A Tunnel


(Filmladen Kassel)

A Tunnel

Saftige grüne Wiesen, Berge, Schafe: Das Leben in dem georgischen Dorf Zvare könnte so idyllisch sein – wenn da nicht der Bau des Tunnels für eine Schnellzugtrasse wäre. T9 heißt das Projekt, das vor fünf Jahren vom chinesischen Präsidenten initiiert wurde. In Anlehnung an die historische Seidenstraße soll die Schnellzugstrecke mit dem längsten Tunnel des Landes China und Europa verbinden. In Zvare treffen Alt und Neu aufeinander: Sagen von Kobolden, alte Häuser, Felder und Weideland sollen moderner Mobilitätstechnologie Platz machen. Doch bevor der erste Silk Road Express durchs Bild rast, werden die Bewohner*innen auf eine harte Probe gestellt. Zum einen bangen sie um ihre Häuser, die an den Tunnel grenzen. Da die Route ständig geändert wird, ist bis zum Schluss nicht klar, ob und welche Häuser geräumt werden müssen. Die Bauarbeiten führen zu Rissen im Erdreich und Erdrutschen. Felsbrocken fallen auf Privatgrundstücke und schotten diese von der restlichen Welt ab. Sogar ein LKW kommt von der Straße ab und der Fahrer stirbt. Zum anderen stehen Kommunikationsprobleme einer Verständigung zwischen Georgier*innen und Chines*innen im Weg, die in einem Streik der georgischen Arbeiter*innen kulminieren. Doch die gestörte Kommunikation ist auch intern zu beobachten: Im Dorf gibt es Uneinigkeiten darüber, ob Fördergelder für einen gepflegten Friedhof oder doch besser für die Lebenden eingesetzt werden sollen. Politiker*innen versprechen Wirtschaftsaufschwung und Wohlstand. Doch die Bewohner*innen lassen sich nicht davon blenden. Statt Projektdetails und leerer Versprechen fordern sie Klarheit. Noch relativ unbehelligt von dem Trubel stellt Bahnwärter Nodar die Weichen in seinem denkmalgeschützten Stationshäuschen von 1890, das aber ebenfalls der Bahnstrecke weichen soll. Nicht einmal der Angriff eines Bären kann ihn wirklich aus der Ruhe bringen. A TUNNEL ist ein genau beobachtetes Kaleidoskop aus kleinen Geschichten, das Auswirkungen der Globalisierung erzählt. (Anja Klauck)… >>>

  • Dauer: 92 Min.
  • Regie: Vano Arsenishvili, Nino Orjonikidze