Come Together. Dresden und der 13. Februar
Auf den Großraum Dresden wurden im Zweiten Weltkrieg Luftangriffe von Engländern und Amerikanern geflogen. Davon sind die vier Angriffswellen vom 13. bis 15. Februar 1945 in die Geschichte eingegangen. Durch sie starben nach neuesten historischen Untersuchungen (entgegen oft behaupteten sechsstelligen Opferzahlen) mindestens 22.700, höchstens 25.000 Menschen. Große Teile der Innenstadt und der industriellen und militärischen Infrastruktur Dresdens wurden zerstört. Trotz höherer Opferzahlen bei einigen anderen Luftangriffen auf deutsche Städte veranlassten besonders die Angriffe auf Dresden Kritik an der Luftkriegsführung der westlichen Alliierten seit 1942. Historiker diskutieren bis heute, ob diese Flächenbombardements militärisch notwendig und zweckmäßig waren und ob sie ethisch und rechtlich als Kriegsverbrechen zu werten sind.
COME TOGETHER – DRESDEN UND DER 13. FEBRUAR setzt sich mit der historischen Erinnerungskultur, ideologischer Vereinnahmung und der aktuellen bürgerschaftlichen Diskussion um ein angemessenes Gedenken auseinander. Der Film zeigt historische Rückblicke von der Stadt Dresden als mythischer Sehnsuchtsort, thematisiert die Funktionalisierung der Bombardierung im Kalten Krieg durch die DDR aber auch spätere angemessene Formen des Gedenkens und schließlich die zunehmende neofaschistische Aneignung des Themas nach 1989.
Schwerpunkt des Films ist die aktuelle Auseinandersetzung mit dem Thema. Es werden Bilder verschiedener Gedenkveranstaltungen gezeigt. Die NPD legt ihre Gedenkkränze provokativ direkt neben die der jüdischen Gemeinde und zieht mit Vorliebe an der Synagoge vorbei. Die städtische Initiative „Aktionsbündnis Dresden nazifrei“ diskutiert das heiße Thema „Blockade gegen die Rechten".
Das traditionsreiche Gedenken ist zu einem Streit auf der Straße geworden. Getrennt voneinander besetzen die verschiedenen Parteien symbolisch ihr Stück Stadt. Aber es geht um viel mehr. An Dresden zeigt sich der Konflikt um die Deutung deutscher Geschichte. Es entsteht ein emotionsgeladenes Netz politischer Kräfte aus Friedensaktivist/innen, Antifaschist/innen, Neonazis, Landtagsabgeordneten, Vertreter/innen der Zivilgesellschaft und der Kirchen. Vor der Kulisse einer ikonenhaften Stadt schafft der Film einen Dialog zwischen unterschiedlichen Positionen. Was in Dresden passiert, ist keine Ausnahme. An diesem Ort spitzt sich eine universale Herausforderung zu: der Umgang mit der eigenen Vergangenheit.
- Deutschland
- 94:00 Min.
- Regie: , Buch: Barbara Lubich Co-Autoren (Buch): Claudia Jerzak, Michael Sommermeyer
- Production: Michael Sommermeyer
- Kamera: Ralf Jakubski, Barbra Lubich, Erik Schimschar, Michael Sommermeyer, René Liebert
- Schnitt: Barbara Lubich, Ralf Jakubski, Michael Sommermeyer
- Musik: Nikolaus Woernle
- Ton: Nikolaus Woernle, Michael Sommermeyer, Ralf Jakubski u.a.
- Sprache: deutsch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2012