Wir wollten alle Fiesen killen

| Wir wollten alle Fiesen killen
Filmladen Kassel

Ein Vorhaben, das von vornherein zum Scheitern verurteilt war – oder wer soll das sein, „die Fiesen“, und wer entscheidet das? Der Titel des Films weist auf seine unwahrscheinliche Entstehungsgeschichte zurück: Auf den vergeblichen Versuch der Filmemacher*innen, eine Verfilmung von Boris Vians Roman „Wir werden alle Fiesen killen“ zu finanzieren. Weil die Filmförderung die Finanzierung versagte, suchte Jörg Heitmann sein Glück in der Immobilienspekulation und kaufte einen Berg, oder genauer gesagt: Ein ehemaliges unterirdisches Munitionsdepot der NVA südlich von Jena in Rothenstein. Die ungewöhnliche Immobilie sollte mit dem geplanten Weiterverkauf an die Telekom die nötigen Mittel für das Filmvorhaben generieren. Aber wie das Leben spielt, kommt es erstens anders und zweitens als gedacht und der Telekom-Deal platzte. Gleichzeitig begann für den Filmemacher, der nun zum Wächter des versehrten Berges aufgestiegen war, eine ungeahnte Odyssee der Begegnungen mit potentiellen Investor*innen, Anwohner*innen und ehemaligen Arbeiter*innen aus dem Munitionsdepot. Sie alle tragen im Film ein absurdes Kaleidoskop an Anekdoten zusammen, in dem sich deutsch-deutsche Geschichte mit kapitalistischem Größenwahn, sozialistischen Wunschfantasien und Realitäten mischen. Jede*r kommt mit seinem oder ihrem je eigenen Anliegen zu Wort und der Berg selbst erhält eine Stimme durch eine Geomantin, die sich darauf versteht, die Signale dieses Kraftortes zu deuten und für uns zu verbalisieren. Im Zentrum des Films steht ein Massiv aus Stein, das seit Urzeiten ein Wirbel von Mythen und Legenden umgibt. Schicht für Schicht legt der Film historische, politische, biografische und visuelle Segmente frei und hinterlässt uns schließlich vor dem geschlossenen Tor, an dem der Verkehr der Bundesstraße ohne Unterlass und ahnungslos vorbei rauscht. (Christina Zimmermann)

  • Dauer: 91 Min.
  • Länder: Deutschland
  • Sprache: Deutsch, Englisch
  • Untertitel: Englisch
  • Produktionsjahr: 2020

  • Regie: Bettina Ellerkamp, Jörg Heitmann
  • Produktion: Jörg Heitmann
  • Kamera: Stephan Helmut Beier
  • Schnitt: Bettina Ellerkamp Ginan Seidl
  • Sound: Ray Peter Maletzki, Oliver Brod Nicola Fanari