Kurzfilm
Das Kasseler Dokfest zeigt in jedem Jahr 180 bis 200 internationale und aktuelle kurze und mittellange Filme in Kompilationsprogrammen. Jede der 80- bis 90-minütigen Zusammenstellungen lässt einen roten Faden erkennen, scheut dabei jedoch weder Kontraste noch Gegensätze. Die Kurzfilmkompilationen setzen thematische Schwerpunkte und sind das Ergebnis eines kuratorischen Umgangs mit den eingereichten Arbeiten. So wurden beispielsweise unter dem Titel „Halbwertszeit“ in drei Filmen die Auswirkungen der größten atomaren Katastrophen unserer Zeit beleuchtet oder in „Carrousel d’Amour“ von den unterschiedlichsten Spielarten der Liebe erzählt. Themen für die Kompilationsprogramme ergeben sich aus den eingereichten Arbeiten jedes Jahr neu.
Gerade im kurzen und mittellangen Format ist die Formen- und Themenvielfalt groß. Die rund 2000 eingereichten Filme und Videos, die für das Kurzfilmprogramm gesichtet werden, bilden die ganze Bandbreite des Schaffens ab, dem sich das Dokfest widmet: vom pointierten Clip, über Kurzdokumentationen und -portraits hin zu experimentellen Formen, die fiktionale und dokumentarische Erzählweisen mischen und eine starke künstlerische Handschrift erkennen lassen. Auch animierte Arbeiten können eingereicht werden und werden mit den übrigen Formaten programmiert. (Fast) alles interessiert – lediglich klassische, narrative Kurzspielfilme werden beim Dokfest nicht in Erwägung gezogen.
Der kreative, kuratorische Umgang mit dieser Vielfalt ist das Markenzeichen der Kurzfilmkompilationen. Das sechsköpfige Auswahlkomitee steht dabei für heterogene Blicke auf den gesichteten Jahrgang. Die Mitglieder sind Kurator/innen, Künstler/innen, Kritiker/innen oder Programm-Macher/innen mit verschiedenen Interessen und Hintergründen und sie sind eingeladen, diese Verschiedenheit konstruktiv in das Auswahlverfahren einzubringen. Die Zusammensetzung des Komitees variiert leicht von Jahr zu Jahr, damit es in der Arbeit eine Mischung aus Kontinuität und dem nötigen frischen Wind gibt. Das Komitee sichtet, diskutiert und programmiert soweit wie möglich gemeinsam – ein intensiver Prozess, der in der Regel Ende Juni beginnt und mit einer definitiven Filmauswahl Mitte September endet.
Nordhessische Produktionen
Eines der erklärten Ziele des Kasseler Dokfestes ist die Präsentation von regionalen Arbeiten gleichberechtigt neben denen internationaler Filmemacher und Künstler. Im Filmprogramm werden zwischen 20 und 30 lange und kurze Spiel-, Animations- und Dokumentarfilme nordhessischer Filmemacher gezeigt, die Sektion „Goldener Herkules“ beschränkt sich demnach nicht auf den Dokumentarfilm, sondern ist für alle Genres offen. Präsentiert werden die überwiegend kurzen Werke sowohl in regulären Programmen, als auch in speziellen Kompilationen.
Die Screenings bieten den Autor/innen eine wichtige Plattform, um ihre Arbeiten einem breiten Publikum vorzustellen, ins Gespräch mit Professionellen aus dem In- und Ausland zu kommen und neue Kontakte zu knüpfen - besonders für jüngere Filmemacher/innen aus der Region, die in Kassel oft ihren ersten Festivalauftritt erleben.
Somit entsteht nicht nur ein Erfahrungsraum, in welchem sich Nachwuchstalente einem interessierten Publikum und einer (internationalen) Kritik stellen können, sondern auch ein einzigartiges Forum des Austausches, das beachtliche Spuren in der Region hinterlässt und zugleich eine europäische Ausstrahlung besitzt. Die Rückkoppelung an die Region – ca. zehn Prozent aller gezeigten Arbeiten stammen aus Nordhessen – hat einen hohen Stellenwert für das Kasseler Dokfest. In den letzten Jahren hat sich deutlich gezeigt, dass diese durchaus konkurrenzfähig sind und das Festival oftmals als Sprungbrett dienen kann, um national sowie international Beachtung zu finden.
Seit 2001 vergibt das Kasseler Dokfest den mit 3.000 Euro dotierten „Goldenen Herkules“ an eine herausragende filmische Produktion aus Nordhessen. Der Wettbewerb ist offen für alle auf Leinwand präsentierbaren Formate und Genres. Zugelassen für den regionalen Wettbewerb sind Arbeiten, deren Regisseur/innen ihren Wohnsitz in Nordhessen haben oder ein Studium an der Universität Kassel, der Kunsthochschule Kassel bzw. einer vergleichbaren Medieneinrichtung in Nordhessen absolvieren oder die in Nordhessen realisiert und produziert wurden. Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) war Preisstifter von 2001 bis 2007. Seitdem stiftet den Preis die Machbar GmbH, eine Agentur für Unternehmenskommunikation mit Hauptsitz in Kassel.