A Symphony of Noise – Matthew Herberts Revolution


(Gloria Kino)

A Symphony of Noise – Matthew Herberts Revolution

Berghain, Berlin: Zu Kickdrums das knackende Geräusch des Ziehens eines Backenzahns. Dann der dumpfe Ton des Aufpralls eines toten Schweinskopfes auf einen Holztisch. Schonmal vorweg: Vor allem der Anfang von A SYMPHONY OF NOISE ist nichts für empfindsame Menschen. Denn der britische Musiker und Komponist Matthew Herbert, der von sich selbst sagt, dass ihm zehn Finger auf einem Klavier schon als Teenager zu limitiert waren, ist angetreten, den Klang der ganzen Welt zu erforschen: „Wenn es ein Geräusch macht, ist es auf irgendeine Art lebendig.“ So begleitet sein Stück „One Pig“ das Leben eines Schweins von der Geburt bis zur Schlachtung, für „Fish and Chips“ frittiert er eine Trompete und in einem Konzert fordert er das Publikum auf, live auf der Bühne barfuß Eier zu zertreten. Der Filmemacher Enrique Sánchez Lansch hat Herbert über 10 Jahre hinweg immer wieder interviewt und bei der Entwicklung und Entstehung verschiedener Klangarbeiten begleitet: Der Film ist unter anderem bei der Entstehung des Stückes „A Week In A Life Of A Tree“ dabei, das die Soundwelt im Innern eines Baumes im Wald bis zum Moment an dem er gefällt und zerteilt ist, erforscht. Er dokumentiert Aufnahmen mit der von Herbert gegründeten „Brexit Big Band“ und beobachtet den Klangenthusiasten bei der Vollendung von Mahlers letzter Symphonie, als er sich fragt, wie die Musik wohl aus einem Sarg herausklingen mag. Zwischen den einzelnen Projekten liest Herbert aus seinem Buch „The Music“ vor, in dem es auch ein Kapitel über Stille gibt, von der es über eine Milliarde verschiedene Arten gibt, so Herbert. A SYMPHONY OF NOISE ist eine spannende Reise in die Wahrnehmung und das Erleben der Welt durch die Ohren des außergewöhnlichen Experimentalmusikers und Audio-Dokumentaristen Matthew Hebert. Und danach ist Hören nie mehr wie zuvor! Der Film gewann den Deutschen Filmpreis 2021 für die Beste Tongestaltung. (Carolin Ernst)… >>>

  • Dauer: 96 Min.
  • Regie: Enrique Sánchez Lansch