Swimmingpool am Golan
SWIMMINGPOOL AM GOLAN ist das Erstlingswerk der Schauspielerin Esther Zimmering. Mit ihrem autobiografischen Dokumentarfilm erforscht sie, sowohl hinter als auch vor der Kamera, die eigene, ihr lange unbekannte jüdische Familiengeschichte, die zugleich Zeitgeschichte darstellt. So hat ihr Großvater Jossel Zimmering im britischen Exil die FDJ und nach Kriegsende die DDR mit gegründet; und ihre Großtante Lore zur gleichen Zeit in Palästina den Kibbuz Kfar Szold nahe dem Golan und schließlich den Staat Israel mit aufgebaut. Für Esther Zimmering war die Entdeckung ihrer jüdischen Wurzeln und vieler Verwandter in einem fernen Land ein einschneidendes Ereignis, dem ein noch größerer Lebenseinschnitt vorausging: Der Staat, in dem sie aufgewachsen war, löste sich über Nacht auf. Auch das Geheimnis um den Beruf ihres Vaters, der Arzt bei der Nationalen Volksarmee war, wurde nun gelüftet. Warum verheimlichte ihr Vater die Familie in Israel und warum die Schwester ihres Vaters wiederum, ihren Kontakt zu der israelischen Verwandtschaft? Zwölf Jahre ist sie alt, als das System, für das ihre Vorfahren gekämpft haben, zusammenbricht. Zimmering erzählt, was damals mit ihr passierte, wie Israel plötzlich zum Sehnsuchtsort, zur neuen Wunschheimat wurde. Die erste und alle folgenden Reisen zu den Verwandten hält sie in ihrem Tagebuch fest. Sie stellt der Familie hier und dort Fragen. Und sie beginnt, die Lebenslinien ihrer Großmutter Lizzi und deren verbundener Cousine, jener Großtante Lore, die sie am Golan kennengelernt hatte, zurückzuverfolgen. Beide waren sie als junge Frauen in Nazideutschland in sozialistischen Jugendorganisationen aktiv. Beide konnten kurz vor Kriegsbeginn aus Deutschland fliehen. Lizzi nach England, Lore über Frankreich nach Palästina. Beide versuchten, in den so unterschiedlichen Systemen ihren Idealen treu zu bleiben, was auf beiden Seiten zunehmend schwierig wurde. Während Lore jedoch als Jüdin lebte, trat für Lizzi, die mit ihrem Mann in die DDR zog, ihre Herkunft systembedingt in den Hintergrund. Esther Zimmering erkennt mit der Zeit ihrer Recherche die Widersprüche und Brüche in den Biografien, was die Bewunderung für die beiden engagierten Frauen nicht schmälert. Sie verabschiedet sich allerdings von der Idee, nach Israel auszuwandern und stellt sich den hiesigen Verhältnissen. Ihr Film ist auch das Dokument einer Selbstfindung. Mit ihrer Familiengeschichte hat sie ihre eigene Bestimmung gefunden.… >>>
- Dauer: 89 Min.
- Regie: Esther Zimmering