Häusliche Räume sind von jeher Reflexions- und Experimentiergegenstand für Künstler*innen. Die globale Pandemie hat neue Aspekte zum Vorschein gebracht und unsere intimen Räume komplexer gestaltet, indem sie abhängig vom Tag und unserer Laune zwischen Zufluchtsort und Gefängnis oszillieren. Es eröffnet sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten zusammen zu sein, während man Raum, nicht aber unbedingt Weltanschauungen, teilt: Von improvisierten Bühnen und Rollenspielen in bekannter (obligatorischer) Intimität zu sogfältig einstudierten Choreographien, die einer eigenen anarchistischen Logik folgen, oder vom zwanghaften Gaming gestohlene Schlafstunden. Eine filmische Erkundung der Grenzen, der Absurditäten und der Möglichkeiten des Zusammenkommens und des Zusammenlebens. (Maria Morata)
Eine fixierte Kameraperspektive rahmt ein Einfamilienhaus mit Garten ein, wie es auch eine Immobilienanzeige tun würde, nach der die Attribute des Titels klingen. Was im Bildraum geschieht, wirkt eher wie ein fröhliches Chaos: Auf einer Leiter wird Pyrotechnik entzündet, Menschen und (Rasenmäher-)Roboter haben Auf- und Abtritte, von Filmcrew und Hausbesitzer, von jenseits des Frames hört man Regieanweisungen. Zusammenhänge von Ursache und Wirkung erscheinen eher als Knäuel denn als klare Relationen. In einer einzigen Einstellung baut SEHR GEPFLEGT UND GUT GELEGEN fröhlich ein vielschichtiges Bild einer charakteristischen Wohnform, zerlegt es nicht minder beschwingt in die Techniken seiner Erzeugung und befragt es nach den Machtrelationen, die in ihm und seiner Herstellung zum Ausdruck kommen.… >>>
- Regie: Jakub Vrba, Lukas Marxt
Ein Filmprojekt am Küchentisch, auf Bodenstaubsaugerebene. Sophie Bösker arrangiert ihr familiäres Umfeld neu. Als erwachsene Tochter kehrt sie während der Covid19-Krise nach Hause zurück. Die Möglichkeiten sind beschränkt. Die öffentlichen Räume weggesperrt. Begegnungen mit unbekannten Menschen sind vermindert bis verschwunden. Was bleibt da anderes als der eigenen Familie in ihrer freundlichen Alienhaftigkeit zu begegnen. Also ein Science-Fiction-Film in Quarantäne. Sophie Bösker ist ein dichtes Werk zu familiären Dynamiken, zu Backstage und Frontstage eines Familien-Haushalts und gleichzeitig zur Rolle des involvierten Eindringlings gelungen. Die unterschwelligen Gefühle und das stumme Kauen. Pandemic insourcing, erster Lockdown, 2020. (Auszug aus Madeleine Bernstorffs Text)… >>>
Premiere:
Deutschlandpremiere