DokfestGeneration:
Weiyena – Ein Heimatfilm


(Gloria Kino)

Weiyena – Ein Heimatfilm

Weina Zhao setzt sich mit der Geschichte ihrer Familie und dem China jenseits der offiziellen Erzählungen erstmals auseinander als sie feststellt, wie wenig sie über das Land, in dem sie geboren wurde, und über ihre Verwandten dort weiß. Weina lebt seit ihrer Kindheit in Wien. Ihr Vater ist vor ihrer Geburt nach Österreich ausgewandert, seine Frau und Weina sind vier Jahre später nachgezogen. Sie wollten, dass ihre Tochter in Freiheit und Sicherheit aufwächst. Als in China der Wirtschaftsboom einsetzte, ist ihr Vater zurückgegangen. Weina blieb mit ihrer Mutter in Wien. Dort ist ihr Lebensmittelpunkt. Doch die Zerrissenheit der Eltern findet sich gefühlsmäßig in ihr wieder. Es wird Zeit für sie Fragen zu stellen, solange die Großeltern noch leben. Mit ihrer Co-Regisseurin, der erfahrenen Kamerafrau Judith Benedikt, reist sie mehrfach durch China. Bei ihren Besuchen, in Gesprächen, über Fotos und Filme erfährt sie, dass Trennung und Migration, Gewalt und zerstörte Träume, aber auch das Gefühl der Befreiung die Familie geprägt haben. Mütterlicherseits waren es intellektuelle Untergrundkommunist*innen und Filmschaffende in Shanghai. Ihr Urgroßvater hat den ersten chinesischen Tonfilm gedreht. Trotz seiner Nähe zu Mao und des Versuchs zum Aufbau des Kommunismus beizutragen, wurde er vernichtet, ebenso wie dessen Tochter, Weinas Großmutter, die vier Jahre im Gefängnis saß. Väterlicherseits waren es arme Landbewohner*innen im Norden Chinas, die den Japankrieg und Mao als ihren Befreier erlebt haben, der ihnen Bildung und etwas Wohlstand ermöglichte. Doch wurden die Großeltern auch gezwungen, das brutale System der Kulturrevolution mitzutragen, woran ihre Ehe zerbrochen ist, nicht aber ihre Treue zu den autoritären Verhältnissen. Auf einer Metaebene reflektiert Weina ihre Situation, nicht wirklich dazuzugehören. Je tiefer sie eindringt, desto fremder fühlt sie sich. „Ich werde nie alles verstehen können, doch ich selbst bin die Summe all dieser Widersprüche“, so ihr Fazit. (Livia Theuer)… >>>

  • Dauer: 96 Min.
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Weina Zhao, Judith Benedikt