Was bleibt I Šta ostaje I What remains / Re-visited
2008 und 2009 bereiste die Filmemacherin Clarissa Thieme Bosnien-Herzegowina und fotografierte Orte in unterschiedlichen Dörfern und Städten, an denen zur Zeit des Bosnienkrieges in den 1990er Jahren schreckliche Verbrechen stattgefunden haben. Mit Abzügen der Fotografien in Form lebensgroßer Transparente besucht sie die Motive zehn Jahre später erneut und konstruiert damit ein Bild im Bild. Mit einer weiteren Person trägt Thieme das Transparent an die ehemaligen Kriegsschauplätze und konfrontiert neugierige Passant*innen, bei denen es sich größtenteils um Anwohner*innen handelt, mit ihrer Vergangenheit und der Gegenwart. Der Rahmen gleicht dabei einem Versuchsaufbau, bei dem die Ausgangslage immer dieselbe ist: Eine eingefrorene Momentaufnahme in Form eines Fotos wird an ihren Entstehungsort gebracht und performativ wieder zum Leben erweckt. Was hat sich seit damals verändert? Was ist gleich geblieben? Wer ist weggezogen, um zu vergessen oder um sich ein neues Leben aufzubauen? Mal kommt es zu einem Wortwechsel mit Personen, mal nicht. Manchmal sind die Sätze ausweichend und dann wieder voller durchlebter Erinnerungen. Diese bleiben jedoch immer verschwommen, stellenweise scharf gezeichnet oder völlig konturlos. Orte, die sich optisch oft nur marginal verändert haben, werden Teil filmischer Dokumente einer konstruierten Wirklichkeit, in der mehr liegt als nur das Sichtbare. Es sind die Gedanken, die Erinnerungen und das Erlebte der Menschen, die unser Hier und Jetzt prägen. In einem theatralen Setting, in dem alles Erdenkliche passieren kann, werden vorbeiziehende Personen zu Protagonist*innen und unmittelbaren Gestalter*innen ihrer Geschichte. (Annika Nesheim)… >>>
- Dauer: 70 Min.
- Regie: Clarissa Thieme