junges dokfest – Programm 5: Ich ist eine Performance
(BALi Kinos, KulturBahnhof Kassel)
Die Realität filmen bedeutet nicht: Sich unsichtbar machen und sie aus einem Versteck
heraus einfangen. Die Realität filmen bedeutet: Sich aktiv mit ihr auseinandersetzen, in sie
eingreifen, sie verändern, sie inszenieren, um ihr eine Form zu geben, die in der Kamera als
Wahrheit sichtbar wird. Das Programm versammelt vier Filme, die das Eingreifen in die Realität
sichtbar zur Schau stellen, ohne sie dabei aufs Spiel zu setzen. (Alejandro Bachmann)
Um die Gedankenwelt von jungen Männern kennen zu lernen, inszeniert die Regisseurin Situationen, in denen sie mit ehemaligen Partnern, Affären und Liebhabern Gespräche führt – über Liebe, Sex, das eigene Körperbild. Im Bett, vor dem Spiegel, in der Bar. Überall dort, wo Menschen sich und anderen begegnen, fragt, forscht und wundert sich die Filmemacherin über die Spezies „Mann“, ohne je Empathie einzubüßen. Die Bilder, die sie dabei entwirft, sind durch und durch artifiziell, bunt, schrill, durchzogen von popkulturellen Objekten und Verweisen. Die Situationen, die diese konstruierten Settings zwischen ihr und den Menschen hervorbringen sind dafür umso authentischer.… >>>
Voin – ein Freund der Filmemacherin – ist im kommunistischen Bulgarien aufgewachsen. Seit nun 20 Jahren lebt er in Berlin. An Orten und in Räumen, die seine Kindheit geprägt haben – weil er dort gelebt, mit Freund*innen gespielt oder den Vater besucht hat – erinnert sich Voin für die Kamera an Momente, die das Spektrum bodenloser Trivialität, psychologischer Relevanz und gesellschaftspolitischer Analyse abstecken. Die Kamera ist hier so wenig einfach nur Zuschauerin, wie Voin einfach nur Protagonist ist: Der Einblick in ein Leben zwischen zwei politischen Systemen, Ich-Entwürfen und biografischen Schichten entsteht in diesem Film als Dialog, der dokumentiert, was für die Kamera inszeniert wird und inszeniert, was die Realität ihm anbietet.… >>>
Durch die bzw. dank der Dezentrierung archetypischer Repräsentation in der der Kulturproduktion wirft BARBÈS Fragen auf. Junge Frauen - "Eindringlinge” - okkupieren für die Zeit der Inszenierung den öffentlichen Raum. Mit den gleichen Gesten und Haltungen wie Männer sie sonst in diesen Räumen praktizieren: Sie spielen unbeschwert Karten, schauen Fußball – nehmen Raum ein unberührt vom Fluss der Zeit. Sie eignen sich Terrassen und Plätze an und exponieren sich der seltsamen Fremde einer von Ausschluss geprägten Öffentlichkeit.… >>>
Junkanoo - eine Art Karneval auf den Bahamas - ist eine Kulturtechnik mit innovativem Kostüm Design. Ästhetik und Politik verflechten sich während wir den Shell Saxon Superstars bei ihrer ein Jahr andauernden Kostümproduktion folgen. Hier ist die radikale schwarze Imagination, ein Widerstand, eine einzigartige Identität der Bahamas. Wer also bewahrt Junkanoo für die zukünftigen Generation?… >>>