01.SCREENINGS

The center piece of the Kassel Dokfest is the film program, divided into three sections:

02.MONITORING

Up to 16 contemporary media installations and sculptures by up-and-coming as well as well-known artists will be presented at the exhibition Monitoring.

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03.DOKFEST LOUNGE

The DokfestLounge is not only the location for audiovisual performances by international artists, VJs and DJs but also the nocturnal meeting point for our guests after 10.30 pm.

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04.INTERFICTION

The Workshop symposium interfiction offers lectures, presentations and workshop-sessions concerning a yearly changing topic, which takes a closer look at the political, social and artistic aspects of the medium internet.

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05.JUNGES DOKFEST

This educational side program is aimed at school students from the 7th till the 13th grade as well as teachers. The project consists of special film programs as well as workshops about film analysis and criticism under the guidance of media educators.

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06.DOKFEST FORUM

The DokfestForum offers panels, lectures and screenings that raise questions about the interfaces between film and art. During the daytime the DokfestForum as a festival meeting point will provide a café with a video library for accredited guests.

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07.EDUCATION

With the Hessian University Film Day, the presentation of a European Film College and hands-on workshops and lectures, the Kassel Dokfest offers possibilities for further education, information on education opportunities and access to professional networks for (Hessian) up-and-coming filmmakers.

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30 Congratulations

Part of the tradition of the Kassel Dokfest’s anniversaries is to ask companions, supporters, sponsors, partners and (former) collegues as well as artists for a birthday greeting. Because of the fast elapsing of the five years in-between the anniversaries, the rapid change of impressions and experiences with the Kassel Dokfest and the growing extension of the encounter’s network, there is one precept: who once presented congrats, is not going to be asked again, but the greetings are stored and saved in the digital memory of the festival. 

Joel Baumann

Joel Baumann

Professor für Visuelle Kommunikation/Neue Medien an der Kunsthochschule Kassel und Vorsitzender des Kasseler Kunstvereins

Ich beglückwünsche das Kasseler Dokfest zu seinem 30. Geburtstag. Seit 10 Jahren kenne ich es als eine der Perlen dieser Stadt. Das Dokfest bringt internationale Künstler/innen nach Kassel, es bietet daher auch nationalen Filmer/innen eine Plattform von beträchtlicher Qualität, es bezieht immer lokale Kreative und Filmschaffende ein und erarbeitet für das interessierte Publikum Jahr ein Jahr aus ein außergewöhnliches und spannendes Programm von höchstem Niveau. Für Studierende meiner Klasse an der Kunsthochschule Kassel sind sowohl das Filmprogramm des Festivals als  auch die Medienausstellung Monitoring unabdingbare Inspiration und Anreiz, erste Schritte in die Praxis des Ausstellens zu wagen.
Als Ausstellender habe ich vor 10 Jahren die Gastfreundschaft des Festivals genossen, als neuer Prof. in Kassel kam ich an der Herzlichkeit von Gerhard Wissner kaum vorbei. Diese familiäre Atmosphäre zeichnet das Dokfest aus: "it’s a bit like home".

Alain Bieber ARTE Creative.c

Alain Bieber

Projektleiter ARTE Creative

30 Jahre Dokfest, 3 Jahre ARTE Creative! 

DANKE für die schönen Erlebnisse, Diskussionen & Entdeckungen! Auf die nächsten 30 gemeinsamen Jahre – das Einhorn ist tot, es lebe das Einhorn!

 

Candice Breitz

Candice Breitz

Künstlerin

Masel tov an das Kasseler Dokfest zu seinem 30. Geburtstag! Ich habe das Festival und Gerhard Wissners großartige Freunde kennengelernt, als ich 2000 an einer Ausstellung im Fridericianum beteiligt war. Meine erste Chance, eine Arbeit im Kontext eines Filmfestivals zu zeigen, hatte ich dann mit der Integrierung von „Soliloquy Trilogy“ in einer der frühen Ausgaben von Monitoring in 2001. Seitdem freue ich mich wirklich, immer wieder zur Teilnahme eingeladen zu werden. Erst vor kurzem hat mich besonders begeistert, dass einige meiner Student/innen im Rahmen des Festivals, die Möglichkeit erhielten, ihre Arbeiten vor einem größeren Publikum zu präsentieren. Das Dokfest ist und bleibt etwas Besonderes in seinem Engagement, die anerkannten Künstler/innen und Filmemacher/innen neben den Arbeiten von jungen Talenten zu würdigen; aber auch in seinem außergewöhnlichen Einsatz, das bewegte Bild in all seinen unterschiedlichen Formaten und Ausdrucksweisen zu ergründen.

Gratuliere, liebes Dokfest! Bleib genau wie du bist!

Bildhinweis:

Candice Breitz
Extra #12, 2011
Chromogenic Print
56 x 84 cm

ambion.c

Glückwünsche von Peter Breuer und allen anderen Ambionauten

Seit vier Jahren fördern wir mit AMBION nun schon das Dokfest, Monitoring und die DokfestLounge und lernen es mit all seinen inneren Werten immer besser kennen. Das erste gute Gefühl zum Fest und zur Authentizität der Macher verfestigt sich stetig und damit auch die Sicherheit, dass wir das richtige Projekt unterstützen. Seit rund 20 Jahren statten wir Preisverleihungen und allerlei glamouröse Events für Kunden aus. Oft braucht man eine aufwendige und schillernde Verpackung, weil der Inhalt es alleine nicht hergibt. Bei euch ist es umgekehrt und genau das mögen wir am Dokfest besonders und wünschen uns, dass ihr immer so herrlich unaufgeregt bleibt.

 

Mark Christian von Busse

Dr. Mark-Christian von Busse

HNA-Kulturredakteur

In fremde Welten eintauchen

Es soll Menschen geben, die im November Urlaub machen, um irgendwo in der Sonne herbstlich-grauen Nebeltagen zu entfliehen. Wenn sie wüssten, was sie verpassen!

Ich halte mir Dokfest-Wochen so weit wie irgend möglich frei. Wo sonst ließe sich so intensiv eintauchen in fremde Welten. „Das Leben und nichts anderes“, um einen Tavernier-Titel zu zitieren: Alltag, völlig neu beleuchtet; ferne Schicksale, Ereignisse, die plötzlich Unmittelbarkeit und Präsenz gewinnen, ganz nahe rücken: Schweizer Messies, schlesische Flüchtlinge, abenteuerliche Hochstapler oder bloß der Tisch der „taz“, in dessen Geschichte sich wechselvolle Zeitläufte spiegeln – ich verdanke dem Festival ungezählte einprägsame, aufregende, melancholische Momente, wie sie nur die Vorführung im Kinosaal, nie das Allein-Gucken am Rechner bieten können.

Feste, unverzichtbare Dokfest-Säule ist Monitoring. Verblüffend, wie es den fleißigen Kurator/innen Jahr für Jahr gelingt, aus hunderten Einreichungen geglückte Mischungen nicht nur von Kasseler und internationalen künstlerischen Arbeiten zu finden, sondern diese so aufeinander zu beziehen, dass sich Themen kristallisieren, rote Fäden bilden: Wahrheit, Fiktion, Inszenierung; die Konstruktion von Wirklichkeit und Erinnerung; Selbstfindung und Identität; Macht, Utopie, verlorene Paradiese.

Wie die Wahrnehmung unserer Welt von Bildern geprägt ist, wie Medien Realität abbilden, simulieren, überhaupt erst erschaffen – für all das gab es faszinierende, vergnügliche, beklemmende Beispiele.

Manchmal lässt einen ein einziges Bild nicht los – wie vom Mann, der in Guido van der Werves Film („Nummer acht (Everything is going to be alright)“, 2007) übers zugefrorene Meer wandert, schrecklich nah vor einem Eisbrecher, in endloser Weite, allein.

Vera Glahn

Vera Glahn

Geschäftsführerin Field, London

Das Kasseler Dokfest wird immer genauso alt sein wie ich. Als ich zum ersten Mal Teil des Teams war, waren wir beide 20, noch blutjung also. Und während ich mir selbst zum 30. Geburtstag zu den ersten grauen Haaren und Falten gratulieren kann, hat sich das Dokfest bei stetig wachsender Professionalität einen guten Teil seines jugendlichen Leichtsinns, seiner Risiko- und Experimentierfreudigkeit, und seines unbeirrbaren Glaubens in das Neue bewahrt. Die DokfestLounge war (und ist) eines jener Abenteuer: Ein spontanes Unterfangen (dessen Improvisiertheit mir in der Rückschau manchmal Schwindel bereitet), das für viele der Künstler/innen, die in den ersten Jahren in der Lounge aufgetreten sind, und natürlich auch für mich persönlich, eine echte Experimentierfläche geboten hat. Der Schlüssel dazu, das habe ich in Kassel gelernt, ist Vertrauen in Menschen und ihre manchmal verrückten Ideen; und die freundschaftliche Bereitschaft, gemeinsam das Risiko einzugehen, sie in die Tat umzusetzen. Ich bin mir sicher, dass das auch die nächsten 30 Jahre so bleiben wird – Alles Gute!

Foto: James Medcraf

Grafische Werkstatt

Klaus Hopfstock, Nina Liebisch und Norbert Sander

Stellvertretend für das gesamte Team der Grafische

Liebes Dokumentarfilmfest-Team,

wer wünscht sich das nicht, gemeinsam älter zu werden… und das haben wir geschafft in 30 Jahren! Das ist schon etwas Besonderes in diesen Zeiten. Für die ersten Kataloge kamen die Texte noch aus der alten „Linotype“-Setzmaschine, wurden auf Film belichtet, dann auf Montagefolien geklebt und auf Druckplatten belichtet. Da war die Zeit noch nicht ganz so hektisch – aber die Sorge, alles pünktlich fertig zu bekommen, war die gleiche wie heute im digitalen Zeitalter. Jetzt kommen die Daten am Montag und bereits am Freitag versendet Ihr die Kataloge vom Buchbinder aus. Das gesamte Team der Grafischen sagt Danke und wünscht uns noch viele, viele Jahre miteinander.

 

Tobias Hellwig

Tobias Hellwig

Programmierender Gestalter und 50% von Hell&Bunt

Ende 2008 nach einigen Vorgesprächen: Christian Klotz übertrug mir seine Aufgaben als Webmaster des Kasseler Dokfestes. Puh, die technische Verantwortung im Bereich Web für dieses etablierte, bekannte Festival? Welch’ Herausforderung! Als Kunststudent Neue Medien im vierten Semester hatte ich noch viele Fragen. Neue Aufgaben forderten mich. Ich wuchs mit Ihnen mit. Und nun grüßt jedes Jahr aufs Neue der Dokfest-Rhythmus. März: Umstellung der Website auf das neue Key-Visual, Mitte April: die Einreichungen der Arbeiten via Submit vorbereiten und Ende Oktober wird das finale Programm in die Website übertragen. Dieser Rhythmus wurde fester Bestandteil meines Jahresablaufs. Anfangs noch mit rein technischen Aufgaben betraut, bin ich nun auch gestalterisch verantwortlich für die Webseite des Festivals. Über die Jahre ist aus einem erfreulichen Miteinander eine wunderbare und ausgewogene Partnerschaft gewachsen: Zusammen mit Jonas Buntenbruch als Studio Hell&Bunt bekannt, sind wir nun auch offizieller Partner des Festivals. Wir fühlen uns sehr geehrt! Ich wünsche dem Kasseler Dokfest weiterhin viel Erfolg als einzigartige Kreativ-Institution, die weit über die Region hinaus die Kulturszene bereichert. Auf eine weiterhin angenehme, kreative und produktive Zusammenarbeit!

Foto: Christoph Langguth

Anja Henningsmeyer

Anja Henningsmeyer

Geschäftsführerin hessische Film- und Medienakademie (hFMA)

„Dabeisein ist 80 Prozent des Erfolges“, hat Woody Allen festgestellt. Die Festivalmacher/innen vom Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest kennen allerdings auch das Geheimnis der restlichen 20 Prozent, die zu hundertprozentigem Erfolg führen. Die Fähigkeit nämlich, sich immer wieder neu an Entwicklungen anzupassen: an die Digitalisierung der Filmformate, an eine Filmkunst, die im Laufe der letzten 30 Jahre zunehmend Medienkunst wurde, an gewandelte Wünsche von Publikum und Festivalgästen… Und an neue Partner wie uns, die hessische Film- und Medienakademie (hFMA), das Netzwerk von 13 hessischen Universitäten, Fachhochschulen und Kunsthochschulen.

Seit 2009 verbinden sich Dokfest und hFMA im gemeinsamen Bestreben um die Professionalisierung des Filmnachwuchses. Zusammen kreieren wir jährlich neue Kooperationen. Profis Plaudern Praxis – die Veranstaltungsreihe im Rahmenprogramm des Dokfestes – bietet jungen regionalen Film- und Medienschaffenden und anderen Interessierten kostenfreie Workshops und Vorträge zu aktuellen Themen. Mit dem Hessischen Hochschulfilmtag (HHFT) haben wir gemeinsam eine Plattform geschaffen, auf der hessische Studierende ihre Filme und Projektvorhaben gezielt ans Fachpublikum herantragen können. So ist das Dokfest für das Netzwerk der hessischen Hochschulen zu einem wichtigen Partner in Sachen Film(aus)bildung geworden – und zu einem wichtigen Vernetzungsort. Wir von der hFMA sind dankbar für einen solch engagierten Mitstreiter, der auch dem Nachwuchs einen Teppich ausrollt und mit dem wir gemeinsam das Feld der Weiterbildung beackern können. Danke Dokfest! Gern do(c)ken wir weiterhin bei Euch an!

 

Wieland Hoehne 1

Wieland Höhne

Freiberuflicher Lektor für MairDumont und PR-Verantwortlicher bei der Ippolito Fleitz Group

Schwierig elf Jahre Festival in 1.750 Anschlägen zu kondensieren, ist es doch für mich ein langer und wichtiger Lebensabschnitt. Die Dinge, mit denen ich heute mein Geld verdiene, habe ich mir in der Festivalzeit beigebracht. Das Katalogmachen zusammen mit den Jungs von atelier capra war für mich schon immer einer der Lieblingsjobs unter den vielen Dingen, um die man sich kümmern musste, und irgendwann später bin ich dann Lektor geworden. Und weil wir uns damals auch um die Pressearbeit gekümmert haben, hab ich mir aus der Erfahrung ein zweites PR-Standbein schnitzen können. Das Wort „Sprungbrett“ beschreibt meine Zeit beim Dokfest nicht so richtig, eher waren es meine eigentlichen Lehrjahre. Und die waren sogar Herrenjahre, denn wenn ich hier „wir“ schreibe, meine ich Gerhard und mich – und wir waren damals die Chefs.

Angefangen hat es 1995. Da hab ich Tickets verkauft und mir mit Wolfgang Jung die Kassenschichten geteilt. Wolle hat seine eigene Festivalkarriere gemacht und vergibt hier mittlerweile Preise. Dokfest 1995, das bedeutete Festival im Dock 4. Die Räume im 2. Stock und kein Fahrstuhl. Ich werde nie vergessen, wie ich den belgischen Filmemacher Piet Eekmann bitten musste mir zu helfen, Getränkekisten aus der Turnhalle nach oben zu schleppen. So etwas nennt man dann wohl familiäres Festival. Das Dock 4 ist als Festivalort – Gott sei Dank – schon lange Geschichte, von der familiären Atmosphäre ist eine Menge geblieben. Weiter will ich aber die Weißt-du-noch-Kiste gar nicht aufmachen. Ach Piet, Danke nochmal nachträglich!

Vieles hat sich seit meinem Weggang zum Positiven verändert. Das Festival hat heute ein ausreichend großes Büro und einen einigermaßen gesicherten Etat, um seine Mitarbeiter mal symbolisch, mal angemessen zu bezahlen. Es hat einen vierfarbigen Katalog (mit Lesezeichen!), eine eigene Domain, Facebook-Seite und gefühlt doppelt so viele Zuschauer wie vor sieben Jahren. Im Programm finde ich neue Sektionen, neue Spielorte und Spielzeiten, die wir damals noch für undenkbar hielten (Mittwochnachmittag, da kommt doch kein Mensch!). Das Dokfest denkt sich immer weiter und macht so einen noch immer frischen Eindruck, was nicht unbedingt alle Festivals in diesem Alter von sich behaupten können. Als Geschenk gibt es deshalb von mir die Idee für eine neue Sektion: Wie findet ihr „Portraitformat“, Programmschwerpunkt für hochformatige Handyfilme? Damit könnten wir die Zeit überbrücken, bis die „Headies“ kommen, verwackelte GoogleGlass-Dokus. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Alles Gute, immer volle Kinos und dicke Etats.

Tina Janker

Tina Janker

HFF München Festivalkoordination

Stell dir vor, es gibt ein Dokfest, das einzig vom Thema deines Films elektrisiert ist. Ein Festival, dem es nicht wichtig ist, wenn du noch keinen Namen in der Dokfilm-Szene hast. Das sich nicht darum schert, ob und wo dein Film schon eine Premiere hatte.

Meine erste Begegnung mit dem Kasseler Dokfest hatte ich 2000. Irmhild Scheuer, Gerhard Wissner und Wieland Höhne kamen an die HFF München, um Filme und Student/innen für das „Hochschulportrait“ auszuwählen. Dabei hatten sie immer auch ihr Publikum und dessen Vorlieben im Blick. Ich erinnere mich, dass das HFF-Porträt in Kassel dann im vollen Kino stattfand und eine kontroverse Diskussion folgte. Ich erinnere mich auch an Hito Steyerls Videoarbeit „Normalität 1-8“ über alltägliche neofaschistische Gewalt und das anschließende kluge wie sensible Gespräch mit der Kasseler Antifa oder an Gerd Kroskes „Der Boxprinz“ oder an das verrauchte Festivalcafé... Das ist 13 Jahre her. Seitdem ist das Kasseler Dokfest von Jahr zu Jahr ein bisschen gewachsen, neue Kinos sind hinzugekommen, mehr Partys, ein Festivalhotel – wie das eben so ist mit erfolgreichen Festivals. Die besondere Atmosphäre aber ist geblieben und das hat stellvertretend für die nach Kassel eingeladenen HFF Regiestudent/innen Jan Sebening (2004 beim Dokfest mit dem Diplomfilm „Be To Be“) so beschrieben: „Ankunft Kassel Bahnhof: da ist noch alles eckig, grau und kalt – es ist November. Dann endlich findet man das Kino. Da sind die Menschen: kompetente Organisatoren, freundliche Helfer, interessiertes Publikum, bekannte oder auch weniger bekannte Filmemacher, nette Kollegen, gute Freunde. Guck: Jan Peters ist auch da. Und ich merke: es ist warm, fröhlich, freundlich. Kassel im November.“ HAPPY BIRTHDAY KASSELER DOKFEST!

 

Cornelia Klauss

Cornelia Klauß

Autorin, Kuratorin und Sprecherin des Bundesverbandes Kommunale Filmarbeit

Jedes Festival – ein Dokument für sich

Das erste Mal erlebte ich das Kasseler Dokfest im Dezember 89. Im Juni desselben Jahres war ich nach West-Berlin ausgereist, im November fiel die Mauer und im Dezember, noch ein Frischling in allen Belangen des Westens, stieß ich im mir völlig fremden Hessen, das ich auf keiner Deutschlandkarte hätte benennen können,  plötzlich auf so viel unerwartet Vertrautes.  Schaue ich mir heute den Katalog von damals an, kann ich jede dieser Überraschungen noch einmal in mir wachrufen. 

Damals lief unter anderem „My Name is Bertold Brecht – Exile in USA“ von Norbert Bunge und Christine Fischer-Defoy, ein Film, der dessen Prozess vor dem McCarthy-Ausschuss thematisiert. Auf Berthold Brecht hatte meiner Wahrnehmung nach bislang das Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm und die gesamte von ihm durchdrungene Theaterlandschaft der DDR ihr Monopol erhoben. Hier nun begegnete mir ein Film, der sich subtil mit Brechts Scheitern unter „Westbedingungen“ auseinandersetzte. Steckte in mir nicht auch diese Angst?

Blättere ich den Katalog weiter, stoße ich auf „Sieg unter der Sonne“ über die slowenische Undergroundband Laibach, die mit ihren martialischen Gesängen, die auch uns über eingeschmuggelte Schallplatten erreichten, verstörten. Die Frage, ob Kunst oder Nazi-Kult, bewegte auch hier die Gemüter. Ich stoße auf ein Foto von Petra Tschörtner, die gleich mit zwei Filmen vertreten ist. “Hinter den Fenstern“, ihr Diplomfilm von 1983 sowie „Und die Sehnsucht bleibt“ von 1988, ungewöhnlicherweise eine Zusammenarbeit des DEFA-Studios für Dokumentarfilme im Auftrag des ZDF. Eine Kollaboration, die ich nicht für möglich gehalten hätte, war das ZDF doch in erster Linie der Haussender Gerhard Löwenthals, jenes Gegenspielers von Karl-Eduard Schnitzler mit seinem „Schwarzen Kanal“. Petra Tschörtner, Absolventin der HFF-Babelsberg, wo auch ich nur zwei Jahre unter ihr studiert hatte, war da ein Meisterstück der Diplomatie gelungen. In ihrem Film geht es um alleinerziehende Ostberliner Mütter – offenbar ein grenzüberschreitendes Versöhnungsthema?! Nun ist Petra Tschörtner 2012 schon – vor der Zeit – verstorben, längst hatte sie noch nicht alle Filme gemacht, die ihr ins Stammbuch geschrieben waren.

Neben den Rubriken „Videofrühstück“ und “Geschlechterrollen“ gibt es auch ein eigenes Kapitel DDR. Uwe Baumgartner, Gerd Kroske, Jürgen Kuttner und Mario Persch reüssieren mit einem Beitrag namens „Cassiber“, womit aber keine Undergroundaktivitäten des Ostens gemeint sind. Es handelt sich vielmehr um die Avantgarde-Formation um Heiner Goebbels und Chris Kuttler, die ein oder zwei Jahre zuvor im Haus der Jungen Talente während des Festivals des politischen Liedes aufgetreten waren wie ein UFO zwischen all den friedensbewegten Folk-Truppen.  An diesem Abend, nachdem wir uns nur über das Toilettenfenster Einlass verschaffen konnten, sah ich zwischen vielen FDJ-Hemden meine erste West-Band live.

Hier in Kassel also traf ich sie wieder, meine ostdeutschen Freunde, die nun ihre legal und halblegal erstellten Werke auf einem Festival im Westen höchstpersönlich vorstellen durften, was, hätte es sechs Wochen früher stattgefunden, so nie möglich gewesen wäre. Hier traf ich auf eine Neugierde seitens der Festivalmacher auf alles, was sich bewegte im politischen Raum, sei es der Offene Kanal oder die verschiedenen Medienwerkstätten als erklärte Gegenöffentlichkeit. Es war die Zeit, als die Videotechnik das Medium demokratisierte. Diese Saugkraft des Festivals, alles einzuverleiben, was politisch widerständig ist, in Frage stellt und aufwühlt, hat sich das Dokfest ein Stück weit bewahrt. Die Zeiten sind andere. Aber in 30 Jahren wird man den Katalog von 2013 ebenfalls wie ein Erinnerungsbuch lesen, dann, wenn Festivals vielleicht nur noch online stattfinden...

Foto: Steffen Bohl

Bernd Leifeld

Bernd Leifeld

Geschäftsführer documenta GmbH

Das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest ist zu einem bundesweit beachteten Festival und zum festen Bestandteil im Jahreskalender bedeutender kultureller Ereignisse in der Stadt geworden. Ich freue mich auch jetzt wieder auf die Begegnung mit neuen Filmen und internationalen Künstler/innen, die den November zu einem Festivalmonat machen werden. Die Medienkunstausstellung Monitoring ergänzt das breite Angebot zeitgenössischer Kunst in der documenta-Stadt und verbindet die lokalen Macher/innen mit einem nationalen und internationalen Publikum. Ich erwarte wieder eine lockere Atmosphäre und heiße Diskussionen.

KateMacKay I

Kate MacKay

Programmverantwortliche Images Festival

Das Images Festival in Toronto freut sich, dem Kasseler Dokfest einen ganz besonderen 30. Geburtstag zu wünschen. Wir sehen in dem Kasseler Dokfest einen verwandten Geist, ein Festival, das sich verpflichtet hat, Arbeiten zu präsentieren, die das gesamte dokumentarische Sein abdecken, indem thematisch anspruchsvolle und formal innovative Filme, Videos und Medieninstallationen aus der ganzen Welt ausgesucht und präsentiert werden.

 

Kati Michalk

Kati Michalk

Geschäftsführerin Kulturzentrum Lokremise, St. Gallen

Meine erste Begegnung mit dem Dokfest war zugegebenermaßen recht zweckorientiert, als ich im Frühjahr 2006 (ich schrieb noch an meiner Diplomarbeit) unangemeldet an Gerhards und Wielands Tür klopfte und fragte, ob sie nicht einen Job für mich hätten. Damals maß das Dokfest-Büro im Filmladen rund 15 m². Es gab drei Arbeitsplätze, ringsherum türmten sich Regale mit Filmen, Ordnern mit Einreichungen, Abrechnungen, Festivalprogramme, dazwischen gerade noch ein kleiner Gang... So stieg ich recht spontan beim Dokfest ein und nahm Gerhards Einladung zum Mitdenken und Mitgestalten gerne an. Gleichzeitig begriff ich sehr schnell, dass auf diesen 15 m² nicht auf kleiner Flamme gekocht wurde, sondern jährlich ein renommiertes Filmfestival mit internationalem Anspruch bei leider recht begrenzten (finanziellen) Ressourcen auf die Beine gestellt wurde. Fünf Jahre durfte ich das Kasseler Dokfest vor allem auf organisatorischer Ebene an Gerhards Seite mitgestalten. 5 intensive Jahre, in denen wir das Festival nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell und strukturell stärken konnten. 2010 „musste“ ich mich dann der Liebe wegen von Herkules und Goethestraße verabschieden. Geblieben ist nicht nur jede Menge Erfahrung, sondern auch das stolze Gefühl, Teil einer Idee (gewesen) zu sein, die vor 30 Jahren ihren Ursprung fand, sich immer treu bleibt und jedes Jahr sehr viele Menschen in ihren Bann zieht. 

Wer einmal Einblick in den Betrieb eines Festivals gewinnen konnte, weiß wie viel Arbeit es ist, sich jährlich „neu zu erfinden“ und nicht in einen Trott des „das machen wir so wie letztes Jahr“ zu verfallen. Das erfordert unglaublich viel Selbstdisziplin und Mut für Selbstreflexion. Das wünsche ich dem Dokfest weiterhin und gratuliere von Herzen zum 30. Geburtstag!

 

Irit Neidhardt

Irit Neidhardt

mec film (middle eastern cinemas)

as Schöne an kleinen Filmfestivals ist, dass sie Orte der Begegnung, der Entdeckungen und des Wiedertreffens sind. Orte der Muße. 2002 war ich das erste Mal auf dem Festival in Kassel und habe den Film „Promises“ präsentiert. Da ich Zeit hatte, bin ich in die Veranstaltung vor meiner gegangen, ohne zu wissen, was mich erwartet. Es lief „Mein kleines Kind“ von Katja Baumgartner, er wurde zu einem meiner Lieblingsfilme. Bis heute spreche ich häufig über ihn. Ich bin seither fast jedes Jahr zum Festival zurückgekehrt, meist mit Programmen aus oder über den Nahen Osten. Es hat sich über die Zeit ein spannender Dialog mit dem Publikum entwickelt, dies auch durch die langjährige Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der evangelischen Akademie. Die Gespräche enden nie an der Kinotür und beginnen immer schon an der Kasse. Manchmal münden sie auch in weitere Filmveranstaltungen in der Stadt. Es gibt natürlich skurrile Momente, wie zum Beispiel als eine Journalistin aus einem von mir kuratierten palästinensischen Kurzfilm-Programm herauslief, weil sie grade erfahren hatte, dass es den Staat Israel vor 1948 nicht gab. Sie fand, man müsse darüber sprechen und wollte die Story umgehend dem Spiegel anbieten. 

Da die Filmästhetik in den letzten Jahren immer einförmiger wird, die Bilder oft poliert wirken und vor allem schön sind, freue ich mich darauf, mich in Kassel in den Kinosessel zu setzen und mir Arbeiten anzusehen, die Mal rau sind und eigensinnig, Mal zart und langsam, manchmal unauffällig. Filme, über die nicht alle sprechen, die vielleicht kaum jemand kennt, die man nicht gesehen haben muss, um mitreden zu können. Filme, die bereichern und nachwirken. 

 

Barbara Pichler

Barbara Pichler

Festivalleitung Diagonale

Das Kasseler Dokfest ist eines dieser Festivals, das ich vor dem ersten Besuch bereits seit Jahren aus der Ferne kannte – durch die Kataloge, die Website, die Presse. Dass ich seine Entwicklung trotz der Überfülle an Festivals von Jahr zu Jahr verfolgte, lag an der allgemeinen Haltung, die sich im Programm ausdrückte: Man widmete sich dem Dokumentarfilm, aber auch den Schnittstellen zwischen dokumentarischer Erforschung und formalen Experimenten zwischen Film und Kunst. Dazu gehörte die Diskussion zur „klassischen“ dokumentarischen Form ebenso wie die Fragen, die sich aus der Überschreitung von herkömmlichen Genregrenzen und zunehmend aus der Einbeziehung künstlerischer Positionen aus dem Bereich der Neuen Medien ergaben. Mein erster tatsächlicher Festivalbesuch 2011 bestätigte diesen virtuellen Eindruck: Das Dokfest erlebte ich als offenes und lebendiges Forum, das seine Aufgabe in der Begegnung mit unterschiedlichen audiovisuellen Ausdrucksweisen und Präsentationsformen sowie mit Künstler/innen, Theoretiker/innen und dem Publikum sieht. Gerade die Konfrontation von audiovisuellen Arbeiten, die auf der Leinwand präsentieren werden (können), mit den Arbeiten, die Teil der jährlichen Ausstellung sind, empfand ich als produktive Perspektive, ebenso wie die unterschiedlichen Vermittlungs- und medienübergreifenden Diskursangebote. Als Festival sein 30. Jubiläum feiern zu können, ist an sich schon ein Erfolg, gratulieren muss man aber vor allem dazu, dass das Dokfest diesen Geburtstag in „jugendlicher Frische“ und mit programmatischer Neugier begeht.

 

Christel Schmidt

Christel Schmidt

Leiterin hr-Filmförderung

Als Follower des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes bin ich ja eher spät berufen. Das hat damit zu tun, dass ich Dokumentarfilme fürs Fernsehen gemacht habe, aber nie einen Festivalbeitrag. Da fehlen mir eigene Erfahrungen und Erinnerungen an die frühen Jahre. Kann ich also nicht dokumentarisch vorgehen, muss ich mir halt vorstellen. Wie wird das gewesen sein, damals...in den 80ern...in Kassel...? Studentisches Milieu, lange Haare, Lederjacken, Schulterpolster, Experimentiergeist, politisches Bewusstsein, Begeisterung für Dokumentarfilm, Begeisterung für eine Kunstform, die ganz eng mit gesellschaftlicher Realität verbunden ist. So in der Art. Komm wir machen das jetzt. Gründen das Dokfest. In Kassel. Einer Stadt, die schon ein Mega-Event hat, das mit Doc anfängt. Allein das ist ja schon mutig und genial.

Und dann bleiben die einfach dran. Sind immer mit Herz und Kopf und Leidenschaft (und bestimmt auch Leidensfähigkeit) dabei. Werden immer größer, werden immer bekannter, werden immer erfolgreicher. Werden Dreißig!

Und da sind wir jetzt ganz aktuell und mitten im richtigen Leben. Und doch bei persönlichen Erfahrungen. Denn als ich 2011 als Leiterin der hr-Filmförderung zum Festival gekommen bin, konnte ich ihn gut spüren, so stark und frisch wehte der Geist der frühen Jahre zwischen Kultkino und KulturBahnhof. Ein gewachsenes, solides Selbstbewusstsein: Das ist das, was wir tun, und das kann sich sehen lassen! Eine Haltung und Programmatik, der die hr-Filmförderung immer verbunden war. Also macht einfach weiter euren Weg - mit 30 ist man schließlich in den besten Jahren.

 

Annette Schriefers

Annette Schriefers

Leiterin des Bereiches Programme, Medienkompetenz, Medienwirtschaft und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen)

In die Jahre gekommen?

Diese Frage kann man nach 30 Jahren stellen, finde ich. Und: Man kann sie so oder so sehen. Ich sehe sie so: Das Kasseler Dokfest steht auch nach 30 Jahren bestens da: Es hat sich einen festen Platz als wichtiges Film- und Medienfestival mit internationaler Ausrichtung erarbeitet – ist somit also in dem Sinne, dass es etabliert ist, tatsächlich „in die Jahre gekommen“. Das aber kann man vom Programm ganz und gar nicht behaupten. Das Festival hat sich in den 30 Jahren seinen innovativen Charakter erhalten – es kommt in jedem Jahr wieder recht faltenfrei und vollkommen „unverstaubt“ daher. Das hat sicher viele Gründe, liegt nach meiner Einschätzung aber mit daran, dass in den letzten Jahren verstärkt auch das ganz junge Publikum angesprochen wurde: Schüler/innen, denen über das junge dokfest der Zugang zum Dokumentarfilm „schmackhaft“ gemacht wird. Ein innovatives und wohl auch einzigartiges Feature des Kasseler Dokfestes, das definitiv „ganz jung“ auftritt. Und (leider!) spielen genau hier die 30 Jahre dann doch eine „In-die-Jahre-gekommen-Rolle“. Nämlich genau dann, wenn man die legendäre DokfestLounge besucht, die ihre Pforten ab 22.30 Uhr öffnet und oft bis in den frühen Morgen hinein gutes Programm, gute Gespräche und gute Zeiten verheißt. Die Jahre sind spürbar, wenn man erst in der Früh ins Bett gefunden und um 9 Uhr (!) wieder auf der Matte zu stehen hat, um mit dem jungen Publikum – ausgeruht, voller Neugier und in Schulklassenstärke – Filmanalysen zu erarbeiten. Hier, eigentlich nur hier, kann der ein oder andere bemerken: Da ist doch ein kleines bisschen dran am „in die Jahre gekommen“… Happy Birthday, Kasseler Dokfilmfest, Glückwunsch den „Macher/innen“ und weiter so viel Erfolg in der Zukunft!

Michaela Schweiger

Michaela Schweiger

Filmemacherin und bildende Künstlerin, Professorin für Zeitbasierte Künste an der Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle

Das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest ist eines meiner Lieblingsfestivals. Es ist nicht nur ein Garant und Forum für außergewöhnliche und eigenwillige Filme, kluge Programmierung und eine gut gedachte und gemachte Ausstellung. Es ist auch, obwohl es an Größe und Bedeutung seit meinem ersten Zusammentreffen mit ihm erheblich zugelegt hat, noch immer ein Treffpunkt von und mit experimentierfreudigen und warmherzigen Film- und Festivalmacher/innen. Die Nacht im Schneegestöber, in der der Festivalleiter mich und meine tonnenschwere Installation höchstselbst mit dem Transporter nach Berlin kutschiert hat, werde ich wohl in den nächsten 15 Jahren so wenig vergessen wie in den letzten 15. Meine 1999 im Rahmen von interfiction stattgefundene Onlineperformance „Vrunskoamaeoiur“, bei der ein Bild von Gemeinschaft auf dem Hauptplatz einer virtuellen Stadt entstehen sollte, und mit der ich letzten Endes sämtliche Rechner zum Zusammenbrechen brachte, da diese damals nicht die Kapazitäten besaßen, die ganzen 3D-Modelle darzustellen, wurde zum Ausgangspunkt einer ganzen Reihe meiner Arbeiten. Auch jede weitere Begegnung mit dem Festival, ob als Filmemacherin oder als Festivalbesucherin, war Anregung, persönliche Freude und eine Entdeckungsreise zu mehr als sehenswerten audiovisuellen Arbeiten. Was bleibt mir da dem Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest noch zu wünschen? Ein langes und gut budgetiertes Leben!

Marcel Schwierin

Marcel Schwierin

Kurator und Filmemacher

Auf dem Kasseler Dokfest habe ich 1995 mein erstes kuratiertes Filmprogramm außerhalb der Hochschule präsentiert. Allerdings wusste ich nichts von meinem Glück. Der Filmladen Kassel hatte mich mit einer Reihe zur Ästhetik des nationalsozialistischen Films eingeladen und eine der Vorführungen fand eben während des Festivals statt. Ich merkte nur, dass ich plötzlich keine normalen Kinozuschauer, sondern ein viel größeres, kenntnisreicheres und begeisterungsfähigeres Publikum vor mir hatte. Diese Atmosphäre ist mir in den kommenden 20 Jahren immer wieder begegnet, wenn ich das Glück hatte, am Dokfest als Filmemacher, Jurymitglied, Moderator oder auch nur als Gast teilnehmen zu dürfen. Die außergewöhnlich hohe Qualität der Filmauswahl, die meines Erachtens zu den besten weltweit gehört, trug dazu natürlich wesentlich bei. Darüber hinaus bin ich der Stadt Kassel ohnehin sehr verbunden, weil die erste Liebe meines Lebens hier wohnte und ich mit ihr einen der glücklichsten Tage meiner Kindheit verbracht habe. Das war 1970, sie war sieben und ich war fünf und das Dokfest war noch weit weg in der Zukunft, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

 

Nico Sommer

Nico Sommer

Regisseur und unabhängiger Filmemacher

Liebes Dokfest,

uns verbindet eine echte Parallele, wie du weißt. Wir werden dieses Jahr gleich alt! Das können nicht viele voneinander behaupten! Sogar die gleiche Leidenschaft teilen wir: den wahrhaftigen Film, sei er fiktiv oder dokumentarisch. Deine Hingabe ist Ansporn für mich gewesen, wie auch sicherlich für viele andere Kreative. Als ich ein Vierteljahrhundert alt wurde, wurdest auch du ein Vierteljahrhundert alt. An diesem Tag gewann mein Film „Stiller Frühling“ den Goldenen Herkules! Was für ein Geschenk. Auch die Jahre später blieben wir in Kontakt, du mochtest meine Filme und hast ihnen ein schönes Zuhause geboten. Sogar nach meinem Ortswechsel in die Pampa Berlin hältst du zu mir. So viel Hingabe, Liebe und Passion finde ich einfach traumhaft. Meine Glückwünsche richten sich an dich, liebes Dokfest, mit all deinen Kindern, die du großgezogen hast, auch an deine Tanten und Onkel, die dir in harten Zeiten zur Seite standen und auch dich haben gut reifen lassen! Alles Gute für die nächsten 30 Jahre. Alles Liebe. 

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Mike Sperlinger

Vertriebsleiter LUX, London

Gratulation an das Festival zu seinem 30. Geburtstag! Das Kasseler Dokfest ist einer der beständigsten Unterstützer von Künstler/innen und anderen linksgerichteten Filmemacher/innen, die den Rahmen des dokumentarischen Films erweitern. Diesbezüglich ist das Festival ein Wegbereiter, was seine allgegenwärtige Präsenz mit dokumentarisch geprägten Arbeiten auf jüngsten Biennalen, Festivals und bedeutenden Ausstellungen belegt. Ebenso wichtig ist, dass das Dokfest stets ein auf die Filmemacher/innen konzentriertes Festivals ist und ein großzügiger Gastgeber für die Beteiligten. Das gesamte LUX-Team wünscht dem Festival und seinen Mitarbeiter/innen alles Gute zum Geburtstag!

 

Daniel Sponsel

Daniel Sponsel

Leitung Internationales Dokumentarfilmfestival Mün

Gerhard oder die Freiheit

Die schwarze Citroen DS rollt langsam den leicht abschüssigen Feldweg hinunter und auf ihrem Dach ist die Filmkamera mit Spanngurten fixiert. Die reifen, tief gelben Halme wiegen sich im Wind. Aus der Tiefe des Bildes nähert sich Lenz – Cut. Es ist der Sommer 1990 in Kassel an der GHK wird Büchners Erzählung als Gegenentwurf zum Jungen Werther verfilmt und der Tagestourismus aus der noch existierenden DDR ist mittlerweile nerviger Alltag geworden.

Gerhard Wissner, der Besitzer der DS sitzt in seiner schwarzen Lederjacke am Steuer. Er ist nicht nur zuständig für das Kamerafahrzeug, sondern auch Nebendarsteller und Koproduzent. Darüber hinaus ist er Motor einer Bewegung, die sich in jenen Zeit vor allem und intensiv im Medium Film spiegelt, sich im Kino erleben lässt. In seinem Filmladen treffe ich mich mit Kommilitonen und einigen Flaschen Wein, um LA DOLCE VITA neu zu erleben. Überhaupt – der Filmladen ist für uns damals ein großes Wohnzimmer mit Leinwand und einem Filmprogramm, das es ohne ihn in der kleinen Großstadt Kassel gar nicht geben würde.

Im Café Vis à Vis, damals vis à vis vom Filmladen, laufen die Videokünste im Rahmen des mittlerweile „7. Kasseler Dokumentarfilm- Festes“. Endlose Zusammenschnitte von Halbbildern, gefunden in den Nachrichten, provokativ angereichert durch einzelne Bilder aus Pornos, bilden damals die Avantgarde der Videokunst und bringen die Welt in das Café Vis à Vis.

Wie kann sich ein filmisch so umfassend gebildeter und interessierter Mann nur damit begnügen, Filme und Publikum zusammenzubringen? Wann macht er endlich seinen ersten Film, ein Meisterwerk? Das war früher eine Frage, die sich nicht nur mir gestellt hat. Heute weiß ich, dass die Vermittlung von Filmkunst aktuell und perspektivisch sowieso die wichtigste Aufgabe ist, der sich Gerhard hoffentlich noch lange so erfolgreich widmet. Herzlichen Glückwunsch zur 30. Edition.

Sobo Swobodnik

Sobo Swobodnik

Filmemacher und Schriftsteller

 „Lieber ehrlich der Letzte als durch Beschiss der Beste.“ Diese Heidelberger Weisheit wird Kassel schon allein deshalb nicht gerecht, weil der KSV Hessen Kassel Meister in der vierten Liga ist, weil mit fünfjährigem Abstand die Fuldametropole zur Welthauptstadt zeitgenössischer Kunst wird, weil der Park rund um den über Kassel thronenden Griechen nun als globales Kulturerbe gilt und vor allem, weil man sich zwischen Toronto und Locarno verneigt vor dem 30-jährigen Jubiläum des Kasseler Dokfestes. Kassels Dokumentarfilm- und Videofest hängt die Messlatte für Kulturereignisse auch jenseits von „Panzer-City“ hoch und Nordhessen kann nur von Glück reden, dass noch niemand die eleganteste, edelste und stets schwarz gekleidete Fimfestbotschafterin nach Venedig, Cannes oder Tokio abgeworben hat. Alexandra, ich freu mich auf euch. Ihr seid ehrlich die Besten. 

 

Jan Verbeek

Jan Verbeek

Künstler

Zum Kasseler Dokfest kam ich das erste Mal 1991. Im Gepäck hatte ich ein gutes Dutzend großer analoger U-matic-Kassetten, um Arbeiten der Videoklasse der Kunstakademie Düsseldorf vorzustellen, wo ich damals bei Nam June Paik und Nan Hoover studierte. Teil des Programms waren auch meine frühen Videos „Interferenz“ und „Continuum“. Düsseldorf war die erste in einer Reihe von Kunsthochschulen mit Videoabteilung, die das Kasseler Dokfest damals Anfang der Neunziger in Kassel vorstellte. In den folgenden zwei Jahrzehnten kam ich mehrfach wieder zum Dokfest, um eigene  Arbeiten zu präsentieren. Und um viel zu sehen! Die Mischung von langen und kurzen Dokumentarfilmen, Künstlergesprächen, Workshops und hochqualitativer Videokunst ist einmalig, kein anderes Festival hat ein Programmprofil dieser Art. Die Erweiterung, seit 1997 mit Monitoring auch Installationen zu zeigen, sodass die Medienkunst also auch den Raum bespielen kann und das Dokfest die dritte Dimension erobert, ist eine konsequente Entwicklung und Bereicherung. Als Mitglied der Jury 2012 für den Golden Cube, um den die ausgestellten Installationen ja alljährlich konkurrieren, erlebte ich wieder die hohe Qualität der einzelnen Arbeiten und die gelungene Zusammenstellung. Was das Dokfest neben seinem exzellenten Programm und der professionellen Organisation für mich so wertvoll macht, ist seine freundlich-anregende Atmosphäre, die katalysatorische Begegnung mit anderen Teilnehmer/innen und Besucher/innen. Für die nächsten Jahrzehnte wünsche ich dem Dokfest weiterhin solch gute Programme und viele begeisterte Besucher/innen!

Ruth Wagner

Ruth Wagner

Ehemalige Leiterin der Kulturförderung der Stadt Kassel

Trau’ keinem über 30

… war ein Slogan der Spontis in der Gründungszeit des Dokfestes, dessen Initiatoren, der sich darin spiegelnden jugendlichen Unbekümmertheit und Optimismus sicher nicht allzu fern waren. Gleichzeitig war es eine kreative Zeit, in der die Kulturlandschaft gerne in kulturellen und politischen „Projekten“ dachte. Der in der damaligen Aufbruchstimmung entstandene Projektgedanke prägt das inzwischen zu einem internationalen Festival gereifte Dokfest bis heute. Im Auf und Ab der Entwicklungslinie ist aus den unbekümmerten Anfängen eine professionelle Struktur schnell gewachsen, die allerdings – wie in den Anfangsjahren – noch immer nach dem notwendigen ökonomischen Fundament sucht. Unsere gemeinsame Herausforderung war immer, mit innovativen, inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklungen auf den mit den Jahren im europäischen Kontext zunehmenden Erwartungsdruck an das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest zu reagieren und gleichzeitig nach angemessener finanzieller Ausstattung zu suchen. Gelingen konnte die Entwicklung des Dokfestes zu einer festen kulturellen Institution in Kassel nur durch die besondere Fähigkeit der zentralen Akteure/innen, tragfähige regionale und internationale Netzwerke zu bilden. Der anfängliche Gedanke vom „gemeinsamen Erschaffen“ zieht sich bis heute wie ein roter Faden durch alle Dokfeste. Ihr seid zwar in die Jahre gekommen, die notwendige Kreativität von Kulturschaffenden und Kulturorganisator/innen habt ihr euch nicht nur erhalten, sondern ständig neu erfunden. Die Spontis irrten! Ich traue euch, auch über 30! Herzlichen Glückwunsch zum Dreißigsten!

Jutta Wille

Jutta Wille

Geschäftsführerin der AG Kurzfilm – Bundesverband Deutscher Kurzfilm

Das Kasseler Dokfest war das erste größere Festival, das mich in eine Jury eingeladen hat. Das war 2007. Nach einer, wegen eines großen Streiks bei der Bahn, abenteuerlichen und unglaublich langen Anreise fand ich es sehr schön, direkt vom Zug in den Kinosaal gehen zu können. „Großer Bahnhof“ für die Kultur – tolle Idee! 

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir zudem das Festival 2012 und dort vor allem ein Film aus Palästina: „5 Broken Cameras“ mit seinen vielen kleinen Geschichten und Schicksalen vor dem Hintergrund eines großen Konfliktes, den die betroffenen Menschen weder verschuldet noch gewollt haben. Zum Ende des Films, wenn die beiden jüngsten Söhne des Protagonisten am Meer spielen, weit weg von Soldaten, Gummigeschossen und Tränengas, möchte man fast schreien: Hey, das sind Kinder, und jetzt sieht man sie zum ersten Mal das machen, was Kinder normalerweise tun. Die plötzliche Normalität war für mich in diesem Moment irgendwie unerträglich und ist mir heute immer noch präsent. 

Natürlich freute ich mich im vergangenen November auch, wie auf jedem Festival, viele Filmemacher/innen und Kolleg/innen zu treffen. Zum Beispiel hatte ich Jan Peters schon ziemlich lange nicht mehr persönlich gesprochen. Wir steckten recht schnell in einer Diskussion über „das Dokumentarische", die später, und eben das ist für mich wichtig und besonders an Festivals wie dem Kasseler Dokfest, auch Thema einer Podiumsdiskussion war. Und sozusagen als Zugabe habe ich dann am nächsten Tag auch noch „Macht, dass mir inne wird, was ich durch euch verloren habe!“ von Luise Donschen sehen dürfen, ein kurzer Dokumentarfilm, der die vorangegangenen Gespräche aufzugreifen und fortzuführen schien – großartig! 

Für die Zukunft wünsche ich weiterhin tolle Filme, begeisterte Zuschauer/innen und gewogene Geldgeber.

Rein Wolfs

Rein Wolfs

Intendant der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland

Liebes Dokfest, lieber Gerhard Wissner, liebes Team,

immer demokratisch im Team, nie im Alleingang, haben Frank Thöner, Imi Scheuer und Gerhard Wissner das Kasseler Dokfest während nunmehr dreißig Jahren geprägt. Dies halte ich für eine überaus besondere Leistung, in einer Stadt, die kulturell gesehen, zuerst einmal von der bildenden Kunst geprägt ist. Klar sind der Film und die bildende Kunst einander gerade in den hinter uns liegenden dreißig Jahren immer näher gekommen, aber trotzdem - selbstverständlich ist der Erfolg keineswegs.

2008 kam ich nach Kassel und kurz vorher erklärte mir eine deutsche Kollegin in Rotterdam, dass es zu den größten Vorzügen der nordhessischen Metropole gehört, dass es dort drei wirklich ernstzunehmende Programmkinos gäbe, eine - wie sie hinzufügte - erstaunliche Zahl für eine Stadt dieser geringen Größe. Kurz nach meiner Ankunft in Kassel fuhr Gerhard Wissner mich bereits – und dies unaufgefordert – mit seiner schwarzen "Staatskarosse" zu den Kinos und zeigte mir engagiert die Vorzüge aller drei Säle. Hin und weg war ich natürlich vom Fünfzigerjahre-Grandeur des Gloria-Kinos, aber auch die Intimität des Filmladens inmitten der stattlichen Bauten im Vorderen Westen und die Flexibilität der BALi-Kinos im  „Hotspot“ KulturBahnhof begeisterten mich. Kassel, ich musste meiner Rotterdamer Kollegin Recht geben, stellte sich wahrlich als Kunst- UND Kinostadt heraus. Mit dem jährlichen Höhepunkt, mit dem ich ab 2010 nur allzu gerne eine neue Zusammenarbeit im Form des diskursiv angelegten DokfestForums in der Kunsthalle Fridericianum eingegangen bin.

Liebes Dokfestteam, lieber Gerhard Wissner, von ganzem Herzen wünsche ich euch mindestens dreißig weitere Dokfest-Jahre und ein filmoffenes und diskursives Kasseler Publikum. Das Festival bleibt mir unvergessen und bestimmt werde ich es künftig wieder besuchen. Gratulationen aus dem Westen - ich nehme nur allzu gerne ein Glas Bönnsch auf euch alle!

Mediengruppe Bitnik

!Mediengruppe Bitnik

Künstlergruppe

@Dokfest. In den letzten 30 Jahren haben wir uns erst einmal persönlich getroffen. Viel zu wenig. Auf die nächsten 30 Jahre. Happy B-day!

Foto: Michael Wolf / laif