Songs of Repression
Vom Folterzentrum zum Ferienzentrum. Der Film SONGS OF REPRESSION geht den Spuren von Missbrauch und Gewalt in der 1961 von Paul Schäfer gegründeten deutschen Sekte Colonia Dignidad (Kolonie der Würde) nach. In einer paradiesischen Landschaft am Fuße der chilenischen Anden gelegen und seit 1988 umbenannt in Villa Baviera, floriert hier mittlerweile ein bizarrer Tourismus mit deutscher Schunkelgemütlichkeit im bayrischen Bierzelt. Doch hinter diesem Schein verbergen sich eine düstere Vergangenheit und ein großes Trauma. In einfühlsamen Gesprächen gewinnen Regisseurin Marianne Hougen-Moraga und Regisseur Estephan Wagner das Vertrauen einiger Bewohner*innen. Viele berichten von 45 Jahren Kindesmissbrauch, Demütigungen, kollektiven Schlägen und sklav*innenähnlichen Lebensbedingungen. Während der Pinochet-Diktatur (1973-1990) wurden dort politische Gefangene gefoltert, getötet und in Massengräbern auf dem 16.000 Hektar großen Land verscharrt. Einige schwärmen aber auch von der schönen Zeit früher und beschweren sich über den schlechten Ruf der Kolonie. Statt gerichtlicher Aufklärung wurden später sogenannte Vergebungsrituale etabliert und gottesfürchtige Lieder gesungen. Ohne zu verurteilen, erzählt der Film von den komplexen Verstrickungen vieler Protagonist*innen als Opfer und Täter*innen zugleich und den Schwierigkeiten, sich aus der psychischen und auch ökonomischen Abhängigkeit zu befreien. Ein anschaulicher und differenzierter Film über Verdrängung, Verleugnung, Reue und Schuld. (Irmhild Scheuer)… >>>
- Dauer: 88 Min.
- Regie: Estephan Wagner, Marianne Hougen-Moraga