Game not over
In den Medien führt die Wechselwirkung von digitaler Technik und filmischen Mitteln zu ständig neuen ästhetischen Formen. Aber auch jenseits der Unterhaltungsmedien entstehen wechselseitig ähnliche Bilder - in Form sich verändernder Wahrnehmung, aber auch als tatsächliche Erscheinung. Waren z.B. Kampfroboter unlängst noch ein rein fiktives Konzept, so kapitulieren mittlerweile reale Menschen vor Drohnen. Solche Korrelationen werden auch weiterhin für stetig neue Formen, in den sich vermischenden Grenzen, zwischen wahrgenommener, simulierter und realer Welt sorgen - Game not over.
We'll become Oil
In einer Wüstenlandschaft erscheinen, nacheinander mehrere Kampfhelikopter. Sie wirbeln den Boden auf und fliegen in kreisenden Formationen, bis sie sich gegenseitig zum Absturz bringen. Es bleiben lodernde Feuer und dichte Schwaden von Qualm. Untermalt wird das destruktive Schauspiel von düsteren Sounds. In der vorherrschende Ästhetik überwiegt der Eindruck des Realfilms, der mit Hilfe digitaler Bildtechnik umgesetzt wurde. Die Wirkung des gewaltigen Szenarios ruft apokalyptische Assoziationen wach, die sich mit denen aus Filmen, Kriegsberichterstattung und Videospielen mischen.
- Frankreich
- 08:00 Min.
- Regie: Mihai Grecu
- Jahr: 2011
Reality 2.0
REALITY 2.0 kombiniert die Ästhetik klassischer Animation mit realen Filmbildern und nimmt Bezug auf die uns umgebenden, digitalen Medien. Um die Macht gesehener Bilder und deren Auswirkungen auf die erlebte Realität geht es auch inhaltlich. Der Filmemacher, der aus Mexiko zum studieren nach Deutschland gekommen ist, bekommt die Bilder seiner Heimat nicht aus dem Kopf. Was er sieht weckt Erinnerungen. So vermischen sich Bilder aus Hamburg mit denen von Mexiko und youtube. Sie erzählen vom Schönen und von den Gewaltexzessen des Drogenkriegs.
- Deutschland, Mexiko
- 11:00 Min.
- Regie: Victor Orozco Ramirez
- Sprache: spanisch
- Untertitel: englische, deutsche
- Jahr: 2012
Another Day of Depression in Kowloon
Der Film benutzt Ansichten aus dem Ego-Shooter „Call of Duty: Black Ops“ und erstellt damit ein Portrait von Kowloon, einem dicht besiedelten und herunter gekommenen Stadtteil von Hongkong. Das Bild, das entsteht, ist das einer verregneten und sich im Verfall befindlichen Stadt. Es brennen zwar in einigen Wohnungen Lichter, doch Menschen begegnen wir keinen. Es herrscht eine stimmungsvolle und düstere Atmosphäre, welche der Spieler, der sich sonst in der simulierten Stadt bewegt, wohl nur flüchtig wahr nimmt. Der Film ANOTHER DAY OF DEPRESSION IN KOWLOON zeigt die Bilder des Problembezirks und deren Transformation, die durch die Übertragung in das Computerspiel entsteht.
- Hongkong
- 15:00 Min.
- Regie: IP Yuk-Yiu
- Jahr: 2012
Tarnac. Le chaos et la grâce
TARNAC rekonstruiert mit den Mitteln eines Ego-Shooters die reale Festnahme einer angeblich terroristischen Vereinigung. Die vorausgegangene Tat wird in Form filmischer Sequenzen geschildert, die in Videospielen einzelne Etappen erzählerisch verbinden. Beim Übergriff der Polizei wechselt die Sicht in die Ego- und somit Actionperspektive. In einem Epilog sehen wir die reale TV-Übertragung einer parlamentarischen Stellungnahme zum Fall – auf einem Fernseher in 3D-Umgebung. Die Verknüpfung realer Vorgänge mit der Ästhetik und der Dramaturgie von Computerspielen, lässt eine eigentümliche Spannung entstehen und gibt Raum ,die einzelnen Ebenen von geschaffener Realität zu hinterfragen.
- Frankreich
- 23:00 Min.
- Regie: Joachim Olender
- Sprache: französisch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2012
Videospiel
Ein junger Mann arbeitet als Landwirt auf einem kleinen Bauernhof. In seiner Freizeit tut er dies virtuell, mit dem Computerspiel „Farming Simulator 2011“. Im Gegensatz zu seiner realen Tätigkeit ist es in der simulierten Version ein industrieller Grossbetrieb, mit dessen Erträgen er, als Ziel des Spiels, Gewinne erzielt. Damit auch der echte Hof für die Zukunft gewappnet ist, werden sich in der nächsten Zeit einige technische Veränderungen einstellen müssen. So wird von Melkrobotern geredet, welche die Melkmaschinen der benachbarten Landwirte bereits ersetzen.
- Frankreich
- 19:40 Min.
- Regie: Aurélie Kunert
- Sprache: französisch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2011
Terre blanche
In einer sich mit dem Eindruck traditioneller Grafik vermischenden 3D-Animation erscheint eine schwarz-weiße Umgebung. Diese besteht aus Landschaft und verlassenen, landwirtschaftlichen Gebäuden. Der simulierte Kamerablick fliegt über diese hinweg oder geht durch einzelne Gebäude hindurch. Ein poetischer, innerer Monolog scheint von einer Person zu stammen, die dort einmal gelebt und gearbeitet hat.
- Kanada
- 05:48 Min.
- Regie: Michel Boulanger
- Sprache: französisch
- Untertitel: englische
- Jahr: 2011