DokfestGeneration:
Gegen den Strom


(Gloria Kino)

Gegen den Strom

Im Frühjahr 2019 besucht Regisseur Sobo Swobodnik seinen Schwager Thomas Walter, der seit 1995 – nach einem vereitelten Brandanschlag auf ein leer stehendes Berliner Abschiebegefängnis – als Linksterrorist gesucht wird und in Venezuela untergetaucht ist. Dort wird die Tat nicht als Terrorakt sondern als Friedenstat angesehen. Erst 2017 taucht er mit zwei Genossen aus der Illegalität auf, stellt einen Asylantrag und meldet sich zum ersten Mal wieder bei seiner Familie in Deutschland. Der Film gibt Einblicke in das bescheidene ländliche Alltagsleben des Protagonisten und die katastrophale Lage Venezuelas. In den Gesprächen reflektiert Thomas Walter selbstkritisch seinen anfänglichen Enthusiasmus für das chavistische Projekt und die desillusionierende Realität. Gleichzeitig schwärmt er aber auch von der abenteuerlich-romantischen Seite seiner Flucht und der erlebten Solidarität. Neben diesen Gesprächen und Impressionen des Landes steht Musik im Zentrum des Films. Musik machen, um nicht verrückt zu werden, und Musik als eine Form des Widerstands gegen gesellschaftliche Missstände. Via Internet aber auch live vor Ort arbeitet er an einem transatlantischen Musikprojekt mit dem jungen deutsch-französischen Rapper Pablo ‚Mal Elévé‘ Charlemoine u.a. zur Flüchtlingspolitik Europas („Mittelmeer – Menschen retten ist kein Verbrechen“). Der Film reflektiert die Idee zerplatzter wie bewahrenswerter linker Utopien sowie den Glauben an eine gesellschaftliche Veränderbarkeit durch Musik. (Irmhild Scheuer)… >>>

  • Dauer: 84 Min.
  • Regie: Sobo Swobodnik