spielt... Gonzales hatte sich für den Film ein Interview gewünscht, aber von einer Person, die ihn ordentlich „grillt“. Und neben Archivaufnahmen aus seiner Berliner Zeit und vielen Konzertmitschnitten, zieht sich auch ein Gespräch mit der Schriftstellerin Sybille Berg durch den Film, in dem sie den Mensch hinter der Kunstperson hervorkitzelt. Der Regisseur Philipp Jedicke hat Chilly Gonzales über mehrere Jahre immer wieder begleitet und sich auch aus dessen prall gefülltem (Video-)Archiv bedient und es ist ein schillerndes, musikalisches Portrait entstanden, dem die exzentrische, kraftvolle Persönlichkeit des Künstlers aus jeder Pore tropft.… >>>

  • Dauer: 82 Min.
  • Regie: Philipp Jedicke