EUROZONE
Die einst zukunfstweisende europäische Idee ist auf dem besten Wege, in fiskalischen Scharmützeln verhackstückt zu werden. Das Programm EUROZONE ruft jedoch weder zur Abschaffung Europas noch zur Rettung des Euro auf, sondern nähert sich Europa aus der kritischen Distanz der Peripherien, der Ausgeschlossenen und der Enklaven. Von dort aus gesehen scheint Europa eher eine Chimäre oder ein Mythos zu sein, als ein Ort, an dem es sich leben lässt. Das Programm führt zu vier unterschiedlichen Begegnungen mit der europäischen Realität, bei denen von „Europa" allerdings nur am Rande die Rede ist.
The Tour
THE TOUR führt uns nach Longyearbyen auf die arktische Inselgruppe Spitzbergen. Die Ölbohrstationen, die einmal der Grund für die Besiedlung waren, liegen lange brach. Stattdessen wird heute in Hochsicherheitsanlagen der Klimakollaps berechnet, im ewigen Eis eine globale (Pflanzen-)Samenbank gehegt und auf den Bildschirmen der Hotellobbies loopt sich das Nordlicht. Die kleine Community lebt auch von den Tourist/innen, die Longyearbyen gerade deshalb anzuziehen scheint, weil man sich partout nicht vorstellen kann, was es dort zu sehen gibt. Eva la Cours subtile Bild- und Toncollage scheint uns den Ort näher zu bringen, lässt dabei aber gleichzeitig einen mythischen Ort entstehen, von dem einige versichern, dass es sich nirgends besser leben lasse als hier, und andere sagen, dass es dort kaum auszuhalten sei.
- Dänemark, Deutschland
- 37:00 Min.
- Regie: Eva la Cour
- Sprache: englisch, dänisch, norwegisch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2011
Elég - eine Rhapsodie aus Ungarn
Während die Bilder eine typische Budapester Fantasie evozieren – Menschen in Kur- und Schwimmbädern – dringt auf der Tonspur der öffentliche Protest ins Bewusstsein, der in Ungarn in den letzten Jahren immer dringender und dabei immer riskanter geworden ist. Wir hören die Rede des Journalisten Balázs Nagy Navarro anlässlich des Hungerstreiks gegen die Manipulation der öffentlichen Medien im Dezember 2011. Das Schlüsselwort des Protests ist „elég" - genug, wir haben es satt, es reicht.
- Ungarn, Deutschland
- 08:17 Min.
- Regie: Stefan Demming
- Sprache: ungarisch
- Untertitel: deutsche
- Jahr: 2012
The Visitor
Ein unsichtbar bleibender Besucher bewegt sich durch Braunschweig, geleitet von den Empfehlungen ortskundiger Passant/innen. Während er mit der Kamera von einem „Lieblingsort" zum anderen geschickt wird, drangsaliert ihn aus dem Off der offizielle Willkommensbrief der Ausländerbehörde, in dem ihm im Stil einer Parabel Kafkas, seine „Pflichten" aufgelistet werden und dabei bereits unmissverständlich mit dem Rausschmiss gedroht wird.
- Deutschland
- 11:56 Min.
- Regie: Rizki R. Utama
- Sprache: deutsch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2012
Bamako transit
BAMAKO TRANSIT handelt von der mittlerweile zur Lebensform gewordenen Migration in Westafrika. Zwar ist das Ziel meist immer noch „Europa", die Bedingungen und Routinen an den Transit-Orten haben diese jedoch für viele zu einem dauerhaften Zuhause werden lassen. Die Geschichten der Erzählenden handeln daher nicht nur vom Unterwegssein, sondern auch vom Bleiben an einem neuen Ort. Neben der Wut auf die Ausgrenzungspolitik Europas hört man auch ein kritisches Nachdenken über die Fixierungen und Fantasien eines besseren Lebens, denen man selber aufgesessen ist. Es zeichnet sich ab, dass vor allem der „Mythos Europa" entzaubert werden muss, um die Macht Europas brechen zu können. Bamako Transit arbeitet auf der Bildebene ausschließlich mit Fotografien. Dies ermöglicht eine Ruhe des Nachdenkens, die dem Thema sehr gut tut.- Frankreich
- 22:35 Min.
- Regie: Céline Lixon
- Kamera: Céline Lixon
- Schnitt: Vincent Pouplard
- Musik: Julie Rousse
- Ton: Céline Lixon
- Sprache: französisch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2011