Seit 53 Jahren sind sie verheiratet – Adelheid und Kornelius. Tandem fahrend oder mit Bollerwagen unterwegs, die Bibel auf Spanisch oder Goethe rezitierend, so kennt man die beiden Paradiesvögel im südhessischen Gelnhausen. Körperliche und geistige Fitness sowie ökologische Prinzipien werden groß geschrieben. Obst und Gemüse werden im Garten angebaut, Hosen und Jacken aus Altkleidern selbst genäht und das Klo wird mit Regenwasser gespült, Die Rollen sind fest verteilt: Der pensionierte Oberstudienrat Kornelius mit schneeweißem Vollbart gibt den strengen Ton an. Adelheid, die ehemalige Zahnarzthelferin, kommentiert den Lebensalltag mit lockeren Sprüchen. Als bei Kornelius Prostatakrebs diagnostiziert wird und sie sich fortan den Themen Abschied und Tod stellen müssen, fragt die Gattin einfühlsam: „Na, wird dir dein Schwänzchen abmontiert?“ Aber auch Kornelius geht seine Erkrankung nüchtern an und will sich nicht zum inkontinenten „Eunuchen“ bestrahlen lassen, um dem Leben noch ein paar Jahre abzuringen.
Regisseurin Kirstin Schmitt kennt das ungewöhnliche Paar seit Teenagertagen und war schon immer fasziniert von deren charmantem und konsequentem Nonkonformismus. Sieben Jahre lang begleitet sie die Beiden und deckt einfühlsam auch Brüche im scheinbar harmonischen Beziehungsgeflecht auf, wenn z.B. Adelheid angesichts des anstehenden Witwendaseins ihre bisherige Unterordnung in Frage stellt. Wie macht man angesichts des einmal Sterben Müssens Frieden mit seinen Lebensentscheidungen? Witz und Tragik liegen in diesem Film sehr nahe beieinander. Mit Eigensinn und viel hessischem „Schlappmaul-Humor“ ringen Adelheid und Kornelius beherzt darum, dem Tod noch möglichst lange davon zu radeln.