„Pussy Riot“ oder Powerbündel – gleich zu Beginn wird die unglaublich vielschichtige Persönlichkeit Silvana Imams deutlich. Syrerin, die vor dem Krieg mit ihrer Familie nach Litauen geflüchtet ist, jetzt in Schweden wohnt, Feministin, Anti-Rassistin, Anführerin der lesbischen Revolution, Rapperin – wo sind die Grenzen beziehungsweise gibt es überhaupt welche? Diese Frage stellt sich jedoch nicht nur das Publikum, sondern auch die unglaublich starke Protagonistin selbst im Verlauf des Films. Was wie ein Disney-Märchen anfängt – rasante Musikkarriere, Traumbeziehung zu anderer Topmusikerin, Ruhm und Geld in kürzester Zeit – wird schnell zum Alptraum. Silvana reflektiert, wozu diese ganzen Medien- und Marketingblasen eigentlich gut sein sollen. „Und dann fragen sie mich: Wie bist du zu dieser starken Frau geworden?“ – und lächelt gequält. Doch aufgeben will sie auch nach ihrem psychischen Zusammenbruch nicht: 2016 nimmt sie wohl ihr persönlichstes Album auf, in das sie ihre Familie einbindet – und wird als Musikerin des Jahres geehrt.
Die Stärke des Films ist es, authentische Emotionen einzufangen – sei es bei der ersten Erfolgsmeldung, bei der Silvana erfrischend „unprofessionell“ ausrastet, oder bei der zaghaften Annäherung der beiden Ausnahmemusikerinnen, bei der die Kamera als unauffällige dritte Beobachterin stets mit dabei ist, ebenso wie im psychisch-ehrlichen Zusammenbruch. Drei Jahre begleitet sie das Regietrio Christina Tsiobanelis, Mika Gustafson und Olivia Kastebring – von ihrer Erfolgsphase 2014 über ihren Breakdown 2015 bis zur Rückkehr 2016 – sehr nah und doch nie zu aufdringlich. Eine sehr mitreißende „Rise&Fall(&Rise)“-Geschichte, bei der die Heldin nie sich selbst verliert!