Einfach sehen


(BALi Kinos, KulturBahnhof Kassel)

Die Auseinandersetzung mit dem Kinodispositiv und mit der Interpretation der Bilder ist das zentrale Thema dieses Filmprogramms. Wie wir die Bilder sehen und was wir in den Bildern sehen wird aus verschiedenen Perspektiven durchdekliniert: Die Leinwand – unsichtbar wenn die Bilder projiziert werden– wird als skulpturales Element dargestellt und in Naturlandschaften platziert; ein methodisches Experiment versucht das Standardprojektionssystem DCP für eine künstlerisch-subversive Filmpraxis zu gewinnen und scheitert dabei; technisch-operative Visualisierungen zeigen die geothermischen Fluktuationen des Vesuvius und lassen ihn durch Sensoren und Bilder der Kulturgeschichte sprechen; Online-Communities, Verschwörungen, und Amateurdetektive stellen die Wahrheit der Bilder in Frage und bieten neue Interpretationen der Realität nach Wunsch. (Maria Morata)

A Proposal to Project in Scope

Viktoria Schmid thematisiert das filmische Dispositiv als Wechselbeziehung zwischen dem filmischen Werk, seiner Produktion und seiner Rezeption im mediengeschichtlichen Kontext und setzt dabei neue Schwerpunkte. Die aufgezeichnete Landschaft dokumentiert die künstlerische Intervention. Inmitten der ansonsten poetisch kargen, litauischen Szenerie breitet sich vor der Kamera plötzlich eine von der Künstlerin aufgestellte CinemaScopische Leinwand aus, die im Laufe eines Tages vom Licht und Schattenspiel der Natur bespielt wird.… >>>

  • Dauer: 8 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Viktoria Schmid

    Testfilm #1

    Der Film untersucht die kreativen Möglichkeiten des Digital Cinema Package (DCP) - der neuen globalen Infrastruktur für die Filmprojektion in Kinos. Bis 2015 hatte dieser digitale Standard die analoge Projektion komplett verdrängt. Ist es möglich, die Funktionsweise des DCP-Systems zu manipulieren, und so ein künstlerisches Potenzial freizulegen? Oder ist das System so konzipiert, dass die Möglichkeit menschlichen Eingreifens ausgeschlossen ist? Welche Konsequenzen hätte das für die Geschichte, aber noch viel mehr für die Zukunft des experimentellen Kinos und damit für alle Künstler*innen die sich weigern, sich an die Regeln zu halten?… >>>

    • Dauer: 14 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Telcosystems

    Insolite

    “Insolite“ hört sich an wie der Name eines Steins. „Insolite“ bedeutet hingegen aber ungewöhnlich, merkwürdig. Bilder des Vesuvs – von heute und von seinem letzten Ausbruch im Jahr 1944 – vermischen sich, ohne dabei einem bestimmten Narrativ zu folgen. Sie werden eine Aufzählung brisanter Orte – überwacht und mit Lava bedeckt. Lebt der Berg oder lässt unsere Angst davor die Erde beben?… >>>

    • Dauer: 11 Min.
    • Regie: Maya Schweizer

    Forensickness

    Nach dem Anschlag auf den Boston Marathon im Jahr 2013 gab es eine regelrechte Hetzjagd auf potentielle Täter*innen die maßgeblich von Nutzer*innen des reddit.com-Forums ausging. Inspiriert von Chris Kennedys Film „Watching the Detectives“ setzt sich eine junge Forscherin mit Archivmaterial aus den damaligen Zeitungen sowie mit fiktiven Neuinterpretationen der Ereignisse auseinander und vergleicht, wie FBI-Agent*innen, Journalist*innen und Internetnutzer*innen eine Masse von Amateur*innenaufnahmen analysierten, die zur Identifizierung der Terrorist*innen führte. Während sie das Spektakel der unterschiedlichen Formen von Expertise und Autorität fasziniert, verliert sie schleichend die Fähigkeit zu differenzieren, was die Bilder zeigen und was sie in ihnen sehen möchte.… >>>

    • Dauer: 40 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Chloé Galibert-Laîné