Distributionen im Profil:
Vtape & CFMDC


(kleines BALi)

Das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest präsentiert seit 2014 jährlich einen renommierten europäischen Film- und Medienverleih. Dabei sollen strukturelle sowie inhaltliche Aspekte der kuratorischen Tätigkeit einen Diskussionsraum finden. In diesem Jahr werfen wir einen Blick über Europa hinaus nach Kanada. Kanadische Filme und Installationen sind fester Bestandteil des Programmes des Kasseler Dokfestes und die zwei kanadischen Filmdistributionen Vtape und Canadian Filmmakers Distribution Centre (CFMDC) stehen seit gut 30 Jahren in einem engen Austausch mit dem Festival. Die beiden in Toronto ansässigen Initiativen stehen stellvertretend für die Vielfalt der unabhängigen, experimentellen kanadischen Film- und Videoszene und Arbeiten aus ihren Verleihprogrammen haben das Festival entscheidend geprägt. Vtape ist Kanadas größter Verleih für Videokunst. Viele der über die Jahre ausgewählten Arbeiten, die über Vtape eingereicht wurden, haben das Profil der Kurzfilmsektion des Kasseler Dokfestes – die Kombination „klassischer“ beobachtender Dokumentarfilmformate mit künstlerischen Feldversuchen sowie persönlichen Essays und queer-politischen Videos – nachhaltig beeinflusst und erweitert. Auch das CFMDC ist mit seiner Ausrichtung auf experimentelles und unabhängiges Kino, das jenseits des Mainstreams innovative und diverse Akzente setzt, ein wichtiger Partner und Inspirationsgeber des Dokfestprogrammes. Beide Verleihe haben nicht nur Arbeiten für die Kinoleinwand im Programm, sondern vertreiben auch Installationen, die sich im Raum entfalten – zu sehen in der diesjährigen Ausstellung für Medieninstallationen – Monitoring.

Das CFMDC wurde 1967 gegründet und ist ein gemeinnütziger, nicht kommerzieller Medienkunstvertrieb, der sich auf unabhängige, künstlerisch gestaltete Film- und Videoarbeiten spezialisiert hat, darunter Arbeiten aus traditionell unterrepräsentierten Gemeinschaften. Es setzt sich für ein ganzheitliches Verständnis von Produktion, Vertrieb und Ausstellung ein, das Künstler/innenrechte, Zugänglichkeit und die Erschließung neuer Zielgruppen durch Bildung und kritisches Denken in den Vordergrund stellt. CFMDC hat eine der bedeutendsten Sammlungen von künstlerischen Bewegtbildern auf Film in Kanada und ist kürzlich in eine Einrichtung mit einem speziell für seine 16mm-, 35mm- und (super)8mm-Sammlung eingerichteten Raum umgezogen. Durch einen einzigartigen und erfolgreichen nationalen und internationalen Vertriebsservice stellt das CFMDC seine Sammlung zur Vorschau, Vermietung oder zum Verkauf für die Zwecke der Forschung, Ausstellung, Vorführung und Ausstrahlung sowie für institutionelle und private Akquisitionen zur Verfügung.

CFMDC Werte:

• Künstler/innen sollen für ihre Arbeit bezahlt werden.

• Kunst treibt Veränderungen voran, fordert Konventionen heraus und verändert Lebensweisen.

• Eintreten für kritische Räume außerhalb des Mainstreams für künstlerische Werke.

• Eintreten für die Stimmen, die in einer Gemeinschaft verwurzelt sind, die dominante Diskurse unterbrechen.

• Möglichkeiten schaffen, eine Gemeinschaft aufzubauen, den zu Dialog fördern und ein neues Publikum zu erreichen.

Vtape ist eine dynamische Vertriebsorganisation, die eine internationale Sammlung von zeitgenössischen und historischen Videokunstwerken repräsentiert. Sie machen diese Sammlung Aussteller/innen, Kurator/innen, Programmier/innen, Rundfunkanstalten, Pädagog/innen, Wissenschaftler/innen und einem öffentlichen Publikum weltweit zugänglich. Vtape bietet nicht nur einen Vertriebskanal für etablierte und aufstrebende Künstler/innen, sondern setzt sich auch für die Etablierung von Standards für die Erhaltung der Videokunst und deren Ausstellung ein und ist bestrebt, hybride Praktiken in einem immer komplexeren technischen Umfeld zu unterstützen. Vtape betont den Wert der künstlerischen Leistungen und das Recht auf freie Meinungsäußerung und widmet sich der Verbesserung des sozioökonomischen Status von Künstler/innen. Das Forschungszentrum, das mit dem 401 Commons Collective gemeinsam genutzt wird, bietet Computerarbeitsplätze mit Zugriff auf den Videokatalog und den Critical Writing Index von Vtape. Hier können Vtape-Videos angesehen werden, und die Benutzer/innen haben Zugang zu wichtigen Schriften, zusätzlichen Druckmaterialien und Vtapes Bibliothek mit Publikationen und Ausstellungsephemera. Im Jahr 2014 startete Vtape das Digital Preview Access Project. Neu digitalisierte Titel sind über das passwortgeschützte Portal von Vtape zugänglich. Bis heute hat Vtape über 3.000 Titel aus einer Sammlung digitalisiert und hochgeladen, die mehr als 6.000 Titel enthält.

Vorgestellt von Lauren Howes (CFMDC) und Wanda Vanderstoop (Vtape).

Sira

Auf Arabisch bedeutet „Sira“ wörtlich Biografie. Araber/innen sind für ihre mündliche Erzähltradition bekannt. SIRA nimmt gefundenes Bildmaterial und Narration um die Entwurzelung einer Familie zu behandeln, beginnend mit dem Ereignis, das in Folge des Einmarsches des Iraks ihre Auswanderung aus Kuwait erzwungen hat.… >>>

  • Dauer: 6 Min.
  • Regie: Rolla Tahir

Bubba

BUBBA zeigt das Porträt eines alten Mannes – dem Großvater des Filmemachers – das auf verschiedene, zunehmend abstrakte Weisen verändert wurde. Der resultierende Effekt ist das Gefühl einer Lockerung der Bindung an die materielle Welt, wenn Bilder auftauchen und verschwinden und sich verändern, wird die sehr physische, konkrete Vorstellung eines Portraits verzerrt, zerhackt und geisterhaft. Die gleichen Bilder kommen und gehen und setzen die Erinnerung des Betrachtenden in den Mittelpunkt. Der Film fragt uns: „Wie wird die Erinnerung an unsere Lieben im Laufe der Zeit bei uns bleiben? Wie wird sie sich verändern”?… >>>

  • Dauer: 3 Min.
  • Regie: Daniel Hackborn

Water once ruled

WATER ONCE RULED kreiert eine Collage aus angeeignetem Material und Originalbildern und bringt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einer einzigen, sich wiederholenden Schleife zusammen. Das Video verbindet die Einführung von Satellitenbildern mit der Kolonisierung unseres eigenen sowie fremder Planeten und betrachtet Wasser - und den Mangel daran - als die zur Neige gehende Ressource, die die Geschichte des Mars mit der Gegenwart und Zukunft der Erde verbindet. Hier kann man nicht atmen.… >>>

  • Dauer: 7 Min.
  • Regie: Christina Battle

Catalyst

Der Mensch sucht von Natur aus nach Mustern. Ständig sind wir bestrebt, das, was uns als unbegreiflich erscheint durch den einen oder anderen Hinweis erklärbar zu machen. Im Grunde ist CATALYST eine Art Tagebuch ohne Daten, eine Sammlung von Erinnerungen aus denen ich meine Geschichte rekonstruiere. Diese Geschichte spielt in Raum und Zeit, ist geformt von Erde und Himmel. Der Film verbindet Super-8-mm-Material, das ich vor vielen Jahren aufnahm mit neueren, digitalen Bildern und untersucht wie jedes Medium meine Geschichte beeinflusst hat ebenso wie die Lücken in der Zeit in der die jeweiligen Sequenzen gedreht wurden.… >>>

  • Dauer: 3 Min.
  • Regie: Kent Tate

Traje de Luces | Suit of Lights

Traje de Luces | Suit of Lights is an expressive documentary composed with footage of a Spanish bullfight, that iconic imagery of highly decorated masculinity and violence masked as nationalism. The footage was drawn from Jacques Madvo Collection material filmed in Spain between 1976-1978. Madvo shot this footage at a time when Spain began its difficult and flawed transition to democracy in the years following dictator Francisco Franco’s death in 1975. The film consists of 16mm footage that has been decayed in soil, contact-printed and laboriously re-photographed and these abstractions of light and darkness ground the inquiry surrounding why citizens accept the harm done to others in their name. Created as part of LIFT's Madvo Collection Commissioning Project. Awards: Best Experimental & Best Local Film, AluCine Latin FIlm + Media Arts Festival (Toronto, ON), 2018… >>>

  • Dauer: 18 Min.
  • Regie: Francisca Duran

Cirkut/Canadett

Seit vielen Jahren hängt in der Diele des Hauses von Sara Angelucci ein großes Foto von 60 Frauen in Western-Kostümen. Das Bild wurde ihrem Mann von seiner Tante Dagmar überlassen. Sie wussten wenig darüber, außer dass Dagmar die Kostüme, die die Frauen tragen, geschneidert hatte. Angelucci fragte sich oft, wer die Frauen waren, wie das Foto gemacht wurde und was es der 2011 verstorbenen Tante bedeutete. Cirkut/Canadettes entpackt die vielen Schichten der persönlichen, lokalen, sozialen und technischen Geschichte dieses Fotos. Durch Archivrecherchen entdeckt Angelucci nicht nur, wer die Frauen sind, sondern öffnet ein Fenster in die Zeit, in der das Bild gemacht wurde: Toronto im Jahr 1956.… >>>

  • Dauer: 11 Min.
  • Regie: Sara Angelucci

Mother's Cupboard

Suk-Fong Wong, eine chinesisch-kanadische Seniorin, führt uns vertraulich durch die wertvollen Sammlungen chinesischer Medizin, Kräuter und Zutaten, die sie in ihren Küchenschränken aufbewahrt. Suk-Fong spricht in ihrer Muttersprache Toisanesisch, einen dem Kantonesischen verwandten Dialekt, und beschreibt, wofür einige ihrer selbst gemachten Elixiere und Präparate verwendet werden. Darunter ist „Loik Doy Dew“, ein Elixier auf der Basis von Rehknochen, das als Zusatz zu Suppen verwendet wird. Die meisten der gezeigten Zutaten sind gut in chinesischen Kräuterläden zu finden.… >>>

  • Dauer: 10 Min.
  • Regie: Paul Wong

On The Border

Dieser Film zeigt Müll aus dem Meer an einem Strand in der Nebensaison im Frühjahr. Viele Menschen finden dies sehr unerfreulich. Es ist ein ernsthaftes Umweltproblem. Ironischerweise ist es jedoch sehr faszinierend und sieht wie eine Art Kunstwerk aus. Menschliche Unmoral, Verantwortungslosigkeit und große Meereswellen arbeiteten zusammen, um diese Objekte zu erschaffen.… >>>

  • Dauer: 7 Min.
  • Regie: Yoshiki Nishimura

The Violence of a Civilization without Secrets

Die Filmemacher Adam und Zack Khalil untersuchen in Zusammenarbeit mit dem Künstler Jackson Polys den Gerichtsprozess, der das Schicksal der Gebeine eines prähistorischen paläoamerikanischen Mannes entschied, der 1996 in Kennewick, Washington State, gefunden wurde. In dem Prozess stritten das Volk der Umatilla und andere Stämme, die den "Ältesten" begraben wollten, gegen zwei Wissenschaftler, die den „Kennewick Man“ für wissenschaftliche Untersuchungen reklamierten. Um eine Entscheidung gemäß des Native American Graves Protection and Repatriation Act (NAGPRA) herbeizuführen, war es notwendig, die Abstammung der Gebeine festzustellen. Der Disput kulminierte in einen Streit mit Gruppen, die den „Kennewick Man" als direkten Vorfahren weißer Siedler sehen und in diesem Zuge die indigene Souveränität über Land und Vorfahren insgesamt zu schwächen und Jahrhunderte kolonialer Gewalt unsichtbar zu machen versuchen. Trotz allem konnten die Umatilla und andere Stämme den „Ältesten“ schließlich zu sich holen und ihn Anfang 2017 erneut beisetzen.… >>>

  • Dauer: 10 Min.
  • Regie: Zack Khalil,Adam Shingwak Khalil

Miss Chief Praying Hands

Das koloniale Projekt auf Turtle Island hat den indigenen Völkern seit Generationen das „Geschenk“ der europäischen Religion, Bildung, Krankheit, Scham und Vorurteile auferlegt. Jetzt gibt Miss Chief Eagle Testickle es wieder zurück! Die schillernde Form von Miss Chief's Praying Hands erinnert an den Stil dramatisch eleganter Werbespots für dekadente Statussymbole und bringt eine stechende aber spielerische Perspektive in das Gespräch über Versöhnung und indigenen Widerstand.… >>>

  • Dauer: 1 Min.
  • Regie: Kent Monkman