Frohes Schaffen – Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral
Sie ist Fetisch, Mantra, geheime Religion des modernen Menschen: die Arbeit. Konstantin Faigle's essayistisch-satirischer Dokumentarspielfilm hinterfragt humorvoll wie schmerzhaft unseren „heiligen“ Lebenssinn Arbeit.
Der Besuch von Stätten des Glaubens and die Arbeit und dessen Niedergangs wird ergänzt durch intensive Interviews mit Expert/innen. In zugespitzten, inszenierten Episoden karikiert Faigle den gegenwärtigen Stellenwert von Arbeit. Auch eine Möglichkeit die Komplexität ihrer Ausmaße kritisch zu reflektieren!
Momenta 100 - 100 Tage Film
100 Momente der dOCUMENTA (13). 100 kleine Geschichten über Menschen und Orte. Die Filmemacher Karl und Johannes Brunnengräber haben das Geschehen in und um Kassel während der dOCUMENTA (13) Tag für Tag filmisch begleitet. Entstanden sind pro Tag 100 Sekunden Film. Dabei stehen die Menschen und ihr eigener Bezug zur dOCUMENTA (13) im Mittelpunkt. Sie werden zu einem Teil der Geschichte von Momenta 100. Ein Exponat von Einhundert.
Neben den Menschen stehen die Orte in Kassel und deren Dynamiken im Fokus der filmischen Betrachtung: Wie verändert sich der Puls der Stadt, welche Orte werden belebt, welche vernachlässigt? Wo entsteht Neues und wo verschwindet Altes?
MOMENTA 100 – 100 TAGE FILM ist eine ungewöhnliche, filmische Chronik der dOCUMENTA (13) und visuell ein „kleines“ Meisterwerk. Abseits der tagesaktuellen „Mainstream“-Berichterstattung haben die beiden Kasseler Filmemacher sich Zeit genommen für Begegnungen mit Menschen und Orten und genau hingeschaut. Entstanden ist eine wunderbare Bestandsaufnahme, die erst in ihrer gesamten Länge von 171 Minuten ihre gesamte Wirkung entfaltet. Zur Eröffnung des Kasseler Dokfestes präsentieren wir 5 Episoden aus MOMENTA 100 – 100 TAGE FILM, die Appetit machen sollen auf das Gesamtwerk mit 100 Episoden, das am Samstag, den 17.11. um 14 Uhr im Gloria Kino zu sehen sein wird.
- Deutschland
- 8:00 Min.
- Regie: Johannes Brunnengräber, Karl Brunnengräber
- Musik: Eoae
- Sprache: deutsch, englisch
- Untertitel: deutsche, englische
- Jahr: 2012
Frohes Schaffen - Ein Film zur Senkung der Arbeits
Arbeit ist das unbestrittene Zentrum im Leben des modernen Menschen: Sie ist Sicherheit, Selbstbestätigung, Existenzberechtigung, sozialer Kristallisations- und Kommunikationspunkt. Arbeit ist eine Sucht, ein Fetisch, ein Mantra, das uns tagtäglich durch Politik und Medien umgibt. Arbeit ist die gelebte Praxis eines unanfechtbaren Glaubens.
In dekonstruierenden Interviews befragt Konstantin Faigle Experten weltweit nach dem Wert der Arbeit. Darunter den amerikanischen Sozialhistoriker Benjamin Hunnicutt, für den Arbeit längst die Religion als sinnstiftende Instanz des Menschen abgelöst hat. Weitere Interviewpartner/innen sind u.a. der Philosoph und Religionskritiker Michael Schmidt-Salomon, die Anthropologin und „Mem“-Expertin Susan Blackmore, Jeremy Rifkin, renommierter US-Ökonom und Autor von „Das Ende der Arbeit“ und Tom Hodgkinson, britischer Experte für Muße und Gelassenheit und Herausgeber des „idlers“ (Müßiggängers).
Darüber hinaus bereist der Filmemacher für ihn wichtige Stätten des Arbeitsglaubens und dessen Niedergangs. Im Ruhrgebiet trifft er die letzten „heiligen“ Bergarbeiter. In Hamburg begutachtet er ein virtuelles Übungskaufhaus, eine Aktivierungsmaßnahme für Langzeitarbeitslose. In den USA besucht er u.a. einen kalifornischen Ein-Mann-Fernsehsender, der seine Beiträge komplett via Internet auf den Philippinen schneiden lässt.
Parallel zu den tiefergehenden dokumentarischen Episoden ergründet der Film in kleineren, inszenierten Sequenzen mit Humor und in dramaturgisch zugespitzter Form unsere deutsche Arbeitswelt. Vom gut verdienenden, aber ausgebrannten Ingenieur in gehobener Position, über den einsamen Rentner, die emanzipierte Freelancerin in der Medienbranche und den scheinbar zufriedenen Versicherungsfachangestellten bis zum glücklichen Müßiggänger werden überzogene Charaktere vorgestellt. Hierdurch gelingt es Faigle den Stellenwert von Arbeit zu karikieren und zugleich zur (selbst)kritischen Reflektion anzubieten.
Faigle stellt mit seinem Film nicht, wie zumeist üblich, die Frage nach den Bedingungen der Arbeit, sondern nach der Arbeit selbst, nach ihrem heiligen Mythos, ihrem philosophischen Kern. Gerade in Zeiten ökonomischer Krisen und weiter zunehmender Ersetzbarkeit des Menschen als Arbeitsfaktor bedarf es einer solch ketzerischen, filmischen Reflektion. Gleichwohl versucht der Film auch Perspektiven aufzuzeigen: eben „Frohes Schaffen“ als Neuauslegung einer überholten Interpretationsweise von Arbeit.
- Deutschland, Österreich
- 94:00 Min.
- Regie: Konstantin Faigle
- Production: Erik Winker, Andreas Brauer, Martin Roelly
- Kamera: Steph Ketelhut
- Schnitt: Andreas Menn
- Musik: Theo Pauss
- Ton: Nic Wohlleben
- Sprache: deutsch, englisch
- Untertitel: deutsche
- Jahr: 2002