Victoria
Zwischen Wildnis und Zivilisation befindet sich eine Planstadt in California City, die sich in ihrer Größe und Einwohner*innenzahl ursprünglich mal Los Angeles annähern sollte. Leere asphaltierte Straßen, die bereits bröckeln, und weite Sandpisten prägen stattdessen das Bild einer Peripherie in der Mojave-Wüste, die sich der 25jährige Lashay Warren auf seine Art und Weise zu eigen macht. Mit seiner Frau und seinen fünf Kindern hat er LA verlassen, um sich ein neues Leben aufzubauen, weit weg von der knapp 13.000.000-Einwohner*innen-Stadt. Die Gegend erkundend, meist zu Fuß, aber auch via Smartphone und Google Maps, entpuppt er sich als moderner Pionier, der Straßen neu benennt und seine Gedanken in einem Tagebuch mit Poesie zum Ausdruck bringt. Staunend und neugierig tritt er damit in die Fußstapfen früherer Entdecker*innen des amerikanischen Westens. Durch virtuelle Ausflüge zum damaligen Wohnort und Erinnerungen an die Großstadtmetropole ist die Zivilisation stets als Hintergrundrauschen der Geschichte präsent. Was bleibt von uns, wenn sich gewohnte Lebensräume auflösen und wir einer uns fremden Umgebung ausgesetzt sind? Sind es unsere tief menschlichen Instinkte jenseits von unseren selbst konstruierten Lebensrealitäten, die uns den Weg leiten? Lashay fühlt sich in der Natur heimisch und gleichzeitig von ihr entfremdet. Als er Bekanntschaft mit einer Schildkröte macht, streicht er ihr ganz vorsichtig und behutsam über ihren Panzer. Ihm dicht auf den Fersen, dürfen wir mit ihm sein neues Habitat bestaunen und uns dabei über uns selbst wundern. (Annika Nesheim)… >>>
- Dauer: 71 Min.
- Regie: Isabelle Tolleanere, Liesbeth de Ceulaer, Sofiee Benoot