Das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest erweiterte 2014 sein Profil um die Präsentation eines europäischen Film- und Medienverleihs. Dabei sollen strukturelle sowie inhaltliche Aspekte der kuratorischen Tätigkeit einen Diskussions- raum finden. Wir freuen uns, diesmal Square Eyes aus Wien zu präsentieren. Zahlreiche Kurz- und Langfilme von Square Eyes sind seit vielen Jahren im Programm vertreten, von denen einige auch Preise gewannen: so zuletzt 2015 Mea de Jong für „If Mama Ain’t Happy, Nobody’s Happy“ den Goldenen Schlüssel und 2014 Guido Hendrikx für „Escort“ das junges dokfest: A38-Produktions- Stipendium Kassel-Halle. Square Eyes ist eine Vertriebs- und Festivalagen- tur, die herausragenden Filmen abseits des Main- streams hilft, das Publikum und die Anerkennung zu finden, die sie verdienen. Sie haben sich auf die Vertretung mutiger, autorischer Lang- und Kurzfilme spezialisiert und arbeiten eng mit Filmemacher*innen zusammen, um maßge- schneiderte Vertriebs- und Verkaufsstrategien für Festivals zu entwickeln. Durch die Limitierung ihres Portfolios und besondere Sorgfalt bei der Auswahl ihrer Filme stellen sie sicher, dass jeder Film, mit dem sie arbeiten, die Aufmerksamkeit erhält die nötig ist, um sein volles Potenzial zu entfalten.
Bis zur Wiedererlangung der Unabhängigkeit Estlands im Jahr 1991 hatte das Dorf Pähkla in Saaremaa eine Kolchose, die Arbeitsplätze für alle Dorfbewohner*innen bot. Auch Lembri Uudu arbeitete dort als Traktorfahrer. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde die Kolchose aufgelöst, die meisten Dorfbewohner*innen in Pähkla verloren ihre Arbeit und Uudu starb. Aber manchmal kommt es vor, dass die wahre Lebenskraft eines Menschen erst nach seinem Tod spürbar wird. Lembri Uudu starb zum richtigen Zeitpunkt, um zum Helden zu werden, der den Dorfbewohner*innen Kraft zum Leben gibt und die Kolchose zusammenhält.… >>>
Wie auf einem hohen Ross sitzt der Fahrer stolz auf seinem Motorrad. Alle anderen möchten auch fahren, aber seine Honda würde er nicht einmal leihweise hergeben. In diesem Reenactment wird Mise en Scène als Mittel zur Verbildlichung von Narrheit und Hybris verwendet. Mal karikiert eine Soundcollage einer Spielhalle den zu belächelnden Hochmut des Fahrers, mal begleitet eine Wagner- Hymne seine Runden im Dschungel. Durch diese Juxtapositionen wird der Bezug zur Lebensrealität der jugendlichen Protagonist*innen hergestellt.… >>>
ONE THOUSAND AND ONE ATTEMPTS TO BE AN OCEAN kreist um die Erfahrung, die Welt ohne Tiefenwahrnehmung zu erleben. Die abstrakte Erzählung besteht aus Mikroereignissen aus “satisfying” – eigenartig angenehmen oder befriedigenden – Videos, die im Internet kursieren. In seiner Entfaltung bezieht sich der Film auf Trance und Minimal Music. Der Film macht die Sehnsucht nach bodenlosen Wellen erfahrbar, vermischt mit der unaufhaltsamen Entropie unserer heutigen Informationsgesellschaft.… >>>
Spieler*innen von Online-Games beschreiben ihre Erfahrungen mit „Swatting“, einem lebensbedrohlichen online Belästigungs-Phänomen, das sie jederzeit bedroht, wenn sie spielen. Ihre Schilderungen nehmen visuelle Form durch Youtube-Videos und Wireframe-Bilder aus einem Videospiel an.… >>>
Fedor ist ein junger Schlosser in Murmansk, der eingefrorenen Stadt in der Finsternis der russischen Arktis. Von Kund*innenbesuch zu Kund*innenbesuch streift er durch die Gassen aus Beton, besessen von einer Fantasie, die ihn von der Stadt und ihrer Bevölkerung isoliert. Seine Träume zersetzen seinen Bezug zur Realität und öffnen die Tür zu einem phantasmagorischen Universum: Eine zweite Sonne geht über der russischen Arktis auf.… >>>