Uta Pilling – 70 Jahre alt, Straßenmusikerin, Malerin, Lebenskünstlerin. Mit ihrem Akkordeon und den selbst geschriebenen, unkonventionellen Liedern über Wohlstandsmüll, Zärtlichkeit und Freundschaft, berührt sie die Menschen in der Fußgänger*innenzone Leipzigs auf besondere Weise. Fast völlig erblindet, von vielen Schicksalsschlägen gezeichnet und am Existenzminimum lebend, führt sie mit ihrem bisexuellen Freund, dem Musiker und Kabarettisten Jens und einer großen Familie ein unangepasstes und glückliches Leben. Weil das Geld fehlt, tragen die beiden anstelle eines Verlobungsrings als Zeichen ihrer Liebe regelmäßig schwarzen Nagellack am kleinen Finger auf. „Armut würde ich es nicht nennen. Sondern eine besondere Art von Luxus.“ (U.P.) Regisseur Mario Schneider lernte sie 2015 bei seinem Film über Aktmodelle kennen. Uta war die spannendste Figur. Und die Reaktionen der Leute auf ihre eigenwilligen Auftritte als Straßenmusikerin haben ihn sehr beeindruckt. Im Film spricht sie u.a. über den sexuellen Missbrauch durch den Vater an ihr und den Schwestern. Während sich eine Schwester erhängt, eine andere schweigt, und die Mutter sie als Lügnerin und Nutte beschimpft, zieht Uta auf wundersame Weise Kraft aus der Not. Sie liest viel, schreibt Geschichten und entwickelt eine bemerkenswerte Resilienz und Fähigkeit zum Glück. Und wenn am Ende des Films Uta und Jens im Duett „Zeig' mir Deine Schönheit, wo kein anderer sie sieht“ singen, freut man sich mit den beiden über ihre Liebe. (Irmhild Scheuer)