Berührungspunkte


(BALi Kinos)

„Jedermann wird zugestehen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist“, wusste bereits der alte Darwin. Doch auch heute, mehrere feministische Wellen später, bleibt die Sache kompliziert. Wo verläuft die Komfortzone um den eigenen Körper? Wie gehen Individuen mit kulturellen Konventionen und institutionellen Zwängen um? Welcher Spielraum bleibt ihnen für Nähe, Selbstbehauptung, Intervention und Protest? Mit dokumentarischen, performativen, fiktionalen und essayistischen Positionen spielt das Programm BERÜHRUNGSÄNGSTE diese Fragen in unterschiedlichen medialen, sozialen und räumlichen Situationen durch.

Faxen

Der Film beobachtet eine besondere Form der Kommunikation. Die ungewöhnliche Architektur der JVA Gelsenkirchen, in der sich Frauen- und Männerabteilung nur von einem großen Sportfeld getrennt gegenüberliegen, ermöglicht das sogenannte Faxen: Mit in die Luft geschriebenen Buchstaben werden Gespräche geführt – meist zwischen fremden Gegenübern, die sich nie zu Gesicht bekommen. Eine existenzielle Möglichkeit des Austausches, sei es, um Zeit totzuschlagen oder um von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen.… >>>

  • Dauer: 8 Min.
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Lisa Domin

    The Stroker

    „Are you alright?“ Freundlich spricht eine junge Frau im Durchgangsbereich des hippen Londoner Coworking Space „Second Home“ die vorbeigehenden, höflich grüßenden Beschäftigten an und berührt sie dabei sanft an der Schulter. Doch ihre Zuwendung wird nicht von allen Mitarbeiter/innen positiv aufgenommen. THE STROKER basiert auf einer zweiwöchigen Intervention der Performancekünstlerin Pilvi Takala bei Second Home, in der sie in der Rolle der Wellness-Beraterin Nina Nieminen auftrat, die mit ihrem Start-up „Personnel Touch“ Berührungsdienstleistungen am Arbeitsplatz anbietet.… >>>

    • Dauer: 15 Min.
    • Regie: Pilvi Takala

    A Tiny Place That Is Hard to Touch

    Eine anonyme Wohnung in Tatekawa, Tokio: Eine US-Amerikanerin beauftragt eine Japanerin mit der Übersetzung von Interviews zu Japans rückläufiger Geburtenrate. Die US-Amerikanerin bildet sich einiges auf ihr Wissen über Japan ein, die Japanerin leidet an einem selbstattestierten Überschuss an kritischer Distanz. Die beiden reiben sich, streiten, stoßen zusammen – in Liebe oder Lust. Geschichten über eine Welt, die mit dem Wissen ihres eigenen Untergangs infiziert ist, beenden die Treffen. Die Arbeit gleitet ab, in Science-Fiction-Gefilde. Tatekawa selbst wird zum Protagonisten, ein von der Autobahntrasse überspannter Kanal, der dem Viertel seinen Namen gibt und an der Wohnung der Übersetzerin vorbeifließt.… >>>

    • Dauer: 39 Min.
    • Regie: Shelly Silver

    Goodbye Thelma

    „Goodbye Thelma“, sagt der Vater zum Abschied, als seine Tochter allein auf Reisen geht. Offenbar erinnert er sich nicht, was Thelma zustößt, warum sie mit Louise auf der Flucht ist. Seine Tochter hingegen schon. Mit verfremdetem Footage aus dem Filmklassiker Thelma & Louise von 1991, kombiniert mit eigenem Videomaterial, umreißt GOODBYE THELMA in einer mysteriösen, teilweise verstörenden autofiktionalen Erzählung die Freuden und Ängste einer allein reisenden Frau.… >>>

    • Dauer: 13 Min.
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Jessica Bardsley