Auch in dem, was unausgesprochen ist, wird etwas über Generationen weitergegeben. Auch das, was nicht benannt wird, bleibt und hängt in den Beziehungen. Die Regisseurinnen des Programms befassen sich mit diesen Erfahrungen, oft Gewalterfahrungen und greifen atmosphärisch auf, was gesagt und nicht gesagt werden kann. Die Filme, die sie erschaffen, sind zugewandt, wie liebevoll und gleichzeitig schmerzhaft und düster.
Nicole Foelsterl fragt ihre Oma nach der Familiengeschichte im zweiten Weltkrieg des Nationalsozialismus. Die Oma erzählt von der Situation der deutschsprachigen Minderheit in Ungarn. Die Filmemacherin träumt von der Situation, selbst fliehen zu müssen. Es sind immer nur Fragmente, die erinnert und erzählt werden. Die ältere Frau sieht sich selbst nicht richtig im Bild, die beiden Protagonistinnen kommen nicht zusammen. Zwischen den Begegnungen hängen immer wieder Videofetzen, wie geisterhafte Bilder. Es rauscht und andere Zeiten werden kurz sichtbar. Die Erzählung der Großmutter ist nicht konsistent, stockt immer wieder, genauso die Erinnerungen und die Filmaufnahmen aus der einstigen Heimat. Was von der Vergangenheit kann hier sichtbar werden und was ist unausgesprochen? In alltäglichen Situationen zeigt sich das Ringen der beiden Frauen um das, was weitergegeben werden kann oder soll.… >>>
Eine Enkelin begleitet ihre Großmutter in deren Krankheit bis zum Sterben. Beide Frauen sind nah beieinander, der Film zeigt ihre Nähe, aber auch eine Enge im Umgang miteinander. Die Engeltochter als Filmemacherin geht an die Grenze dessen, was aushaltbar ist, ihre Annährung zwischen liebevoller Zuwendung und brutaler Konfrontation. Sie schafft dabei ein Beziehungsportrait, das radikal ist in der atmosphärischen Beobachtung. Ihre Kamera wird eine eigene Protagonistin in den letzten Begegnungen, in denen nicht viel gesprochen wird, aber viele Fragen offen sind. Der Hund der Großmutter ist immer mit dabei, auch er beobachtet und wird beobachtet. Was unausgesprochen ist, wird unausgesprochen bleiben.… >>>
An was erinnert sich die Generation, deren Eltern einen Krieg erlebt haben? Welche Formen des Sprechens sind zwischen den Kindern und ihren Eltern möglich? Was fragen sie und wie denken sie über das nach, was sie ansprechen? In Cloud Forest stehen junge Frauen aus den Niederlanden als Protagonistinnen im Mittelpunkt des Films. Ihre Eltern haben den Krieg im ehemaligen Jugoslawien erlebt. Die Generation der Kinder hört in die eigene Vergangenheit hinein. Sie folgen Interviews, die sie selbst gegeben haben, zu den Fragen nach dem Sprechen über die Kriegserfahrung der Eltern. Dabei sind sie wie aus der Zeit genommen; in einer Art Märchenwald lauschen sie sich selbst. Eine Erinnerung der eigenen Fragen nach Erinnerung, die Konfrontation mit einer Vergangenheit, die Teil ihrer Biografien ist und zu der sie doch nur vermittelt einen Zugang bekommen können.… >>>