Den’ Pobedy

Zu den imposantesten Gedenkstätten, die in Berlin an den 2. Weltkrieg erinnern, gehört das sowjetische Ehrenmal im Treptower Park. Alljährlich am 9. Mai wird dort der Sieg der Roten Armee über Hitlerdeutschland gefeiert. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend schieben sich Tausende von Menschen jeden Alters über das mehrere Hektar große Areal. In langen, präzis kadrierten Einstellungen, ohne OFF-Kommentar aber mit feiner Toncollage beobachtet der Film ruhig und distanziert dieses kuriose, rauschhafte Geschehen. Ein von Hunden gezogenes Wägelchen mit Stalinbild zieht vorüber, mit Orden behängte Veteranen/innen und junge Männer in Militäruniformen prägen zeitweise das Bild neben „Hurrah“-rufenden Kindern, die die Siegesfahnen ihrer Großväter und Großmütter schwenken. Immer wieder neu zusammengesetzte Menschengruppen singen mit großer Leidenschaft russische Lieder. VICTORY DAY gibt dem freudigen Überschwang des gemeinsames Singens, Klatschens und Tanzens viel Raum und lässt ihn sogar mitreißend werden. Beklemmend dagegen ist das Auftreten der aus Russland angereisten „Nachtwölfe“, ein nationalistisch-orthodoxer Bikerclub, der schon mehrfach Schlagzeilen als „Putins Rocker“ gemacht hat. Tatsächlich finden hier ganz verschiedene Feierlichkeiten statt. Für manche ist es eine Erinnerung an die Toten, für andere Freude über den Sieg der Roten Armee, wieder andere feiern ein russisches Volksfest oder machen einen Familienausflug. Für viele ist es eine Party für einen Staat, den es nicht mehr gibt. „Immer wieder sucht die Kamera Erholung von diesem ideologischen Kauderwelsch und findet sie in der Detailbetrachtung des Ehrendenkmals. Doch auch hier kreiert Loznitsa Textpassagen und Bilder mit historischer Ambivalenz (…). Wir müssen hinsehen, wir sollen nachdenken, wir dürfen streiten. In diesem Sinne ist VICTORY DAY eine bewusst streitbare Einladung, das Gestern im Heute zu reflektieren. Ein Film auf hoch intellektuellem wie auch formal hohem Niveau.“ (Barbara Wurm; taz-Kritik)

  • Dauer: 94 Min.
  • Länder: Germany
  • Sprache: German, Russian
  • Untertitel: German
  • Produktionsjahr: 2018

  • Regie: Sergei Loznitsa
  • Schnitt: Danielius Kokanauskis
  • Sound: Vladimir Golovnitski