Taming the Garden


(Gloria Kino)

Taming the Garden

Zwei Männer stehen am Meer und angeln. Es herrscht absolute Stille, bis auf das Plätschern der Wellen ist nichts zu hören in den frühen Morgenstunden. Lediglich ein Protagonist zieht die Aufmerksamkeit auf sich: Ein mächtiger Baum, der auf einer Art Mini-Insel mitten im Meer zu schweben scheint. Was dahinter steht? Ein mächtiger Mann, der auch der ehemalige Premierminister von Georgien ist, kauft alte, bis zu 15 Stockwerke hohe Bäume entlang der georgischen Küste, um sie in seinen privaten Garten zu verpflanzen. Für den aufwändigen Transport der Bäume werden andere Bäume gefällt, Stromkabel verlegt und neue Straßen durch Mandarinenplantagen gepflastert. Die dramatische Migration hinterlässt etwas Geld, vernarbte Dörfer und verwirrte Gemeinschaften. So unglaublich das Geschehen, so unspektakulär wird es erzählt – selbst wenn mitten in der Nacht wie auf einer Bühne von zwei Scheinwerfern beleuchtet Männer in einer Baggerschaufel die Äste des Baumes mit einer Motorsäge stutzen. Oder sich – begleitet von elegischen Gesängen – eine Prozession von Dorfbewohner*innen in Gang setzt, um einem Baum das letzte Geleit zu geben. Ebenso lakonisch erzählen die Protagonist*innen Geschichten, von denen sich schwer sagen lässt, ob sie Realität sind oder Mythos. „Kennst du die Geschichte von der alten Frau und dem Baum?“, fragt ein Mann den anderen. Sie soll aufgrund eines Missverständnisses einen Baum für 40.000 Lari statt 400 verkauft haben. Ob es stimmt, weiß wohl der Himmel. Die Regisseurin Salomé Jashi begleitet diesen bizarren wie erschütternden Prozess der Verpflanzung, und vermittelt zugleich ein Bild der Lebensverhältnisse einer ländlichen Bevölkerung an der äußersten Peripherie Europas. Der Film rückt den Begriff der Entwurzelung von seiner metaphorischen Bedeutung in eine bedrückende, greifbare und doch surreal anmutende Realität und wird zu einer Ode an die Rivalität zwischen Mensch und Natur. (Anja Klauck)… >>>

  • Dauer: 92 Min.
  • Regie: Salomé Jashi