Room without a View
Die Skyline Beiruts. Historische Gebäude spiegeln den früheren Reichtum der Stadt wider, einzelne Häuser mit Einschusslöchern reihen sich als Zeitzeugen des Bürger*innenkrieges ein, vor allem aber dominiert eine moderne Hochhausarchitektur. Hinter diesen schicken Glasfassaden verbirgt sich der „Maid’s Room“. Auf oftmals nicht mehr als 5qm bei einer Deckenhöhe von 1,80 m, werden die ausländischen Hausangestellten von der Mittel und Oberschicht in einem fensterlosen Zimmer über der Küche untergebracht. Im Libanon fallen Hausangestellte nicht unter das Arbeitsrecht. Es ist vorgesehen, dass sich Hausherren vertraglich mit ihren Angestellten auf Vergütung und Arbeitszeiten einigen. Nach dem Kafala-System behält der*die Arbeitgeber*in den Pass der Hausangestellten für die Dauer des Vertrages. Willkür und Übergriffen sind so Tür und Tor geöffnet: Viele der Hausangestellten arbeiten mehr als zwölf Stunden an sechs Tagen in der Woche. Sie werden ausgebeutet, schikaniert und oft misshandelt. Einige der Frauen sehen im Sprung aus dem Fenster ihre letzte Chance dem Grauen zu entkommen. Mit einem empathischen Blick auf Opfer und Täter*innen deckt die katalanische Filmemacherin Roser Corella in ROOM WITHOUT A VIEW diese moderne Form der Sklaverei künstlerisch vielschichtig auf. In Wort und Bild nimmt sie das unmenschliche Kafala-System auseinander. Sie spannt einen Bogen von den rechtlichen Rahmenbedingungen, die Korruption und Missbrauch begünstigen, bis hin zur Rolle der Frau und der Hausarbeit in kapitalistischen Gesellschaften im Allgemeinen. Intime Einblicke werden in das Privatleben von Arbeitgeber*innen, Vermittler*innen und Hausangestellten gewährt. Ein hochaktueller Film, mit einem universellen Thema. (Cosima Lange)… >>>
- Dauer: 73 Min.
- Regie: Roser Corella