Shalom Allah

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Filmladen Kassel

Staunend beobachtet der Journalist und Filmemacher David Vogel, dass in der Schweiz jedes Jahr zahlreiche Menschen zum Islam konvertieren, obwohl diese Religion in den Medien unausgesetzt mit radikalem und frauenfeindlichem Gedankengut, mit Terror und Unterdrückung in Verbindung gebracht wird. Was sind die Beweggründe dieser Konvertit*innen? Die Menschen, denen der Filmemacher auf seiner Reise durch die Schweiz begegnet, sind Aïsha alias Nicole, die Informatik studiert, Franco und Miriam mit ihren drei pubertierenden Töchtern Gioia, Angie und Alisea, deren leiblicher Vater sich nach der Trennung das Leben nahm, und Johan, der mit seinem ausgeprägten Männerkult leicht den Verdacht erregen kann, extremistischen Kreisen anzugehören. Ihre je eigene Wendung zum Islam und die Bedeutung, die Religion in ihrem Leben einnimmt, erweist sich als vielschichtig. Und der dokumentarische Ansatz, die Motivationen der Porträtierten zu vergleichen, erscheint sehr bald als hilflose Konstruktion, die selbst einer Hinterfragung bedarf. So beginnt der atheistische Filmemacher David Vogel, auch die eigenen religiösen Wurzeln im Judentum und ihre identitätsstiftende Rolle zu erforschen: Hat sein eigenes Jüdisch- oder Nichtjüdischsein am Ende etwas mit diesem Film zu tun? Ein Film der sich Zeit lässt für Differenzierungen, der behutsam Vorurteile auflöst und die Frage nach der eigenen Religiosität in den Raum stellt. Dabei wird klar, dass bewusst gelebte Religiosität konfessionsunabhängig einen Willen zu ehrlicher Auseinandersetzung ausdrückt – mit sich selbst und mit anderen. Und während man dank Vogels Auseinandersetzung den Menschen immer näher kommt, rührt die Thematik im Inneren auch an Gedanken und Zweifel, die jeder von sich selbst kennt, wenn sie vielleicht auch in der letzten Ecke verstaubt vor sich hinmodern und erst wieder ans Licht geholt werden müssten. (Christina Zimmermann)

  • Dauer: 99 Min.
  • Länder: Schweiz
  • Sprache: Schweizerdeutsch, Französisch
  • Untertitel: Englisch
  • Produktionsjahr: 2019

  • Regie: David Vogel
  • Produktion: Joël Jent, Karin Koch
  • Kamera: Ramon Giger, Philip Vogt, Julie Fischer, Lionel Rupp, Philipp Künzli, Jan Gassmann
  • Schnitt: Rainer M. Trinkler, Jann Anderegg
  • Sound: Reto Stamm, Jacques Kieffer, Mourad Keller, Kurt Human, David Puntener
  • Musik: Balz Bachmann