Mein Vietnam
Seit mehr als 30 Jahren lebt das aus Vietnam stammende Ehepaar Bay und Tam nun schon in Deutschland, seitdem sie mit ihren Kindern hierher kamen auf der Suche nach einem besseren Leben. In der Zwischenzeit aber hat sich ihr Blick auf dieses Leben in Deutschland deutlich verändert. Die milde Euphorie von damals ist einem kritischeren, skeptischeren Blick auf das Hier und Jetzt und vor allem auf die Zukunft gewichen. Vor allem: Welche Zukunft soll das sein? Und wo wird sie stattfinden? Die Antworten auf diese Fragen sind komplex und lassen sich eigentlich kaum beantworten. Denn zwischen Deutschland und Vietnam hat sich vor allem Tam eine überwiegend virtuelle Welt aufgebaut, in der er via Skype und Karaoke-Chatrooms lebt, wenn ihn das Heimweh plagt. Für ihn steht fest, dass er eines Tages in die Heimat zurückkehren will, während seine Frau Bay ihre Zukunft eher in Deutschland sieht, wo ihre Kinder und ihr gerade erst geborenes Enkelkind leben. Doch als Bays Schwester stirbt und das in Vietnam aufgebaute Haus durch einen Sturm in Mitleidenschaft gezogen wird, stehen Entscheidungen an, die die Brüchigkeit der eigenen fragilen Existenz zwischen Kompromissen und Sehnsüchten und unterschiedlichen Lebensentwürfen offensichtlich werden lassen. Die Filmemacherin Thi Hien Mai weiß genau, von was sie erzählt und was sie zeigt: Sie ist die Tochter des Paares, von dem der Film handelt. Gemeinsam mit ihrem Co-Regisseur Tim Ellrich begibt sie sich auf eine nicht ganz leichte Reise in eine Zwischenwelt, wie es sie in Deutschland wohl häufiger gibt bei jenen, die wie Bay und Tam unsere Büros und Fabrikhallen putzen oder anderen unentbehrlichen Tätigkeiten nachgehen, die mitten unter uns leben und arbeiten und die dennoch häufig unsichtbar sind und nicht wahrgenommen werden. (Joachim Kurz)… >>>
- Dauer: 70 Min.
- Regie: Tim Ellrich