„Behinderung heißt ja nur, dass ein Teil vom Ganzen kaputt ist“, sagt Bernd. In seinem Fall heißt das konkret: eine Schädigung des Gehirns als Folge des Alkoholmissbrauchs seiner Mutter während der Schwangerschaft. Wer diese Frau ist, weiß Bernd ebenso wenig, wie er sich an seinen Vater, seine Geschwister oder andere Verwandte erinnert. Doch das soll sich jetzt ändern! Zusammen mit seinem Kollegen Joann, mit dem er auf einem demeter-Hof in Schleswig-Holstein arbeitet, macht er sich auf Spurensuche – über einen Abstecher auf den Hamburger Kiez nach Berlin, seiner Geburtsstadt. Nach und nach setzt sich das Puzzle zusammen. Die sympathischen Protagonisten treffen zwei Onkel. Und auf dem Friedhof, wo die Mutter begraben sein soll, findet die Reise schließlich vorerst ein Ende. Aber selbst hier bleibt eine kleine Ungewissheit: Das Grab der Mutter ist nicht namentlich ausgewiesen. Eine letzte Kontaktaufnahme findet im Film mit der älteren Schwester statt, die ihn als Säugling auf dem Arm trug, badete und im Kinderwagen schob. Zunächst bleibt es jedoch bei einem Telefongespräch. Die Frage nach der eigenen Herkunft bewegt wohl jeden Menschen, der sie nicht kennt. Eine echte Herausforderung wird die Suche, wenn noch kognitive Einschränkungen dazukommen. So haben die Protagonisten zum Beispiel Probleme, Wörter zusammenzusetzen, was ein besonderes Hindernis darstellt, wenn man sich in einer fremden Umgebung orientieren soll. Wir sehen die beiden denn auch mehrere Minuten Kreise ziehen, als sie den Ausgang aus der U-Bahn suchen. Umso bravouröser meistern sie die Widrigkeiten des Alltags, da sie sich nicht entmutigen lassen und ihren Optimismus behalten. Unbeirrt verfolgen sie ihren Weg, ziehen sämtliche Hebel – sogar ein Privatdetektiv kommt (fast) ins Spiel. Und es zeigt sich, dass „Normalos“ auch nicht unbedingt mehr wissen, zum Beispiel bei der Frage: „War das hier früher Ost- oder Westberlin?“ Von vorne bis hinten ein spannendes Roadmovie mit sehr viel Sympathie für seine Alltagshelden! (Anja Klauck)