Il Mio Corpo
Ein Provinzdorf im Inneren Siziliens: Der junge Oscar, sein älterer Bruder Roberto und ihr Vater sammeln Altmetall auf der Insel, um mit dem Erlös die Familie zu ernähren. Die Öde der Landschaft und die greifbare Perspektivlosigkeit bilden dabei den Hintergrund für innere und innerfamiliäre Konflikte. Die Autorität und Ungerechtigkeit des Vaters gegenüber seinem jüngsten Sohn spiegeln nur dessen eigene Hilflosigkeit. Oscar zieht es deshalb immer wieder in die kargen Hügel seiner Umgebung, während der afrikanische Geflüchtete Stanley ebenfalls sucht: Ein neues Leben fernab seiner Heimat Nigeria. Er verrichtet Aushilfsarbeiten in der Kirche oder hütet Schafe, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Der Aufenthalt ist hingegen unsicher. So wird seinem Freund das Bleiberecht amtlich verweigert. Im Verlauf des Sommers werden sich die beiden Protagonisten Oscar und Stanley im Rahmen einer punktuellen Inszenierung begegnen. Die stets mitschwingende Ernüchterung und Desillusionierung wird filmisch gedehnt, sodass sie auch für die Zuschauer*innen spürbar wird. Doch immer wieder gibt es Momente der inneren Freiheit, wenn sich zum Beispiel Oscar und sein Bruder in virtuos gefilmten Plansequenzen auf dem Fahrrad bergab treiben lassen. Stets schwingt eine Sehnsucht nach Veränderung mit – der Wunsch dem Leerlauf des Lebens entkommen zu können. Michele Pennetta und seinem Team gelingt es, dem tristen Alltag der Protagonisten eine visuelle Schönheit entgegenzusetzen, die dem Dokumentarfilm eine besondere Spannung und eine prägnante visuelle Handschrift verleiht und dabei an die poetische Kraft des Neorealismus erinnert. (Carsten Siehl)… >>>
- Dauer: 90 Min.
- Regie: Michele Pennetta