junges dokfest – Programm 4: Spuren zeigen


(BALi, KulturBahnhof Kassel)

Die sechs Filme in diesem Programm kreisen um persönliche, schwierige Phasen, die Spuren hinterlassen. Sie verhandeln zurückgelassene Beziehungen, Gefühle und Zustände aus der Vergangenheit. Die jungen Protagonist*innen versuchen Nähe wieder aufzubauen, sich ihren Ängsten zu stellen oder bedienen sich bewusst bekannter Themen, Materialien und Techniken, um sich zu trösten und zu motivieren. Das Dokumentarische macht emotionale Spuren nicht nur sichtbar, sondern gibt Raum für Gefühle, die gerade durch das bewegte Bild im Kino spürbar werden. (Hien Mai)

TW: Dieses Programm enthält explizite Darstellung oder Erwähnung körperlicher, seelischer oder sexualisierter Gewalt.

Brüder – Ein Familienfilm

Adrian und Valentin sind grundverschiedene Brüder und waren zwanzig Jahre lang getrennt voneinander. Nun verbringen sie eine Woche lang Zeit zusammen. Die Zuschauer*innen werden anhand der langen Einstellungen und der dynamischen Kameraführung Beobachter*in der komplizierten Beziehung zwischen den Brüdern, in der Gefühle der Entfernung, der Gewalt und der Zärtlichkeit korrelieren.… >>>

  • Dauer: 17 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Valentin Merz

    FUROR

    Die Regisseurin und Protagonistin dieses dokumentarischen Tagebucheintrages fragt sich, warum sie weinen muss, wenn sie gerade nicht möchte, weshalb sie sprechen soll, nur wenn es gerade passt und wohin mit dem ganzen jugendlichen Potenzial, wenn es zu nichts Großem führt? Das macht sie wütend. So rast und springt Luna Jordan gegen konventionelle Geschlechterollen und gibt durch die hitzige Kameraführung ihrer Wut einen filmischen Ausdruck.… >>>

    • Dauer: 3 Min.
    • Regie: Luna Jordan

    Nanu Tudor

    TW: Dieser Film enthält explizite Darstellungen oder Erwähnung körperlicher, seelischer oder sexualisierter Gewalt. Die nun erwachsene Regisseurin Olga Lucovnicova begibt sich in den Ort ihrer Kindheit. Sie besucht das Haus ihrer Urgroßeltern. Dort spricht sie mit ihrer Familie über ein unbeschwertes Früher. Die Zuschauer*innen nehmen dabei die Erzählperspektive der Regisseurin ein, in der sie in intimen Nahaufnahmen von Schwarz-Weiß- Fotos und geknüpften Tapeten die idyllische Atmosphäre des Hauses, die Tanten, aber auch den Onkel Tudor kennenlernen. Im Stile des Slow Cinemas geben die ruhigen Einstellungen und heitere Farbgebung der ländlichen Gegend zunächst ein Gefühl von familiärer Sicherheit wieder. Es wird dunkler, wenn im Off die Stimme von Onkel Tudor zu hören ist, weil er von seiner Nichte mit dem Vergangenem konfrontiert wird.… >>>

    • Dauer: 20 Min.
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Olga Lucovnicova

    Lions Tooth 1: Early Spring

    Die rasant aneinander montierten Bilder verschiedener Blumenarten prasseln nieder wie ein gigantisches, buntes Bouquet. Ab und an dürfen die Augen auf im Wind wehenden Knospen und Blüten ruhen. Der Kontrast zwischen der schnellen Abfolge von Bildern und den längeren Einstellungen evoziert einen Verfremdungseffekt, der die physischen Blumen zu einer Palette aus Farben und Licht abstrahiert und allgemeine Sehgewohnheiten auf die Probe stellt.… >>>

    • Dauer: 2 Min.
  • Premiere: Weltpremiere
    • Regie: Chelsea Phillips-Carr

    Eu Vou Esse Ano Pra Lua

    Dicht an dicht wird getanzt, geschwitzt, gesprungen und gefeiert! Das Filmmaterial aus vergangenen Karnevalsumzügen und die Reihung von Party-Fotos zeigen Menschenmassen, die unbeschwert in lauter Musik baden. Im Voice-Over erklingt die Sehnsucht nach ekstatischen Festen, welche die Protagonistin mit den Lyrics von „Eu Vou Esse Ano Pra Lua“ – alleine und unüberhörbar – auf die leeren Straßen in ihre Nachbarschaft hineinträgt.… >>>

    • Dauer: 4 Min.
  • Premiere: Weltpremiere
    • Regie: Duda Gambogi

    Hullabaloo

    Dieses Musikvideo zeigt das Auf und Ab jugendlicher Hormonfahrten. HULLABALOO steht in diesem Zusammenhang für das Spektakel und den chaotischen Zustand, die das Erwachsenwerden auszeichnen. Im Split Screen tauchen Ausschnitte aus verschiedenen Coming-of-Age-Filmen wie ein heiliges Triptychon auf, die eine besondere Lebensphase visualisieren.… >>>

    • Dauer: 6 Min.
    • Regie: Oliver Pietsch