Zinder


(Filmladen Kassel)

Zinder

Die Hakenkreuzflagge flattert bei der Mopedfahrt im Wind, vor der Kamera spielen die Muskeln, Gewichte werden gehoben. Das „Hitler“-Headquarter wurde nach einem „Typen in Amerika, einem unbesiegbaren Krieger“ benannt. Schauplatz ist Kara-Kara, ein berüchtigtes Viertel der nigrischen Stadt Zinder. Hier lebten schon immer die „Marginalisierten“ der Gesellschaft: Ehemals ein Ort für Leprakranke, dominieren heute Jugendgangs („Palais“) die Straßen. Benzinschmuggel und Krafttraining sind überlebenswichtig im Alltagskampf. Die Suche nach Zukunftsperspektiven und Progression scheint auf den ersten Blick vergeblich in einem Ort, an dem die Alternativen lauten: im Gefängnis landen oder sich zuhause einschließen. Doch einige Gangmitglieder wagen den Versuch, der Gewaltspirale zu entkommen. Siniya Boy will eine Sicherheitsfirma gründen, die die „Bad Guys“ raushalten soll. Doch dafür braucht man Geld, eine Uniform und Mitstreiter. Filmemacherin Aicha Macky ist selbst in Zinder aufgewachsen und bringt die jungen Erwachsenen dazu, offen vor der Kamera zu sprechen. Sie filmt ihren Alltag zwischen Gang und Familie – und zeigt, welchen Herausforderungen sie sich stellen müssen, um der Gewaltspirale zu entrinnen, die ihre Identität geprägt hat. In einfühlsamen Einzelgesprächen kommen wir den Protagonist*innen näher. Dazwischen erzählen eindringliche Narben in Nahaufnahme von der Geschichte der Gewalt. Macky schafft es, eine Nähe aufzubauen, trotz der sozialen Distanz, die sie von den Bewohner*innen von Kara-Kara trennt. „Was meinst du, unterscheidet uns?“, fragt sie einmal. „Bildung“, lautet die Antwort. Es wird sich erweisen müssen, ob und wie diese Kluft überschritten werden kann. (Anja Klauck)… >>>

  • Dauer: 82 Min.
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Aicha Macky