Das Bild macht die Musik - Facetten und Ausdrucksformen im VJing
VJs der DokfestLounge sprechen über ihre Arbeiten
Im Gespräch VJ A-li-ce (Paris), Johannes Timpernagel (Berlin) und Mo (Kassel). Moderation: Jessica Manstetten und Jan Bode (Auswahlkommission DokfestLounge)
Irgendwann zu Beginn der 1990er Jahre liegt wohl die Geburtsstunde des VJings. Bis dahin sorgten ganz alleine Lightjockeys für die Beleuchtung auf der Tanzfläche, um im richtigen Moment ein Blitzgewitter von blinkenden Lampen zu zünden und den einsetzenden Monsterbeat visuell zu unterstützen. Resultat: Die sowieso schon brodelnde Partymeute explodiert und reißt sich ihre T-Shirts vom Leib! Unsere eigene Tanzflächenerfahrung lehrt uns, dass die Musik noch so gut sein kann, aber im grellen Schein der Neonröhre vermag einfach keine Stimmung aufzukommen. Aber wie ist das mit den Visuals? Worin unterscheiden sie sich von der Tanzflächenbeleuchtung? Was ist ihr Beitrag zum Partygeschehen? Definitiv erweitern sie die Audioperformance eines DJs um eine visuelle Komponente. Aber welche genau ist das? Böse Zungen behaupten ja, dass VJs nur die menschliche Variante einer „Windows Media Player - Visualisierung“ sind. Andere hingegen reden von einer „eigenen Kunstform", die auch jenseits von Disco und Nachtleben in Ausstellungen oder Filmprogrammen ihre Berechtigung finden sollte. Bei allem Streit steht zumindest fest, dass bildhafte Visuals, die abstrakte Formen, Striche und bunte Farben übersteigen, eine inhaltliche Aussage transportieren, die vom Publikum rezipiert wird und bei ihm etwas zusätzlich zur Musik auslöst.
Mit unseren Gästen wollen wir über ihre Erfahrungen und Einschätzungen zu den oben genannten Themen sprechen, diskutieren, was „gute“ Visuals ausmachen und ihrer Meinung nach leisten müssen. Wir wollen zusammen ergründen, warum der VJ eigentlich so eng mit der elektronischen Musik verknüpft ist und warum es auf Heavy-Metal-Partys keine Bilder zur Musik gibt? Neugierig sind wir aber auch darauf, wo die persönlichen Motivationen der VJs liegen und wollen mehr über ihre völlig unterschiedlichen Arbeitsweisen und Produktionsarten erfahren.
A-li-ce
arbeitet seit 2004 als Videokünstlerin und VJ. Mit Solo-Shows, als Teil von duo:NÄ: und mit ihrem audiovisuellen Label Homemade Collective nahm sie an diversen Festivals wie dem Mapping Festival (Schweiz), den Paysages électroniques and Videoformes (Frankreich) und dem Visual Berlin Festival teil.
Jan Bode
Videokünstler und Designer. Studium Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel bei Prof. Bjørn Melhus. 2009 Stipendium der Otto-Braun-Stiftung Kassel. 2011 Artist Residence in den Duende Studios Rotterdam - gefördert durch den „TENT Academy Award 2010″. Arbeitet und lebt in Berlin.
Jessica Manstetten
Film- & Fernsehwissenschaftlerin. Arbeitet für die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, auf der Duisburger Filmwoche und für das IFFF Dortmund/Köln. Zudem kuratiert sie Film- und Videoprogramme für verschiedene Festivals, Institutionen und Veranstaltungen.
Mo
ist Videokünstlerin, produziert Musikvideos und spielt seit 2003 als VJ in diversen Clubs und Festivals – z.B. LPM Rom, VJ Fest Istanbul und gewann den LaptopsRus 2010 in Berlin. Zudem ist sie als Resident im Münchner „Harry Klein“ Club tätig. In 2009 war sie zum ersten Mal Gast in Kassel und zeigte ihre Visuals bei der damaligen Eröffnung der DokfestLounge.
Johannes Timpernagel
ist seit 2006 als Video-, Animations- und Interaktionskünstler tätig. Als VJ spielte er unter anderen auf dem Lunchmeat Festival (Tschechische Republik), Insomnia (Norwegen) and Cynetart (Deutschland). 2011 gründete er zusammen mit Robert Pohle und Sebastian Huber das Berliner Studio „schnellebuntebilder“, mit dem er Musikvideos produziert und architektonische großformatige Mappings sowie interaktive Installationen verwirklicht.