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The Private Life of Fenfen - Leslie Tai

Jurybegründung:

„Ein Mann ist wie eine Zwiebel, man muss ihn schälen. Und je mehr Schichten die Frau abträgt, umso mehr muss sie weinen“, sagt Fenfen in einem Film so ergreifend wie das Leben und so vielschichtig wie eine Zwiebel. Im Videotagebuch der jungen Chinesin wird die Kamera zum Medium der Reflexion, zum Ort für Bekenntnisse, zum Zeugen.

Die privaten Bilder- von der Regisseurin in Friseursalon oder Teeküche abgespielt- entwickeln sich zum Gegenstand der öffentlichen Diskussion. Dadurch bekommt das Private eine politische Dimension und der Zuschauer wird zum Teil der Erzählung selbst.

Emil - Martin Schmidt

Jurybegründung:

Schmidt zeigt in seinem animierten Kurzfilm den dramatischen Zweikampf zwischen Schale und Küken. Während sich die bewahrende Schale um Ruhe und Gleichgewicht bemüht, drängt das neue Leben in ihrem Inneren beharrlich nach außen. Seine handwerkliche Perfektion und überraschende Anleihen an die Horrorfilmdramaturgie haben uns beeindruckt. Immer, wenn die Schale denkt, jetzt ist Ruhe, geht der Kampf in die nächste Runde, pointiert durch einen gelungenen Musikeinsatz. Zum ersten Mal wird uns das bisher zumeist vernachlässigte Schicksal der Eierschale vor Augen geführt - dieser Perspektivwechsel ist originell und überzeugend.

Escort - Guido Hendrikx

Jurybegründung:

ESCORT beobachtet holländische Grenzschützer bei einem dreiwöchigen Intensivtraining. Hier lernen sie, wie sie Menschen abschieben. Asylanten in ihre sogenannten Ursprungsländer zurückzubringen. In dem Training geht es ganz konkret darum, Menschen, die sich körperlich gegen ihre Abschiebung wehren, unversehrt in Flugzeug zu bekommen. Trainiert wird dabei auch, die Menschen zu fixieren, damit sie nicht treten oder schlagen können, sie zu tragen, ihren Kopf zu schützen; bis sie im Flugzeug festgeschnallt sind.

Der Film schildert sehr gut das Dilemma der Grenzschützer. Ihre Empathie mit den Asylsuchenden, die vielleicht ihre Kinder, ihre Familien zurücklassen müssen. Ihre Pflicht und ihre Empfindungen sind nicht in einer Linie. Die Frage von Humanität oder Gerechtigkeit wird auch im Training diskutiert.Und diese Frage „ist es human, Menschen abzuschieben, wenn diese das nicht wollen und regelrecht darum betteln, bleiben zu dürfen“, - diese Frage ist auch für die Grenzschützer schwierig.

Der Film hat ein politisch und gesellschaftlich relevantes Thema. Das Besondere dabei ist die Perspektive: Nämlich die Sicht derjenigen, die die Abschiebung tatsächlich auszuführen haben. Handgreiflich die Menschen in ihre Heimat zu verfrachten haben. Wir begleiten sie und nicht die Opfer – die Abgeschobenen.

Der Film ist in seiner schlichten, dokumentarischen Machart sehr eindringlich. Er nimmt den Zuschauer mit, lässt ihm aber Freiräume für die eigene Konklusion.Ein hervorragender Film, der alle Jury-Mitglieder, auch die jungen, überzeugt hat.

Wir gratulieren!

Unmanned Distances - Bertrand Flanet

Jurybegründung:

In "Unmanned Distances" führen zwei Frauen ein intimes Telefonat während ihrer jeweiligen Alltagssituation. Die eine befindet sich auf einer Autofahrt durch eine Großstadt; ihre Gesprächspartnerin lenkt zur gleichen Zeit von ihrem Arbeitsplatz aus eine Drohne. In der Doppelprojektion sehen wir statt der Protagonistinnen nur das, was diese sehen. 

Die Installation berührt besonders durch die Beiläufigkeit in der sich Krieg und Alltag vermischen. 

Die zeitgemäße Arbeit schafft es mit einfachen Mitteln durch ihre Präzision die Betrachtenden zu fesseln und die Absurdität des entpersonalisierten Kriegs zu thematisieren.