Archive und die Konstruktion von Wissen, Erinnerung und Geschichte sind oft Macht- und
Gewaltstrukturen unterlegen. Welche neuen Formen eines widerständigen Erinnerns von Geschichte
können beschrieben und diskutiert werden? Zwei Filmemacherinnen zeigen uns zwei Perspektiven
über den Umgang mit Gegennarrationen. An der Schnittstelle von persönlichen und öffentlichen
Archiven beschreiben sie Wege einer subversiven Erzählung. Beide Filme spielen dabei mit der
Frage, inwiefern Erzählungen und Archivierungen zuverlässige Quellen des Erinnerns sein können,
wenn diese verhüllt sind in einer parteiischen Kolonialperspektive, gewandelt in verleugnende
Unterhaltung und Vorspiel. Im Programm UNTER DEM SAND werden aus feministischer, dekolonialer
und gesellschaftskritischer Sicht eigene Positionen und Produktionsprozesse von Bildern neu
gedacht. Der Akt der Erinnerung ist auch ein Weiterschreiben von Biografie(n) – ein
schöpferischer Akt der Neubetrachtung von Geschichte(n). (Cana Bilir-Meier)
"Ich sehe dich an und sehe, dass dein Blick die Welt verschlingt, ohne zu wissen welche Welt verschlungen wird." Mittels eines zugleich persönlichen aber auch distanzierten essayistischen Films wird Macao, eine frühere portugiesische Kolonie, die 1999 an China zurückgegeben wurde, vorgestellt Die selbst zum Teil in Macao aufgewachsene Filmemacherin Rita Macedo betrachtet die Geschichte des Gebietes aus portugiesischer Perspektive neu und thematisiert post-imperiale Formen der verleugneten politischen Beeinflussung neben der voranschreitenden Demenz ihrer eigenen Mutter.
Bedacht positioniert der Film persönlichen Verlust neben kolonialem Narrativ und widmet sich so der Frage, wie eine schwierige Vergangenheit im Angesicht einer sich gegenwärtig selbst zerstörenden Erinnerung aufgearbeitet werden soll.… >>>
ONE IMAGE, TWO ACTS entwirrt die vielfältigen und miteinander verflochtenen Systeme von Ölinfrastrukturen, die sich über unwahrscheinliche geografische Rräume erstreckt und deren Beschaffenheit stets dem Lauf der Zeit unterlegen sind. Anhand der Film- und Fotoarchive von British Petroleum (BP) verfolgt der Film die Operationen im Iran, Irak und in Kuwait und zeigt die visuellen und medialen Infrastrukturen, die Öl als Mittel der Macht im kolonialen Weltbild verankern. In diesem Zusammenhang betrachtet der Film BPs weitverbreitetes Netz von Kinos in den Öl-Städten im Südwest Iran und folgt der Transformation dieser wachsenden Bild-Ökonomie, indem es die nationalistische Bewegung und das anti-koloniale Kino zwischen 1950-1980 im Iran konturiert.… >>>