Nur wenige Persönlichkeiten aus dem Politikbetrieb der letzten Jahre scheinen so omnipräsent wie Sahra Wagenknecht. Die ehemalige Fraktionschefin der Linken lässt gefühlt kaum eine Talkshow aus, um sich mit ihren Inhalten engagiert in den Diskurs zu begeben. Sie sucht die Nähe zum Volk, was sie nicht zwingend zu einer nahbaren Politikerin macht. Filmischer Ausgangspunkt ist der Bundestagswahlkampf 2017, in dem die populäre Wagenknecht als Zugpferd ihrer Partei durchs Land reist. Das gute Wahlergebnis der Linken, das vom Erfolg der AfD überschattet wird, führt weiter zum Leipziger Parteitag 2018, auf dem die Konflikte eskalieren, und dem Start der Bewegung „Aufstehen“ im Herbst. Den Schlusspunkt bildet Wagenknechts Rückzug vom Fraktionsvorsitz im Frühjahr 2019 als Folge von Erschöpfung. Regisseurin Kaudelka gewährt persönliche Einblicke in ein Leben in der Spitzenpolitik und dem damit verbundenen Dauerstress. Sie begleitet die Linken-Politikerin bei Wahlkampfveranstaltungen und Bundestagsdebatten, und sie bringt uns dabei durchaus die eigensinnige und stets beherrscht wirkende Sahra Wagenknecht näher, in deren Karriere Popularität und Machtverlust so dicht beieinander liegen. WAGENKNECHT ist das vielschichtige Porträt einer Frau, die das Inhaltliche früh über das Persönliche zu stellen gelernt hat, einer Politikerin, die sich im Zentrum öffentlicher Auseinandersetzungen befindet – und den gesundheitlichen Preis dafür zahlen muss. Dabei setzt die Regisseurin auf die behutsame Beobachtung und lässt den Zuschauer*innen Raum für eigene Reflexionen. Für was oder wen kämpfe ich, in einer Zeit, in der der Rechtsruck massiv zunimmt? (Cosima Lange)